Zur Wachauerin zu Gast in Spitz an der Donau

Welchem Stil die Musik des Trios Zur Wachauerin nun tatsächlich zuzuordnen ist, wird wohl niemals wirklich beantwortet werden können. Die drei Herren Wolfgang Kühn, Fabian Pollack und Michael Bruckner-Weinhuber ziehen schlicht und einfach ihr eigenes Ding durch. Grundlage ist das traditionelle Liedgut der Wachau, welches von den Musikern überarbeitet und neu arrangiert, einer neuen Bedeutungsebene zugeführt wird. Wie unterhaltsam die zum Teil uralten Stücke in neuer Form erklingen, davon können sich Musikliebhaber am 25. September im Rahmen der 3. Europäischen Literaturtage in Spitz an der Donau überzeugen. Mit im Gepäck hat der Dreier seine 2010 erschienene und von allen Seiten hochgelobte CD “In meina Wöd”.

Die Wachau, der berühmte Landstrich entlang des Donautals siebzig Kilometer flussaufwärts von Wien, scheint nicht nur für Wanderer und Weinliebhaber ein überaus beliebter Ort zu sein, wie das Trio Zur Wachauerin beweist. Hier ist eine Combo am Start, die sich zum Ziel gesetzt hat, genau jenes Lebensgefühl musikalisch einzufangen, für welches diese Gegend so bekannt ist. Im weitesten Sinne handelt es sich um eine Neuinterpretation der traditionellen Volksmusik aus der Wachau, welche in bester Crossover-Manier von den drei Musikern mit Elementen aus dem Chanson, dem Jazz und dem Pop angereichert, eine ganz neue zeitgemäße Klangsprache annehmen.

Die Gitarristen Fabian Pollack und Michael Bruckner sind bekannt dafür, sich nicht alleine mit dem Nachspielen von musikalischen Vorgaben zu begnügen. Kein Wunder, stammen sie doch aus dem Metier der improvisierten, experimentellen und jazzigen Musik. Wer die zahlreichen Projekte der beiden Instrumentalisten kennt, der weiß, dass sie stets bedacht sind, dem Vorgebrachten ihre eigene unverkennbare Note zu verleihen. Nicht anders verhält es sich bei „Zur Wachauerin“. Pollack und Bruckner bedienen sich aus dem reichhaltigen Fundus des traditionellen Liedguts aus der Wachau und geben diesem eine völlig neue Richtung, ohne dabei aber den traditionellen und volkstümlichen Charakter der Kompositionen zu vernachlässigen.

Zur Wachauerin – Donauweiberl by mica

Für die ironisch-schrägen und  sehr rhythmusorientiert vorgetragenen Texte (Rap?) zeigt sich der dritte im Bunde, Wolfgang Kühn, verantwortlich.  Die in der Mundart dargebrachten Inhalte sind mitunter Telefonbüchern und Speisekarten entnommen. Auch verschiedenste Geschichten, Mythen oder einfach nur Dorftratsch halten als Inspiriationsquelle für die satirische Auseinandersetzung mit dem volkstümlichen Leben her. Dabei beweist Wolfgang Kühn immer wieder seinen ausgeprägten Hang zum Schrägen und Humorvollen. Dem Texter der Combo geht es darum, Sprache und Musik kunstvoll zu verknüpfen, um auf diesem Wege den Texten noch mehr Ausdruckskraft zu verleihen. (mt)

Foto © Zoe