ZUKUNFTSMUSIK – Closed Loops and Open Futures

Das vom 2. bis zum 4. Juni an drei Orten in Linz stattfindende Festival ZUKUNFTSMUSIK – CLOSED LOOPS AND OPEN FUTURE testet auf experimentellen Wege aus, in welche Richtung sich die Musik einmal entwickeln könnte.

Das Zukünftige hat schon einmal bessere Zeiten erlebt. Als Verbündeter der Forschrittseuphorie in Wissenschaft und Technik, als Vertrauensvorschuss sozialstaatlicher Planungspolitik, als das Ungreifbar-Utopische der künstlerischen Avantgarden hat es das Denken und Vorstellen des 19. und 20. Jahrhundert geprägt. Die Gegenwart hingegen betreibt – wenngleich manchmal sehr kunstfertig – Trauerarbeit für „lost futures“: Zukunft ist in der Populärkultur überwiegend im Modus einer „formalen Nostalgie“ (F. Jameson) oder als Retro zu haben und die Werbebilder eines hellen technologischen Morgen erscheinen als purer Zynismus angesichts technopolitischer Ökokatastrophen. Und auch die milde Utopie der Gleichheit durch sozialtechnische Eingriffe hat in Zeiten des public-private-management ihren recht diskreten Charme verloren.

Das Festival nähert sich behutsam dieser Situation an. Im Medium der Musik möchten wir der – manchmal gefühlten, manchmal suggerierten – Ausweglosigkeit etwas entgegensetzen: Spekulative Szenarios im Futur II, tastende Gesten, Versuche einer gemeinsamen Imagination. Die KünstlerInnen erproben eine Praxis der Zukunftsmusik, die der Improvisation gleicht: Um den folgerichtigen nächsten musikalischen Akt zu erahnen und zu setzen, braucht es hier Übung, tonnenweise implizites Wissen (auch historisches), Präzision, Hörbereitschaft, technische Fertigkeit, eine schwebende Aufmerksamkeit, einen sechsten Sinn für die Situation. Vielleicht gelingt es so, den closed loops zu entkommen ein, zwei, drei Morgen zurückzugewinnen.

Das Festival wird an drei Orten stattfinden, ein mobiles Festivalbüro verbindet die Orte. Jeder Tag/Abend entwickelt sich rund um ein Szenario, das wir absichtlich nur skizzieren und nicht auspinseln. Die Vorstellungskraft soll etwas zu tun kriegen.

DO, 02. Juni
In the loop or on the leap
Abend, Stadtwerkstatt
We grope with eyes wide open toward the darkness of futurity. With faith in outermost instead of innermost security.
(Moondog)

FR, 03. Juni
Proletarians 2.0
Tagsüber im Keller Kunstuni bei den Industrierobotern. Abends in der Stadtwerkstatt.
Klassische, häufig dystopische SF-Szenarien fußten auf einer Verlängerung der Realität kolonial-industrieller Arbeitsverhältnisse, in denen eine kleine Gruppe von Wissensarbeitern die körperlich Arbeitenden dirigierten. Ausgehend von der aktuellen Situation sich selbstoptimierender Wissens-, Kreativ- und Servicearbeit müssen selbst die Dystopien korrigiert werden.

SA, 04. JUNI
Eco-Posthumanism
Tagsüber im botanischen Garten. Abends in der KAPU.
Ökologisch zu agieren heißt längst nicht mehr, sich als arroganter Retter der Natur aufzuspielen, sondern vielmehr, den Umstand ernst zu nehmen, dass im menschlichen Handeln immer auch Nichtmenschliches mitagiert: Pollen, Bakterien, Smartphones, Beton, Nahrung. Menschen sind immer schon Nichtmenschen gewesen und sie werden es in Zukunft vermehrt gewesen sein.

PROGRAMM

Do, 02. JUNI Stadtwerkstatt // Kirchengasse 4, 4040 Linz
In the Loop or on the Leap
18.00 Olaf Karnik − Haunted by Hauntology
19.00 Volker Zander & Stefan Lakatos − „Twice upon a time“. Moondogs Futurities
20.30 The Space Lady
im Anschluss DJ Hooray

Fr, 03. JUNI Versorgungstunnel und Roboterkeller // Hauptplatz 8, 4010 Linz
Proletarians 2.0
16.30 Drehli Robnik − Das Linzer Programm: Mad Max Adler und die Dickless Tastatur des Proletariats in film- und politktheoretischer Verzerrung
17.30 Thomas Macho − Die Zukunft der Musik. Eine Rückschau
18.30 Henriette Gunkel − African Futures. Rückwärts in Richtung Revolution
19.30 Duracell
20.15 [LU:MA:X]3
abends Stadtwerkstatt // Kirchengasse 4, 4040 Linz
21.30 Billy Roisz
22.30 Andreas Kurz

Sa, 04. JUNI Botanischer Garten // Roseggerstraße 20, 4020 Linz
Eco-Posthumanism
16.00 Über analoge und digitale Klänge und das Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft − Gespräch mit Maja Osojnik
17.00 Martin Kaltenbrunner − Tier-Mensch-Maschine. Interaktive Musikinstrumente für Graupapageien
18.00 Anna Schürmer − Posthumane Sinfonien. Ohne Noise, keine Zukunftsmusik
19.00 Kristina Pia Hofer − „40 Jahre No Future“. Punk Repertoire und Retromanie
20.00 h:umm − Sound, Wellness, Noise
abends KAPU
21.00 Maja Osojnik
22.00 Vorführung von Instrumenten aus dem Lötworkshop
23.00 Thomas Meinecke und Martin Pieper
24.00 Murmler
01.00 DJ f!no
02.00 Image Recorder

WORKSHOPS

2. ― 4. JuniI jeweils ab 10.00 Creating Your Own Sound − Lötworkshop mit Wolfgang ›Fadi‹ Dorninger
3. Juni ab 10.00 Kritik der reinen Spekulation II − Aktion mit Christian Jendreiko
4. Juni ab 10.00 Sonifizierungsworkshop im botanischen Garten − mit Michael Schweiger

Links:
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