"Ziel ist es, von der Musik leben zu können" – MOONY ME im mica-Interview

Wenn Musik gemacht gehört, dann ist es den Protagonisten selbst meist derartig bewusst, dass die Sinnfrage obsolet erscheint. Moony Me produziert, weil es gemacht gehört, verzichtet auf ein Label, weil er über Inhalt, Reihenfolge und Aufmachung seines Werkes selbst entscheiden will, stellt also ein Album fertig, weil es raus muss und potentiellen Kaufenden frei, was es kosten soll, weil ihm wichtiger ist, dass es gehört wird. Im Gespräch mit Lucia Laggner nimmt er zu den Vor- und Nachteilen von Album und EP Stellung, erzählt von seinem Kollektiv Maesonic, seinem neuen Album “Jounrey Of A Sleepwalker” und erklärt, warum er der Zukunft des Musikmarkts wenig zuversichtlich entgegenblickt.

Nachdem du in den letzten Jahren einige EPs auf den Markt gebracht hast, erscheint es nahezu als logische Konsequenz, dass du nun dein eigenes Album veröffentlichst. Was kann man von diesem Werk erwarten? Was willst du mit diesen Nummern transportieren und warum gehören sie gemeinsam auf einen Longplayer?

Moony Me: Mir war es wichtig, meine musikalische Linie durchbringen zu können. Ich definiere meinen Sound als verträumt, atmosphärisch und auch etwas verschoben. Im Bezug auf diese Aspekte habe ich mich auf meinem Album austoben können. Ich habe sehr viel mit Samples gearbeitet. Das liegt wohl auch daran, dass ich ursprünglich aus dem HipHop komme. Dieses Album lehnt sich an meinen Wurzeln und weniger an House und Techno an. Man kann sich erwarten, dass man eine musikalische Linie verfolgen und heraushören kann. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und ich hoffe, dass es vielen gefallen wird.

Inwiefern unterscheiden sich Album und EP voneinander? Du hast mit beiden Medien gearbeitet. Welche Vorteile hat das eine gegenüber dem anderen?


Moony Me:
Ein Album muss sehr durchdacht sein, wohingegen eine EP einfach eine Ansammlung an Tracks darstellen kann, die in einem gewissen Zeitraum entstanden sind. Wenn man anfängt Nummern an Labels zu schicken, dann werden oft von einigen Paketen, nur wenige Tracks herausgepickt. Das ist nicht die Entscheidung des Künstlers, sondern das des Labels. Bei einem Album steht die persönlich Geschichte im Vordergrund. Das schlägt sich schon alleine in der Reihenfolge der Tracks nieder. Meist zieht sich ein roter Faden durch so ein Werk. Das empfinde ich als sehr wichtig. All diese Entscheidungen trifft der Artist und nicht das Label.


Du hast mit deinem Album auf die “Pay as you wish” Strategie gesetzt. Was ist die Intension hinter dieser Entscheidung, den KäuferInnen selbst die Entscheidung zu überlassen, wie viel Geld sie für deine Arbeit zahlen wollen?

Moony Me: Ich finde es gut, wenn man Menschen etwas schenken kann, da ich glaube, dass sich viele darüber freuen. Im Zuge der “Moony Edit Sessions” habe ich gemerkt, dass es gut funktioniert Produktionen einfach zur Verfügung zu stellen. Die Leute kaufen doch eh keine Musik mehr. Warum soll ich es mir antun, ein Label zu finden? Das dauert eine Ewigkeit und es bedeutet dann noch lange nicht, dass man sein Werk so veröffentlichen kann, wie man es zusammengestellt hat. Daher habe ich den einfachsten und schnellsten Weg gewählt, mein Album an den Mann zu bringen.

Hast du überlegt, für diese Zwecke ein eigenes Label zu gründen?

Moony Me:
Ja, das habe ich und ich will das auch irgendwann machen. Im Moment sehe ich mich noch nicht weit genug für diese Aufgabe. Darüber hinaus ist das ein ziemlicher bürokratischer Aufwand. Dafür fehlt mir noch die Zeit.

Was für Vorteile wirst du daraus ziehen können?

Moony Me: Ich werde KünstlerInnen fördern, die mir selbst gefallen. Darüber hinaus kann man seine eigenen Dinge nach konkreten Vorstellungen veröffentlichen. Natürlich gibt es auch jetzt Lieblingslabels, die Tracks und Ep’s herausbringen, die mir gefallen, aber die Zusammenstellungen und Details entsprechen nicht immer 100 %ig meinem Geschmack.

Neben deiner Solotätigkeiten bist du in Graz Teil eines Kollektivs. Bitte erzähl doch ein bisschen etwas von diesem Projekt.

Bild Mooney Me
Mooney Me (c) Michael Zahnschirm / Theresa Lipp

Moony Me: Das Kollektiv trägt den Namen Maesonic und setzt sich aus den Artists We Are Friends SRGJ und Moony Me zusammen. Wir hatten Lust gemeinsame Veranstaltungen zu machen, Künstler zu buchen und eine Plattform zu bilden, die für das steht, was wir unterstützen wollen. SRGJ habe ich durch das Studium kennen gelernt und We are Friends sind mir in der Szene und auf Partys über den Weg gelaufen. Musikalisch haben wir uns von Anfang an sehr gut verstanden und waren uns einig, das wir gerne zusammen arbeiten würden. Das Forum Stadtpark hat sich als super Wahl für unsere Partys herausgestellt. Im Durchschnitt findet alle 1,5 Monate eine Veranstaltung statt bei der wir meist aus dem Raum Österreich oder Bayern einen Act hinzu buchen.

Wie seid ihr auf das Forum Stadtpark als Location gekommen?

Moony Me:
Naja, da das Niesenberger schließen musste und die Postgarage schon relativ übersättigt war, haben wir beim Forum angefragt. Es war uns sofort sehr sympathisch. Als wir dann Filipa getroffen haben, war klar, dass wir uns an diesem Ort sehr wohl fühlen würden. Darüber hinaus sind die Konditionen super.

Was sind eure Vorstellung von eurer Veranstaltung? Gibt es einen gemeinsamen Sound für den ihr steht?

Moony Me: Der gemeinsame Sound schwirrt irgendwas zwischen Deephouse, Chicagohouse, Acid und Disco herum. Da unsere Stile und Tracks sehr homogen sind, macht es Sinn, das gemeinsam auf einer Party zu präsentieren.

Zeigt ihr Visualls?

Moony Me: Ja, Alex kümmert sich um sehr minimalistisch gehaltene Visualls. Das gefällt mir sehr gut.

Du hast vor einigen Jahren, nicht zuletzt wegen dem Studium, die Stadt gewechselt und bist von München nach Graz gekommen. Das Studium ist in den Hintergrund, die Musik in den Vordergrund gewandert. Warum hast du dich dafür entschieden, in Graz zu bleiben? Was gefällt dir hier? Gibt es Vorteile gegenüber München?

Moony Me: München hat eine viel größere Szene und Clublandschaft. Die Stadt ist vier oder fünfmal so groß wie Graz. Allerdings bin ich in München aufgewachsen und habe viel Zeit dort verbracht. Daher hat es über die Jahr auch an Reiz verloren. Mir gefällt Graz sehr gut, da es eine kleine, schöne Stadt ist, die trotz ihrer überschaubaren Größe viel zu bieten hat und in der nette Menschen leben. Dazu kommt, dass ich im Niesenberger ein Studio miete, welches mir die Möglichkeit bietet, außerhalb meiner Wohnung zu arbeiten. Dadurch lasse ich mich nicht so leicht ablenken und kann mich voll und ganz auf das Produzieren konzentrieren. Trotzdem habe ich vor Ende des Jahres nach Wien zu ziehen.

Warum ein erneuter Ortswechsel?

Moony Me: Weil ich doch wieder in einer größeren Stadt wohnen will. Außerdem ist es mein Ziel, von der Musik leben zu können und dafür ist Graz einfach zu klein.

Woraus setzt sich dein aktuelles Einkommen zusammen? Wieviel verdienst du mit deinem Brotjob und wieviel mit der Musik? Wie kannst du an das eben formulierte Ziel, durch die Musik finanziell unabhängig zu werden, gelangen?

Moony Me: Zum jetzigen Zeitpunkt erwirtschafte ich 60% meines Geldes durch das Kellnern und 40% mit der Musik. Klar ist, dass die Reputation besser werden muss, wenn ich mein Ziel erreichen will. Ich muss bekannter werden, um öfter gebucht und besser bezahlt zu werden. Die Gagen wachsen mit der Bekanntheit.

Wie du vorhin schon angesprochen hast, ist es schwierig geworden vom Musikverkauf zu leben. Hast du eine Vorstellung, wie sich das wieder verändern könnte bzw. was für Strategien notwendig sein werden, um als unabhängiger Musikschaffender sein Auskommen zu sichern?

Moony Me: Ich bin relativ unzuversichtlich. Ich glaube nicht, dass es irgendwann wieder möglich sein wird, von Musikverkäufen zu leben. Durch Piraterie und Internet sind die Möglichkeiten gratis und illegal an Musik zu kommen, mannigfaltig geworden. Für die Leute ist es nicht mehr selbstverständlich Musik mit Geld Geld zu bezahlen, weil sie ja sowieso kostenlos im Netz ertönt. Ich glaube, es müsste einiges passieren, um in den Köpfen der Menschen ein Umdenken zu bewirken. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe in diesem Zusammenhang wieder mehr Sensibilität herzustellen. Früher sind Bands auf Tour gegangen, um ein Album zu promoten. In nur kurzer Zeit hat sich das um 180 Grad gedreht und es werden Alben produziert, um eine Tour zu bewerben, die eigentlich erst das Geld in die Tasche spielt.

Wie sehen deine Pläne für die nächsten Jahre aus? Was darf man erwarten, was erwartest du?

Moony Me: Ich werde verstärkt an meinem Netzwerk arbeiten, um spannende Leute kennen zu lernen und meine Bekanntheit zu steigern. Insbesondere will ich mich nach Labels und Künstlern umsehen, die ähnliche Schwerpunkte setzen wie ich. Vom Umzug nach Wien erhoffe ich mir auch sehr viel, da in der Hauptstadt einfach mehr passiert und sie an sich internationaler ausgerichtet ist als Graz. Ich habe am 28. Mai mein erstes Liveset gespielt, an dem ich weiter arbeiten will. Im Mittelpunkt steht ganz klar die Weiterentwicklung des eigenen Sounds.

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