Studio Dan, gegründet 2005 im Rahmen des ersten JazzWerkstatt Wien Festivals, steht seit jeher für die Überschreitung von Genregrenzen. Was damals mit der Erweiterung des Jazz durch Einflüsse aus zeitgenössischer klassischer Musik und elektronischen Klängen begann, ist heute zu einem Markenzeichen des Ensembles geworden.
In den fast 20 Jahren seines Bestehens hat Studio Dan immer wieder bewiesen, dass die Verbindung scheinbar unvereinbarer musikalischer Elemente keine Selbstverständlichkeit ist. Programme mit Werken von Frank Zappa, Elliott Sharp und Julius Eastman, sowie von jungen Komponist:innen wie Ingrid Laubrock und Dorian Concept, belegen das Bestreben, musikalische Kategorien zu hinterfragen und neu zu definieren.
Neben der künstlerischen Grenzüberschreitung ist Studio Dan auch dafür bekannt, ungewöhnliche Konzertformate und Spielorte zu erschließen. Konzerte im öffentlichen Raum, in Fußballkäfigen oder Schwimmbädern gehören ebenso zum Repertoire wie Auftritte an renommierten Veranstaltungsorten. So war das Ensemble 2024 Teil einer 7-stündigen Performance im Wald in Niederösterreich, eine Auftragsarbeit für das renommierte Rimini Protokoll im Rahmen der Tangente St. Pölten.
Besonders hervorzuheben ist das Engagement von Studio Dan für junges Publikum. In den letzten zehn Jahren entstanden vier große Musiktheaterproduktionen, die in Konzertsälen wie der Elbphilharmonie Hamburg oder dem Festspielhaus St. Pölten aufgeführt wurden. Dabei stehen Werke von Komponisten wie Vinko Globokar, John Cage und Iannis Xenakis im Mittelpunkt – alles andere als klassische „Kindermusik“.
Die jüngste Zusammenarbeit mit dem MuTh in Wien stellt einen weiteren wichtigen Meilenstein dar. Ab Dezember 2024 wird die Konzertreihe “YOU BETTER LISTEN!” ins reguläre Abonnementprogramm des Hauses aufgenommen. Studio Dan präsentiert dabei vier innovative Programme, die Uraufführungen und wenig gespielte Werke umfassen. Das besondere Highlight dieser Reihe ist das Format „Amuse Gueule“, bei dem das Publikum direkt auf der Bühne zwischen den Musiker:innen Platz nimmt und so Musik aus einer völlig neuen Perspektive erlebt. Dieser intime Rahmen ermöglicht es den Zuhörer, aktiv am Entstehungsprozess der Musik teilzuhaben und sich in entspannter Atmosphäre mit den Kompositionen auseinanderzusetzen.
Mit diesem einzigartigen Konzept verfolgt Studio Dan das Ziel, zeitgenössische Musik einem breiten Publikum näherzubringen und neue Zugänge zu schaffen – stets ohne Vereinfachung, dafür aber mit einer einladenden Nahbarkeit, die das Publikum ermutigt, neugierig zu sein und Fragen zu stellen.
MO 2. DEZEMBER 2024| 19:30 Uhr — AMUSE-GUEULE 18:15 Uhr
BRAXTON ET AL.
Studio Dan
Werke von Anthony Braxton, Michael Tiefenbacher, Samu Gryllus u.a.
Anthony Braxton ist und bleibt, neben einigen anderen Namen, Leitstern unserer musikalischen Langstreckenwanderung. Der aus der legendären AACM (Association for the Advancement of Creative Musicians) hervorgegangene Saxophonist und Komponist plädiert für einen dermaßen allumfassenden Musikbegriff, dass jegliche Ordnungsgelüste und Fragen nach Stil, Herkunft und Relevanz ins Leere laufen. Diesen weltumarmenden Freiheitsbegriff – der die implizit-politische Dimension mitdenkt – verstehen wir als Auftrag zum Weitermachen.
Braxton et al. ist ein bereits seit einigen Jahren laufendes Projekt mit wechselndem Programm. Im Rahmen des Konzerts im MuTh präsentieren wir unsere gleichnamige neue CD.
MI 19. FEBRUAR 2025| 19:30 Uhr — AMUSE-GUEULE 18:15 Uhr
YOURS SINCERELY
Studio Dan
Werke von Jalalu-Kalvert Nelson und Meredith Monk
Wem Jalalu-Kalvert Nelson persönlich über den Weg gelaufen ist, wird niemals mehr vergessen, welch großes Herz – unverstellt und aufrichtig – einem hier entgegenschlägt. Der in Oklahoma aufgewachsene und in der Schweiz lebende Komponist und Trompeter scheint mit endloser Lebensenergie versorgt zu sein. Energie, die er in Kammermusikwerke, Theatermusiken und Performances und beim Erzählen unzähliger Geschichten transformiert.
Ob Meredith Monk ebenso offen- und warmherzig auftritt, ist uns leider nicht bekannt; dass sie aber, besonders als energetische Performerin ihrer eigenen Werke, aber auch als Komponistin, rituelle und mythische Elemente mit Praktiken der Avantgardekunst (der 70er und 80er Jahre in New York) verbindet, kann als Gemeinsamkeit beider präsentierten Künstler:innen ausfindig gemacht werden.
DO 24. APRIL 2025| 19:30 Uhr — AMUSE-GUEULE 18:15 Uhr
FERNBEZIEHUNG
Studio Dan
Werke von Johanna Beyer und Mark Fell
Eine kleine Sensation erwartet unser Publikum im dritten Konzert unserer Serie, handelt es sich doch bei Johanna Beyer (1888–1944) um eine bei uns weitgehend unbekannte Komponistin experimenteller Instrumentalmusik, die dem Kreis der amerikanischen Ultramodernisten rund um Henry Cowell angehörte und später auch mit der Gruppe der New School rund um John Cage in Kontakt war.
Ihre außergewöhnlich prägnante und transparente Musik mit stark konzeptuellem Hintergrund und die Tatsache, dass sie als Schöpferin des ersten elektroakustischen Werks einer Komponistin gilt, lässt sich gut in eine Linie mit Mark Fell setzen.
Der zweite Komponist des Abends ist einem ‘ganz anderen Publikum’ als einer der wichtigsten Vertreter elektronischer Musik bekannt. Seine prozesshaft-entwickelten musikalischen Strukturen konnten wir in einem vorangegangenen gemeinsamen Workshop bereits in erste Instrumentalmusik übertragen, nun folgt der nächste Schritt.
MI 11. JUNI 2025| 19:30 Uhr — AMUSE-GUEULE 18:15 Uhr
CEREMONY
Studio Dan
Werke von Pauline Oliveros und Daniel Riegler
Zwischen Pauline Oliveros (1932-2016), Elektronikpionierin, Komponistin, Akkordeonistin und Deep Listening ‘Erfinderin’ und Daniel Riegler, Gründer von Studio Dan, Posaunist und Komponist, gibt es wenig offenkundige ästhetische Linien, abgesehen von denen, die das Ensemble durch seine Leitung mit vielen Vertreter:innen amerikanischer Avantgarde verbindet. Ein Abend der Gegensätze? Vielleicht.
Das Thema des Abends allerdings, ist dem 20-jährigen Bestehen unseres Ensembles geschuldet – Ceremony!
Pauline Oliveros’ Anleitungen für klangliche Meditation wird uns im ersten Teil der Zeremonie in einen höheren Bewusstseinszustand befördern, um im zweiten Teil, den Daniel Riegler für ‘sein Studio Dan’ komponiert, eine ausgelassene musikalische Antwort auf die Frage zu finden: “Who cares if we don’t care?”
Links:
Studio Dan
Studio Dan (Facebook)
Studio Dan (Instagram)
MuTH