Wordraps zu Kärnten: Über Musik, die Szene und geheime Ecken

Die Musikerin INGRID SCHMOLINER, OLIVER WELTER von NAKED LUNCH und die Sängerin JULIA MALISCHNIG im Wordrap zur Musikszene ihrer Heimat Kärnten. 

Ingrid Schmoliner (Musikerin, Komponistin und Pädagogin)

(c) Elvira Faltermeier

Ihr Lieblingsplatz in Ihrer Heimatstadt?

Da ich am Berg aufgewachsen bin, bin ich am liebsten im Stall bei den Tieren, oder unterwegs in der Natur.

Spotify oder Vinyl?

Natürlich Vinyl, dieser Vergleich hinkt mir ein wenig.

Ihr prägendstes Musikerlebnis war…?

Mit 18 wurde ich gebeten im Haus Jerabek in Himmelberg, ein Klaviersolo zu improvisieren. Die Künstlerin Birgit Bachmann wollte ürsprünglich diese Ausstellung “die Klavierspielerin” nennen, hatte es dann aber umbenannt auf das Motto “Zwischenzeiten”. Sie hat mich trotzdem gebeten zu spielen und war während den ganzen 40 Minuten im Nebenraum anwesend. Ich war während dieser spontanen Aktion sehr in mir, und hatte meine erste wirklich transzendente und mystische Erfahrung als Spielende. Daraufhin wusste ich, dass ich selber Musik schaffen und erschaffen wollte. Birgit Bachmann hat an diesem Abend alle Bilder verkauft und mir ein Jahr später als Dank ein Bild geschenkt, welches sie speziell für mich
die Klavierspielerin gemalt hat.

Früher und Heute – Veränderungen in der Musikszene in Kärnten/in Ihrer Heimatstadt?

Als die FPÖ die Macht im Land Kärnten hatte, war sowieso im Kulturbereich Vieles schief… . Was aber abgesehen von der politischen Gesinnung in den letzten Jahren zu beobachten ist, dass immer weniger Leute im Publikum sitzen und die kulturelle Szene welche nicht im Mainstream verankert ist, nicht ausreichend durch Interesse vor Ort unterstützt wird. Dieses Phänomen schreibe ich der ständigen Überlastung und Überreizung zu. Die Zeit sich einer intensiveren Musik hinzugeben, erfordert ein aktives Entscheiden und Bereitschaft! Ich würde mir in vielen Dingen wünschen, dass es ein Aufwachen in einer breiteren Bevölkerungsgruppe gibt…denn Musik ist Nahrung.
Ich organisiere seit 8 Jahren mit Matthias Erian und Lisa Rozmann das Festival New Adits für gegenwärtige Musik und interdisziplinäre Kunstformen in Klagenfurt/Celovec. Wir arbeiten hier eng zusammen mit Raimund Spöck und dem Verein Innenhofkultur. Dieses Jahr findet es vom 28.11. – 01.12.2018 im Littmanhaus statt. Glücklicherweise sind hier die Publikumszahlen in den letzten Jahren
gestiegen. Natürlich bräuchten wir um Einiges mehr Geld von Stadt und von Land, um
zu wachsen. Eine Mehrjahresförderung wäre in diesem Fall wichtig für uns.

Wenn ich nicht in Kärnten bin, vermisse ich am meisten?

Die Natur mit ihrer Musik, Schattierungen und Jahreszeiten.

 

Links:

Ingrid Schmoliner

New Adits Festival 

mica – Musikdatenbank Eintrag 


Oliver Welter (Naked Lunch)

(c) Redelsteiner

Ihr Lieblingsplatz in Ihrer Heimatstadt?

Das Kreuzbergl

Spotify oder Vinyl?

Vinyl.

Ihr prägendstes Musikerlebnis war…?

Der Kauf von ‘Zen Arcade’, dem brillanten zweiten Album der Band Hüsker Dü. Ich war noch sehr jung…

Früher und Heute – Veränderungen in der Musikszene in Kärnten/in Ihrer Heimatstadt?

Es gab früher eine sehr kleine Musikszene. Heute gibt es eine noch kleinere.

Wenn ich nicht in Kärnten bin, vermisse ich am meisten?

Meine zwei Kinder! Sonst aber wirklich gar nichts.

 

Links:

Naked Lunch

mica – Musikdatenbank Eintrag


Julia Malischnig (Sängerin, Gitarristin, Komponistin)

(c) Gisela Schenke

Ihr Lieblingsplatz in Ihrer Heimatstadt?

Ich liebe den Millstättersee und habe rund um den See viele Lieblingsplätzchen, an denen ich meine Seele baumeln lassen kann.

Spotify oder Vinyl?

Definitely Vinyl.

Ihr prägendstes Musikerlebnis war…?

Gemeinsam mit David Helfgott beim 10. Jubiläumsfestival von La Guitarra esencial 2017 in Millstatt auf der Bühne zu stehen und mit ihm Musik in einer neuen Dimension zu erleben. Unbeschreiblich, welche Energie und Liebe David Helfgott auf der Bühne verströmt und wie man von seiner einzigartigen Leichtigkeit beflügelt und inspiriert wird. Das war ein unvergesslicher und prägender Moment, der mich auf meinem Weg und im Herzen stets begleitet.

Früher und Heute – Veränderungen in der Musikszene in Kärnten/in Ihrer Heimatstadt?

Als Musikerin und als Veranstalterin erlebe ich die Entwicklung der Musikszene in Kärnten als eine sehr positive. Das Publikum ist sehr aufgeschlossen und höchst interessiert an qualitativ hochkarätigen Veranstaltungen und zeigt sich auch mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit den Musikern und den Veranstaltern gegenüber. Es gibt das ganze Jahr hindurch ein großes Angebot an kulturellen Ereignissen und ich bemerke, dass in der Bevölkerung der Kärntner Musikszene ein zunehmend höherer Stellenwert gegeben wird. Somit blicke ich voll Zuversicht in die weitere musikalische Entwicklung meiner Heimat.

Wenn ich nicht in Kärnten bin, vermisse ich am meisten?

Am meisten vermisse ich den Millstättersee, die Berge und die gute Luft…die ist einfach nirgendswoanders so klar und rein. Wenn meine Sehnsucht zu groß wird, dann singe ich ein Kärntnerlied und hole mir mit den vertrauten Klängen ein Stück Kärnten in mein Herz.

 

Links:

Julia Malischnig