Wolfgang Mitterer zählt ohne Zweifel zu den vielschichtigsten, wandlungsfähigsten, innovativsten und interessantesten Musikschaffenden, die im Moment in Österreich am Werken sind. Davon, wie wenig der auch international hoch angesehene Künstler von herkömmlichen musikalischen Begrifflichkeiten, Traditionen und Kontexten hält, können sich Liebhaber experimenteller zeitgenössischer Klänge am 1. Oktober im Rahmen der „Zweiklang: Mensch-Machine“ Konzertreihe in der Alten Papierfabrik in Neubruck bei Scheibbs überzeugen. Zur Aufführung bringt Mitterer sein Werk „Silbersand“, welches er 1999 für die Styriarte komponiert hat. Bei der musikalischen Umsetzung unterstützt wird der gebürtige Grazer von vier Musikkapellen und zwei Chören aus der Region.
Wolfgang Mitterer ist ein Musiker, der es auf ganz wunderbare Art und Weise versteht, Gegenpole, welcher klanglichen oder kontextualen Form und Ebene auch immer, miteinander in Einklang zu bringen. Als ein Künstler, der in seinem vielschichtigen Arbeiten vor allem eines im Sinne hat, nämlich sich des engen Korsetts des Festgeschriebenen zu befreien, wandelt der Organist und Komponist an den Schnittstellen der unterschiedlichsten Spielarten. Es geht ihm in erster Linie um das Betreten von Neuland, um die Erforschung bisher noch unbekannter Klangformen.
Beheimatet fühlt sich der inzwischen oftmals ausgezeichnete Organist und Komponist, wie seine zahlreichen Projekte belegen, vor allem an den Schnittstellen zwischen den einzelnen zeitgenössischen Musikgattungen. Egal ob nun im Jazz, in der Improvisation und Elektronik, im Pop in der Neuen Musik, Avantgarde oder der Weltmusik. Der 1958 in Lienz geborene, musikalische und ungemein wandlungsfähige Freigeist versucht in seinen vielschichtigen Arbeiten, Brücken zu schlagen, neue Ansätze zu entwickeln, stilistische Grenzen außer Kraft zu setzen, um etwas nicht Gehörtes und Außergewöhnliches zu erschaffen.
Das Konzert in der Alten Papierfabrik verspricht ein ungemein spannendes Klangspektakel zu werden. In seinem Werk “Silbersand”, welches er einst für die Styriarte komponiert hat und dessen Titel auf einem Ingeborg Bachmann-Gedicht basiert, versucht sich Wolfgang Mitterer, wie man es von ihm gewohnt ist, als avantgardistischer Klangforscher und –maler, der durch die Kreuzung drei vollkommen unterschiedlicher musikalischer Ansätze ein ungewohntes klangliches Terrain beschreitet. Experimentelle Elektronik trifft auch Blasmusik und klassisch geprägte Chormusik. Eine exakte Voraussage darüber zu treffen, was tatsächlich entstehen wird, lässt sich nicht machen. Was die ganze Sache aber auch so spannend macht.
Aus diesem Grund sollten sich Liebhaber anspruchsvoller und avantgardistisch angehauchter Klanglandschaften diese wunderbare Gelegenheit nicht entgehen lassen. (mt)