Dass sich Sofa Surfer Wolfgang Frisch nicht nur bei seiner Hauptband wohl fühlt, sondern auch außerhalb dieser eine mehr als nur gute Figur macht, bewies er schon des Öfteren. Sein Soloalbum „The Hundred“ (2008) etwa oder das in diesem Frühsommer 2011 erschienene Debütalbum „Ricaricare“ der talentierten Sängerin Katika, an dem er als Produzent seine Finger mit im Spiel hatte, zeugen von einer immensen Kreativität des Künstlers. Mit „Watering the Land“ legte der Gitarrist in Herbst des vergangenen Jahres sein zweites Soloalbum vor. Eines, das einmal mehr sein unglaubliches Musikverständnis und sein Wissen um die Produktion erstklassiger Songs eindrucksvoll unterstreicht. Gelegenheit den vielbeschäftigten Mann live zu sehen gibt es am 3. Februar im Cinema Paradiso in St. Pölten.
Die insgesamt neun Tracks offenbaren sich als ein faszinierendes atmosphärisches und ungemein abwechslungsreiches Hörerlebnis. Wiederholungen gibt es keine, jeder einzelne Track steht als kleines Klangkunstwerk für sich. Seine Inspiration für dieses Album zieht Wolfgang Frisch nach eigenen Angaben aus dem Schaffen von Scott Walker oder Jack Nitzsche. „Was mich an beiden fasziniert ist, dass ihre Musik vordergründig schön und romantisch ist, man aber bei näherem Hinhören merkt, dass es im Hintergrund brodelt und die Musik letztlich alles andere als so schön ist, wie sie aufs erste Hören wirkt. Das fand ich faszinierend und genauso etwas wollte ich mit meiner Musik auch erreichen. Das heißt: Vordergründig schöne Harmonien, und bei mehrmaligem Hören merkt man dann, dass sich im Hintergrund etwas völlig anderes abspielt“, so der Wiener im mica-Interview.
Velvet-Wolfgang Frisch feat. Ana Gardel by Monoscope Productions
Den musikalischen Ausgangspunkt des Albums bildet Tonmaterial der 1960er und 1970er Singer/Songwriter-Szene, welches der Soundtüftler durch seine Bearbeitung in einem vollkommen neuen, zumeist eher melancholisch und dunkel erklingenden musikalischen Kontext aufgehen lässt. Es entsteht eine Sammlung von Stücken, die stilistisch nicht einer einzelnen Kategorie zuordenbar sind. Mal bewegt sich der Wiener in Richtung Trip Hop und Downbeat, mal in die des experimentellen, fast schon filmmusikalischen Sounddesigns, um im nächsten Moment an der Schnittstelle zwischen Elektronik, Pop und (balladeskem) Singer/Songwritertum einen Brückenschlag zu versuchen.
Was die ganze Sache zusätzlich so speziell macht ist der Umstand, dass Wolfgang Frisch mit Pieter Gabriel, Marilies Jagsch, Ana Gardel, Wolf van den End und Georg Altziebler alias Son Of The Velvet Rat fünf wirklich außergewöhnliche und charismatische Stimmen für die Zusammenarbeit gewinnen könnte, die jedem einzelnen Stücken mit ihrer Performance zusätzlichen Charakter, das besondere Etwas zu verleihen in der Lage sind.
„Watering the Land“ ist ein sehr stimmungsvolles, vielschichtiges und atmosphärisch dichtes Stück Musik von hoher Qualität geworden, eines, an welchem Liebhaber anspruchsvoller Popmusik auf jeden Fall ihre Freude haben sollten. (mt)