Rock-Musik ist wieder da – oder war sie nie weg? Grad den ersten Tour-Lag hinter sich, droppen die vier Köpfe hinter GLAZED CURTAINS zwischen verschneiten Schreibsessions am Wörthersee, nostalgischem Retro-Chic und den kleinen Fluchten aus dem 9-to-5-Leben ein Album, das alles andere als klaustrophobisch klingt. Für mica sprechen CONSTANTIN KARY, JAY MATHES, MATEI BALASOIU und MAX SULZ über die Entstehung ihres zweiten Albums „Claustrophobia“ (VÖ: 22.11.24 auf Tape Capitol Music). Dabei geben sie unter anderem Einblick über Hype-Zyklen, die Liebe zum Nischigen und warum Realitätsflucht manchmal die Kreativität anheizt. Ania Gleich hat die vier Musiker zum Gespräch getroffen und dabei herausgefunden, wieso ADHD eine so gute Metapher für unsere Zeit ist und warum man die Band nicht mit glasierten Doughnuts verwechseln sollte.
Ihr seid gerade mitten in eurer Tour, oder?
Max Sulz: Ja, beziehungsweise haben wir grad den ersten Tour-Lag hinter uns. In zwei Wochen geht es dann wieder los. Im Endeffekt endet die Tour mit der Album-Release-Show am 23. November.
Wie war es bis jetzt?
Matei Balasoiu: Es war overall fun.
Jay Mathes: Eine richtig coole Erfahrung.
Constantin Kary: Vielleicht ein paar zu viele Off-Days dazwischen.
Matei Balasoiu: Womöglich sind wir hier und da ein bisschen zu oft auf einen Drink gegangen.
Max Sulz: Obwohl, ich war die meiste Zeit krank!
Du musstest aber nicht singen, oder?
Max Sulz: Genau, deswegen konnte ich das durchziehen. Ob es gescheit war, ist eine andere Frage. Mein Workout hatte ich trotzdem.
Wer macht bei euch das größte Workout?
Matei Balasoiu: Max hat auf jeden Fall die größten Muskeln.
Constantin Kary: Ich glaube, jeder bringt da seinen Teil mit.
„ZWEI BESTE FREUNDE HABEN AUF ZWEI BESTE FREUNDE GETROFFEN”
Wie habt ihr euch gefunden?
Matei Balasoiu: Wir haben so eine Goto-Antwort, die Frage ist nur …
Max Sulz: … wer gibt sie heute?
Jay Mathes: Ich glaube, heute bin ich dran. Es hat so begonnen, dass einerseits Sulzi (Anm. Max Sulz) und Consti gemeinsam auf der Schule waren und andererseits Matei und ich. Dann haben Matei und Max gemeinsam an der SAE studiert und sich so kennengelernt. Matei hat bald begonnen, in der Glazed Curtains Konstellation zu spielen. Ein halbes Jahr später ist dann der ehemalige Gitarrist ausgestiegen, und ich war auch dabei! Das war 2019.
Max Sulz: Zwei beste Freunde haben auf zwei beste Freunde getroffen. So cute sind wir!
Und warum der Name?
Max Sulz: Er ist jedenfalls sehr Google-Search-bulletproof. Wenn du googelst, findest du Bilder von uns … und von Vorhängen.
Matei Balasoiu: Manchmal sieht man auch ein paar glasierte Donuts.
Max Sulz: Der Name hat deshalb nicht wirklich eine tiefere Bedeutung! Wir wollten nach der Schule eine Band gründen, und als wir einen Namen gesucht haben, hatte Consti einmal die Idee: Durch Vorhänge kann man nicht durchsehen, aber wenn sie gläsern wären, dann schon! Damit sind sie komplett sinnlos. Das fanden wir witzig!
Matei Balasoiu: Es war auch ein Übersetzungs-Wirrwarr. Denn „glazed“ sollte für „gläsern“ stehen und nicht für „glasiert“. Aber it is, what it is.
Constantin Kary: Es war auf jeden Fall nicht die Intention.
Jay Mathes: Irgendwann hat der Name angefangen, für sich zu stehen.
Matei Balasoiu: Wir haben schon überlegt, den Namen zu ändern, aber uns dann gedacht: Fuck it.
Ich finde ihn gut, er lässt Raum für Ambiguität!
Constantin Kary: Der Sound ist wichtiger als die eigentliche Bedeutung.
„Claustrophobia“ ist euer zweites Album. Auf Streaming-Diensten wird aber auch noch ein drittes Album angezeigt. Warum?
Max Sulz: Oh nein, also ist das immer noch da! Die Sache ist die: „Hey You“ war unser erster Release, aber eigentlich war das nur eine EP.
Matei Balasoiu: Ja, aber für die Streaming-Dienste ist es ein Song zu viel für eine EP, weshalb es als Album aufscheint.
Constantin Kary: Das war auch noch mit dem ehemaligen Gitarristen.
Max Sulz: Und musikalisch ist es gar nicht mehr das, was wir jetzt machen! Da hört man noch diese Stoner-Rock-Einflüsse raus.
Matei Balasoiu: Andererseits ist es interessant, dass du es aufbringst. Was meinst du: Sollen wir es löschen oder lassen?
Ich denke mir, vielleicht findet es irgendwann jemand und findet es geil. Was spricht dagegen?
Constantin Kary: So haben wir uns das auch gedacht.
Max Sulz: Ja, und es gehört einfach zum Werdegang dazu!
Constantin Kary: Aber das erste richtige Album ist „Excuse My Insomnia“.
Was ist denn der Sound, mit dem ihr euch jetzt identifiziert? Und wieso habt ihr euch zu der Veränderung entschieden?
Max Sulz: Es hat sich vor allem deswegen verändert, weil wir jetzt andere Musik hören: Früher haben wir viel „alten“ Rock gehört.
Constantin Kary: Und irgendwann gab es den Moment, als generell mehr moderne Rockbands aufpoppten und zu neuen Inspirationen wurden. Jede:r kennt die Klassiker von den 60ern und aufwärts. Aber dann kamen Royal Blood, Highly Suspect oder Black Keys. Die haben diesen neuen Sound gebracht. Das hat mich sehr angeregt.
Es hat auch mit dem Älterwerden zu tun. Je jünger man ist, desto mehr sehnt man sich Style-wise in die Vergangenheit zurück.
Jay Mathes: Wenn wir diese Frage nochmal bekommen, werde ich das genauso sagen! Genau das!
Dabei hat die Romantisierung viel mit der Abwesenheit dieser Realität zu tun.
Matei Balasoiu: Damn, ja! Kennst du den Film „Midnight in Paris“? Da geht es ja genau um diese Nostalgie. Ich freue mich schon auf das Interview in zwei, drei Jahren, wo wir dann unser Progressive-Orchester-Style-Album herausbringen und die jetzige Zeit romantisieren.
„MIT DEM JETZIGEN ALBUM SIND WIR VIEL MEHR IN UNSEREM SOUND ANGEKOMMEN”
Was hat sich, eurer Meinung nach, vom letzten zum jetzigen Album thematisch am meisten verändert? Es ist nicht nur, dass alle Songtitel jetzt in Großbuchstaben geschrieben sind, oder?
Matei Balasoiu: True. Das ist aber nur, weil es edgier und cooler ist.
Max Sulz: Und weil es jetzt die größeren Hits sind!
Constantin Kary: Zu deiner ersten Frage: Das letzte Album wurde noch mit dem alten Label gemacht. Da war alles viel mehr zusammengestückelt. Wir hatten mehrere Sessions mit verschiedenen Produzenten und viele Einwürfe vom Label. Deswegen hat es eben den Sound, den es halt hat. Trotzdem steckt viel von uns persönlich drin. Aber mit dem jetzigen Album sind wir viel mehr in unserem Sound angekommen. Lyrics-mäßig gibt es aber schon vom letzten zum jetzigen Album einen roten Faden.
Ich nehme an, du schreibst die Lyrics?
Constantin Kary: Ja, es gibt aber einen Song, bei dem Matei die Lyrics geschrieben hat, und bei zweien gemeinsam.
Matei Balasoiu: Es gab bei jedem Beatles-Album auch einen Ringo-Song!
Die grobe inhaltliche Ausrichtung kommt aber trotzdem von dir, Constantin?
Constantin Kary: Max und ich hatten einige Sessions, in denen wir verschiedene Lebensphasen emotional festhalten wollten, indem wir sie niederschreiben. Es ging weniger um die zwanghafte Suche nach einem Thema, sondern eher darum, unbeschwert über diese Dinge zu musizieren.
Max Sulz: Viele Songs handeln von Selbstakzeptanz, andere von Politik, und nicht zuletzt auch psychische Themen. Das gab es aber schon im Vorgänger-Album.
Constantin Kary: Ja, die psychische Gesundheit stand bei meinen Texten immer schon im Vordergrund.
Max Sulz: Inzwischen ist es auch viel eher akzeptiert, darüber zu reden, als noch vor zwanzig Jahren.
Die Themen sind in den Titeln sehr direkt verankert.
Constantin Kary: Ich mag es, direkt zu schreiben. Ab und zu verwende ich Metaphern, aber generell mag ich es, die Dinge klar anzusprechen.
Soll es auch so „in-your-face“ bei den Leuten ankommen?
Constantin Kary: Ja, und es soll auch ein Ansporn sein, Dinge leichter anzusprechen.
Jay Mathes: Oder überhaupt damit anfangen, darüber nachzudenken.
Max Sulz: Wenn Leute zu unseren Konzerten kommen, sollen sie sich so akzeptiert fühlen, wie sie sind. „Ich bin, wie ich bin, and that’s what it is”: Das ist die Main-Message.
Constantin Kary: In „Claustrophobia“ geht es vordergründig darum, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der wir uns sozial sehr eingeengt fühlen.
Wann habt ihr euch für den Titel entschieden?
Constantin Kary: “Claustrophobia” war der erste Song, den wir geschrieben haben, und er hat gut zusammengefasst, was wir vermitteln wollen. Der Song war dann die Inspiration für den restlichen Vibe.
Aber warum fühlt ihr euch persönlich so eingeengt, dass dieses Gefühl im Vordergrund steht?
Constantin Kary: Bei mir war es auf jeden Fall die Social Anxiety, die ich immer schon hatte. Aber auch dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein, um Dinge auszusprechen. Wieso soll ich in der Runde was sagen, wenn es niemanden interessiert: Das sind Zweifel, die mich immer begleiten werden.
Jay Mathes: Je älter man wird, desto mehr wird von einem erwartet. Man muss Miete zahlen, arbeiten und die Band am Laufen halten. Parallel will man eine Beziehung aufrechterhalten und Konflikte glätten. Da kommt von allen Seiten so viel Last, dass man plötzlich Platz braucht.
Ist es nicht ironisch, dass das „Ich“ in unserer Aufmerksamkeitsgesellschaft so zentral geworden ist, aber man sich gleichzeitig ständig so eingeengt von allen anderen fühlt?
Jay Mathes: Naja. Wenn du auf Social Media bist und Instagram scrollst, dann geht es ja kaum um dich. Da bekommst du den Feed der Leute, denen du folgst, in dem dir ständig suggeriert wird, wie du dein Leben optimieren kannst.
Max Sulz: Und dann doch irgendwie schon, weil es immer darum geht, was du machen kannst, oder was du nicht machst.
„ES IST SCHON IRONISCH, DASS SOZIALE NETZWERKE DAS SOZIALE LEBEN RUINIEREN”
Jay Mathes: Ok, sagen wir es anders: Es geht darum, wie Social Media denkt, dass du sein solltest und nicht, wie du wirklich bist.
Max Sulz: Viele Leute auf Social Media denken, dass sie die Weisheit mit dem Löffel gegessen haben. Und du vergleichst dich automatisch sofort mit anderen, sobald du auf dieser Plattform bist.
Constantin Kary: Es ist jedes Mal diese Illusion, das perfekte Leben vorgelebt zu bekommen.
Jay Mathes: Das ist unrealistisch, aber solange man sich in dieser Welt bewegt und diesen Schein sieht, glaubt man ihm zum Teil. Das wirkt einengend. Und wenn ich dann selbst in den Spiegel schaue, denke ich: Fuck, warum bin ich nicht so oder so?
Ja, und das „echte“ soziale Erleben wird verlernt.
Jay Mathes: Es ist schon ironisch, dass soziale Netzwerke das soziale Leben ruinieren.
Matei Balasoiu: In diesem Sinne: Folgt uns auf Instagram, Facebook und YouTube!
Ich wollte noch auf den politischen Aspekt eures Albums eingehen, nachdem das auch so ein Phänomen unserer Zeit ist: Was bedeutet es für euch, politisch zu sein?
Max Sulz: Ich glaube, es ist einfach das Interesse an dem, was passiert, und sich eine eigene Meinung dazu zu bilden.
Constantin Kary: Es ist wichtig, die Dinge nicht einfach so hinzunehmen, sondern sich auch damit zu beschäftigen und verschiedene Quellen einzuholen, statt sich nur auf eine zu verlassen.
Jay Mathes: Politisch zu sein hat auch viel damit zu tun, sich mit der Geschichte zu befassen. Viele Situationen, in denen wir uns befinden, gab es schon einmal. Man hat gesehen, wohin das führt, und muss durch dieses Geschichtsverständnis dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert. Junge Leute versuchen immer mehr, in die Zukunft zu schauen, und vergessen dabei die Vergangenheit.
Ist es nicht eher Angst vor der Zukunft?
Jay Mathes: Ja, Zukunftsängste gibt es extrem viele. Die Krisen, die auf uns zukommen, sind erdrückend. Wenn es um die Klimakatastrophe geht, dann ist das eine Angst, die unabhängig davon, aus welchem Haushalt du stammst, auf dich zurückfällt.
Max Sulz: Die Fragen werden existentiell: Werde ich in dreißig Jahren überhaupt noch dort leben können, wo ich heute lebe?
Ihr setzt euch in euren Song „AUSTRIA“ sehr explizit mit Österreich auseinander.
Constantin Kary: Nach diesem Wahlergebnis dachte man sich nur: Nach all der Scheiße, die in Österreich passiert ist, sind wir schon wieder da?
Matei Balasoiu: Andererseits muss es Gründe dafür geben, warum es so aussieht. Es haben sich ja nicht plötzlich alle gedacht: Yeah, wählen wir Nazis!
Constantin Kary: Menschen sind unzufrieden mit dem Status quo und glauben den falschen Leuten.
Matei Balasoiu: Als ich vor dem Wahlzettel stand, dachte ich mir auch: Holy Shit, was soll man überhaupt noch wählen? Um ehrlich zu sein, vermisse ich manchmal die Zeit, in der ich mich noch nicht damit ausgekannt habe.
Constantin Kary: Schlussendlich wählt man auch nur das geringste Übel.
Matei Balasoiu: Leute haben dafür gekämpft, dass wir wählen können, also müssen wir das auch nutzen.
Ich glaube, die wenigsten wissen das Privileg einer Demokratie zu schätzen.
Jay Mathes: Es ist auch eine Illusion zu denken, dass es eine Partei gibt, die zu 100% das macht, wofür man steht.
Matei Balasoiu: Und dass die FPÖ die ganze Zeit runtergemacht wird, hilft ihnen am Ende nur.
Constantin Kary: Man sollte das Wahlrecht nutzen und wählen gehen. Es ist nicht wack, sich damit zu befassen. Jede:r muss darüber nachdenken, welche Zukunft er:sie sich erhofft und was einem im Leben wichtig ist.
„MAN DARF NICHT VERGESSEN, DASS LEUTE IM PARLAMENT DÄUMCHEN DREHEN UND 10K VERDIENEN, WÄHREND DU HACKELN BIST”
Auf jeden Fall kein 9-to-5-Job, oder? Zumindest suggeriert das euer gleichnamiger Song.
Matei Balasoiu: Nice transition.
Constantin Kary: Ja, das ist auch so eine Sache.
Max Sulz: Es gibt einfach systemrelevante Berufe, bei denen jemand 24/7 da sein muss. Ich finde nicht, dass das Leben sich nur um Arbeit drehen sollte. Klar, muss man arbeiten, aber eine Berufung kann auch etwas sein, das einen Menschen prägt.
Jay Mathes: Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit meinem Dad darüber, warum die meisten jungen Menschen keinen klassischen 40-Stunden-Job mehr wollen. Unsere Eltern gehören zur Generation, deren Eltern den Krieg miterlebt haben und alles von null aufbauen mussten. Sie haben ihren Kindern beigebracht, möglichst früh unabhängig zu sein. Wir sind jetzt privilegiert genug, zu sagen: Wir wollen nur zwanzig, dreißig Stunden arbeiten, um uns auf das zu konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist. Zeit ist genauso wertvoll wie Geld.
Max Sulz: Aber selbst, wenn du nicht aus so einem Haushalt kommst und Vollzeit arbeitest, verdienst du im Vergleich zu früher wenig. Man kann sich kaum etwas aufbauen!
Constantin Kary: Das ist ja auch das Thema, das wir in „9 2 5” ansprechen wollen. Die Geldverteilung ist weltweit einfach fucked up. Die Spanne zwischen übertrieben reich und nichts ist viel zu groß. Man darf nicht vergessen, dass …
Max Sulz: … Leute im Parlament Däumchen drehen und 10k verdienen, während du hackeln bist. Ich war Tellerwäscher im Hilton – das ist eine harte Hacken, und am Ende des Tages bekommt man pro Stunde sechs Euro.
Constantin Kary: Genau, und diese Leute entscheiden über unsere Gehälter. Aber anscheinend ist es traurigerweise, wie unser System funktioniert.
Max Sulz: „9 2 5“ ist damit unser heftigster Protestsong.
Und wenn ich weitergehe zu “ADHD FEVER”: Ist das ein Phänomen, das ihr in letzter Zeit besonders stark bemerkt?
Constantin Kary: Ja, der kam durch den Social-Media-Diskurs und die ständige Reizüberflutung zustande. Natürlich ändert sich was, wenn man schon als Kleinkind ein iPad in die Hand gedrückt bekommt. So wird man von klein auf überstimuliert.
Max Sulz: Meine Aufmerksamkeitsspanne ist so gering, dass ich beim Filme schauen manchmal auf Instagram scrolle, ohne es zu bemerken. Inzwischen versuche ich, das Handy aus dem Raum zu legen, wenn ich das mache.
Constantin Kary: Bei uns hat niemand wirklich diagnostiziertes ADHS, aber das ist auch irrelevant. Es ist eine gute Metapher. Man kann kaum noch nur eine Sache machen, weil man ständig geflutet wird. Das ist der Punkt.
Wie werden diese Messages von eurem Publikum aufgenommen?
Matei Balasoiu: „LOVE ME NOW“ läuft ziemlich gut. Bei unseren letzten Konzerten konnten die Leute das alle mitsingen! Das war so ein geiles Gefühl in Prag.
Constantin Kary: Ich meine, wir haben das erste Mal in Tschechien gespielt und die Leute kennen unsere Lyrics! Das gibt nochmal eine ganz eigene Motivation. Vielleicht sind wir an die österreichische Crowd einfach schon gewöhnt, aber dort spürte man eine andere Energie.
Wie konzipiert ihr einen Song?
Constantin Kary: Es passiert oft, dass ich auf eine Idee komme und das dann mit Max ausarbeite. Max ist ja auch unser Produzent.
Max Sulz: Meistens hast du aber schon eine Melodie und eine konkrete Idee.
Constantin Kary: Mit dem Chorus zu beginnen, ist etwas, das ich gerne mache. Aber es gab auch Songs, die beim Jammen im Proberaum entstanden sind.
Jay Mathes: Wir hatten ein, zwei Wochenenden am Wörthersee in einer Wohnung, wo wir uns zwei Tage lang eingesperrt und Songs geschrieben haben. Jeder konnte seine Ideen einbringen, wenn er eine hatte.
Max Sulz: Ich finde, Songs weg von Wien zu schreiben und ein bisschen Realitätsflucht zu betreiben, in einem verschneiten Haus irgendwo am Arsch der Welt, tut der Musik gut.
Jay Mathes: Bitte schreib das genau so!
Matei Balasoiu: Da kannst du auch in keine Bar flüchten, die gibt’s da nicht!
Rock kehrt wieder viel mehr in den Mainstream ein. Beobachtet ihr das auch so?
Jay Mathes: Ja, das hängt aber sicher auch mit dem Retro-Chic zusammen, der jetzt in ist. Aber dass Gitarrenmusik wieder zurück in Mode ist, geht ja schon ein paar Jahre so.
Matei Balasoiu: Immer wenn uns jemand sowas fragt, habe ich Schiss, dass wir den Hype-Train verpassen – dass wir schon am anderen Ende des Hypes sind und es jetzt eigentlich wieder out ist. Es gibt jetzt eben schon so viele Mainstream-Acts, die Rock machen.
„AM ENDE DES TAGES WOLLEN WIR EINFACH NUR MUSIK MACHEN”
Wie weit wollt ihr denn überhaupt im Mainstream sein?
Max Sulz: Ich glaube, uns allen geht es nicht darum, mit der Musik Kohle zu machen und in den Mainstream aufzusteigen. Klar, wäre es cool, von der Musik leben zu können.
Jay Mathes: Aber ich finde uns auch geil, gerade weil wir nischig sind.
Constantin Kary: Man verbindet Rock oft mit diesem 80er-Klischee. Das muss man differenzieren, denn das ist nicht, was wir machen. Ich glaube, wenn manche Leute Musik hören, die man als Rock bezeichnen könnte, denken sie an alte Klischees. Die Dinge sind aber viel moderner produziert.
Max Sulz: Menschen stecken Dinge allgemein gerne in Schubladen. In dem Sinne sind wir halt Rockmusik.
Constantin Kary: Am Ende des Tages wollen wir einfach nur Musik machen. Uns geht es darum, herumzukommen, andere Szenen, Länder und Städte zu sehen und zusammen unterwegs zu sein. Und dieses Gefühl als Freunde zu bewahren!
Jay Mathes: Wir hatten oft das Gespräch, uns zu fragen, wann wir es geschafft haben? Es geht uns nicht darum, irgendwann in LA eine Mansion kaufen zu können. Aber wenn man durch die Musik so viel verdient, dass man sich nur darauf konzentrieren kann, ohne noch zwei Tage in einem Restaurant zu arbeiten, dann ist das für mich persönlich der Punkt, wo ich denke, dass wir es geschafft haben. Wie wir das erreichen, ist egal. Aber im Großen und Ganzen ist das unsere Lebenshaltung.
Max Sulz: Wir wollen uns auf keinen Fall für irgendwen verbiegen! Diese Erfahrungen hatten wir schon: Machen wir nicht mehr!
Danke für das Gespräch!
Alle: Wir danken dir!
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Ania Gleich
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