WILLI LANDL – „Sex/Violence“

WILLI LANDL ist ein musikalischer Freigeist, wie er im Buche steht. Das hat der Wiener Jazzsänger und Komponist auf seinen bisherigen Veröffentlichungen schon mehrfach unter Beweis gestellt. Auf „Sex/Violence“ (Jazzwerkstatt Records/Lotus Records), seinem mittlerweile dritten Album, führt er seinen kunstvollen Eigensinn nun auf die nächsten Höhen.

Es ist nicht unbedingt der einfache Reim, den Willi Landl sucht. Nein, vielmehr liebt er es, mit den Worten zu spielen, mit ihnen zu jonglieren und sie in Texte zu fassen, die doch einigen Interpretationsspielraum offenlassen. Der Sänger und Komponist beherrscht aber nicht nur den kunstvollen Umgang mit Worten, auch gesanglich gelingt es ihm, ganz eigene Akzente zu setzen. Willi Lands Stimme ist von einer wohligen Wärme und besitzt Charme und Eleganz, auch in den Momenten, in denen er zum Bitterbösen neigt und einem auf der Zugfahrt von St. Pölten nach St. Valentin ihm gegenübersitzenden jungen Metal-Fan den Hintern zu versohlen gedenkt („Im Zug“). Egal was er auch besingt, die nervende Eintönigkeit des Alltags, die allumfassendste Liebe, betrunkene Männer, das Glück, das Leid oder die zu großen Ereignissen aufgeblähten Nichtigkeiten, er tut es im Stile eines Gentlemans, fein im Ausdruck, niveauvoll, pointiert und mit einem Schuss bissiger Ironie, die aber niemals ins Abgehobene oder Überhebliche abgleitet. Der Wiener wäre vermutlich auch der Letzte, der sich selbst allzu ernst nimmt.

Poppiger Jazz? Jazziger Pop?

Stilistisch gegossen sind seine Texte in Lieder, die genremäßig nicht wirklich zuordenbar sind. Sie sind genauso anspruchsvolle Popmusik wie auch von aller Verkopftheit befreiter und zugänglich gemachter Jazz. Auch eine Note Chanson und allerlei anderes schwingen in den Nummern immer wieder mit. Für die musikalische Umsetzung der Songs verantwortlich zeigen sich Christian Grobauer (Schlagzeug), Stefan Thaler (Kontrabass) und Michael Hornek (Piano), denen es wirklich auf unnachahmliche Art gelingt, in jedem Stück den perfekten Ton zu treffen. Mal lassen sie es gediegen und laid back angehen, dann wieder etwas schräger. Je nachdem, was am besten passt. In den Vordergrund spielen sie sich dabei nie, die drei bereiten nur die Bühne, und die weiß Willi Landl einmal mehr auf seine unvergleichliche Weise zu nutzen. Ein wirklich starkes Stück Musik.

Präsentieren werden Willi Landl und seine Band ihr neues Album am 13. Februar im Wiener Radiokulturhaus.

Michael Ternai

Termine:
13.02. Radiokulturhaus, Wien, CD-Präsentation
20.02. Gasthaus Penkner Steinbach, Gallneukirchen
21.02. Kulturlabor Stromboli, Hall in Tirol

Foto: Rania Moslam