Im „abgesicherten Modus“ mit flächendeckenden Schnelltests und strengen Auflagen zu Abstand, Maske und Hygiene produziert das fünf Tage nach Start in den Lockdown gegangene Festival allein in dieser Woche 16 Uraufführungen: Kostenlos online zu sehen und zu hören sind neue Werke von Erste Bank Kompositionspreisträger Matthias Kranebitter, Friedrich Cerha, Johannes Kalitzke, Klaus Lang, Sam Gryllus, Daniel Mayer, Veronika Mayer, Axel Seidelmann, Juan Pablo Trad Hasbun, Peter Ablinger, Hannes Dufek, Tamara Friebel, Susanna Gartmayer, Veronika Mayer, Gunter Schneider und Tim Mariën.
Zu den Höhepunkten der 33. Festivalausgabe zählen die Live-Übertragung des Konzerts zur Verleihung des Erste Bank Kompositionspreises mit dem Klangforum Wien aus dem Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses (Mittwoch 18.11. 20:00) sowie die Uraufführung „tönendes licht.“ von Klaus Lang mit den Wiener Symphonikern und Wolfgang Kogert an der neuen Riesenorgel live aus dem Stephansdom (Donnerstag 19.11. 19:30). Die Streams auf www.wienmodern.at bleiben in der Regel 7 Tage lang kostenlos verfügbar, 7 Konzerte werden zusätzlich auf Ö1 übertragen.
Erste Bank Kompositionspreis 2020: Matthias Kranebitter
Von der Resonanztonhöhe der Erdoberfläche (7,8 Hertz) über Waschmaschinenschleudergang (42 Hertz), Stubenfliegenflügelschläge (200 Hertz), den gemeinen europäischen Kammerton (443 Hertz) und den noch viel gemeineren Zahnarztbohrer (3.500 Hertz) bis zum Moskitoalarm (17.000–20.000 Hertz) entwickelt der diesjährige Erste-Bank-Kompositionspreisträger Matthias Kranebitter passend zum Festivalthema „Stimmung“ seine neue „Enzyklopädie der Tonhöhe und Abweichung“. Weiters wird das Klangforum Wien endlich Friedrich Cerhas langerwartete „Mikrogramme” aus der Taufe heben. Johannes Kalitzke dirigiert persönlich die Premiere seiner ereignisreichen Filmmusik ohne Film nach den „Werckmeisterschen Harmonien“, Béla Tarrs düsterer Parabel von einer Menschheit, die für Harmonie letztlich nicht geschaffen ist.
Matthias Kranebitter, geboren 1980 in Wien, lebt in Wien und Berlin. Er zählt zu den radikalsten österreichischen Komponisten der jüngeren Generation. Seine Werke sind inspiriert von unserer digitalen Umgebung – den Geschwindigkeiten und Intensitäten, die auf überspannte Körper wirken und unsere Wahrnehmung langsam umstrukturieren. Matthias Kranebitter studierte in Wien elektroakustische Komposition bei Dieter Kaufmann und Germán Toro Pérez, Medienkomposition bei Klaus-Peter Sattler, postgradual Komposition in Amsterdam sowie in Graz bei Alexander Stankovski und Beat Furrer. Er arbeitet intensiv mit Elektronik und neuen Medien. Er ist Mitbegründer des Black Page Orchestra und arbeitet darüber hinaus zusammen mit Ensembles wie dem belgischen Nadar Ensemble, Decoder Ensemble Hamburg, Ensemble Mosaik Berlin, Talea Ensemble New York, PHACE, Klangforum Wien und RSO Wien.
Uraufführung: tönendes licht mit der neuen Riesenorgel des Stephansdoms
Die im Stephansdom verteilten Wiener Symphoniker (A = 443 Hertz) und Wolfgang Kogert an der neuen Riesenorgel (A = je nach Lufttemperatur) spielen unter Leitung von Peter Rundel die Uraufführung des abendfüllenden Orgelkonzerts von Klaus Lang. Das Werk ist eine klangliche Antwort auf die Architektur, das Denken, die bildende Kunst und die Musik der Gotik: „Die Grundidee ist es, dem architektonischen Raum einen Klangraum einzuschreiben; diese Räume beziehen sich aufeinander und interagieren miteinander.“ (Klaus Lang)
Geplanter Sendetermin von tönendes licht. auf ORF Ö1 ist der 24.11. um 23 Uhr.
Klaus Lang, geboren 1971 in Graz; lebt in Steirisch Laßnitz. Klaus Lang studierte Komposition und Musiktheorie bei Hermann Markus Preßl, Beat Furrer und Younghi Pagh-Paan sowie Orgel bei Otto Bruckner an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Klaus Lang über seine Arbeit: „Klang wird nicht benutzt, er wird hörend erforscht, und ihm wird die Möglichkeit gegeben, seine ihm innewohnende reiche Schönheit zu entfalten. Wenn Klang nur Klang ist (und auf nichts anderes verweisen soll), gerade dann wird er als das wahrnehmbar, was er eigentlich ist, nämlich als ein zeitliches Phänomen, als hörbare Zeit.“
Wien Modern 2020 läuft im Lockdown online weiter
An voraussichtlich 28 Abenden während der Ausgangsbeschränkungen macht das Festival über seine Website sowie teilweise über ORF Ö1 den Großteil seines Programms kostenlos öffentlich zugänglich, nur rund 20% der angekündigten Veranstaltungen müssen ersatzlos verschoben werden. Zahlreiche Produktionen werden teilweise live, teilweise zeitversetzt als Aufzeichnung im Lauf der kommenden Wochen angeboten. Aktuelle Updates zum Festivalprogramm auf www.wienmodern.at.
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Mittwoch 18.11.2020
20:00 Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal
Erste Bank Kompositionspreis: Matthias Kranebitter
Klangforum Wien | Johannes Kalitzke Dirigent
Johannes Kalitzke: Werckmeister Harmonies (2020) – 18′
Matthias Kranebitter: Encyclopedia of pitch and deviation (2020 UA) – 20′
Friedrich Cerha: Mikrogramme WV 206 für Ensemble (Neufassung 2019) (2017–2018/2019 UA) – 23′
Joanna Bailie: Symphony-Street-Souvenir (2010–2014 EA) – 13′
Produktion Wien Modern | Unterstützt im Rahmen des MehrWERT Sponsoringprogrammes der Erste Bank
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Donnerstag 19.11.2020
19:30 live aus dem Stephansdom
Klaus Lang: tönendes licht.
Wiener Symphoniker | Wolfgang Kogert Orgel | Peter Rundel Leitung
Klaus Lang: tönendes licht für Orgel und räumlich verteiltes Orchester (2020 UA) – 50′ Auftrag Wien Modern
Produktion Wien Modern | Koproduktion Wiener Symphoniker
online bis 26.11.2020 19:30 unter www.wienmodern.at
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Samstag 21.11.2020
21:00 live aus dem Porgy & Bess
STUDIO DAN: SELECTED WORKS II
Studio Dan mit Uraufführungen von Sam Gryllus, Daniel Mayer, Veronika Mayer, Axel Seidelmann und Juan Pablo Trad Hasbun
Kuratiert von Daniel Riegler (Studio Dan), Sara Zlanabitnig und Werner Korn (echoraum) und Christoph Renhart (Kultum)
Produktion Studio Dan | Koproduktion Kultum, echoraum und Wien Modern | Stream in Kooperation mit Kultum und Porgy & Bess
live unter https://porgy.at, danach online bis auf Weiteres unter www.wienmodern.at
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Sonntag 22.11.2020
18:30 live aus dem Reaktor
HEDDA
Hedda mit Uraufführungen von Peter Ablinger, Hannes Dufek, Tamara Friebel, Susanna Gartmayer, Veronika Mayer, Gunter Schneider
Kompositionsaufträge von Klaus Haidl und Sophia Goidinger-Koch mit freundlicher Unterstützung von SKE, GFÖM, Stadt Wien Kultur und BMKÖS | Produktion Wien Modern und Hedda
online bis mindestens 29.11.2020 18:30 unter www.wienmodern.at
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Sonntag 22.11.2020
20:00 aus dem deSingel Antwerpen
HACKING THE PIANO
ChampdAction mit einer Uraufführung von Tim Mariën – 19′
Produktion ChampdAction | Koproduktion Wien Modern
Stream in Kooperation mit deSingel Antwerpen und ChampdAction
online bis auf Weiteres unter www.wienmodern.at
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