Es geht los Am kommenden Sonntag beginnt das Festival Wien Modern mit einem respektablen Eröffnungs-Event im Museumsquartier I Halle E. Und auch an den folgenden Tagen sollte man das Abendessen entweder früh (vor 19.30 Uhr) oder später – wie wär’s mit einem Imbiss in der Wien Modern Lounge? – einplanen. Denn die erste Festivalwoche bietet täglich attraktive Programme.
Romitelli und Lang I Ensemble intercontemporain
Zutritt zum Eröffnungsabend wie zu (fast) allen folgenden (Achtung: für einzelne Veranstaltungen ist das Lösen von Zählkarten erforderlich) kann man sich, einmal im Besitz eines Generalpasses, ungehindert verschaffen Über die Programmdetails gibt der mica-Konzertkalender Auskunft. Und in der mica-Spezial-Reihe WIEN MODERN – Das Tagebuch wird man hierorts erfahren können, wie’s war, wenn man zufällig verhindert gewesen sein sollte. Da die Zunft der Kritik immer weniger gepflegt wird, bzw. die Medien dafür immer weniger Raum reservieren, wird Heinz Rögl im Rahmen dieser Serie versuchen, regelmäßig kritisch, aber wohlwollend, über seine Eindrücke vom jeweils Gebotenen auch im Nachhinein zu berichten.
Mit einer neuen Videoarbeit von Laurent Goldring bekommt Bernhard Langs Differenz/Wiederholung 2, die “Mutter” aller Stücke der DW-Serie (uraufgeführt 1999 beim Musikprotokoll in Graz 1999) ein neues Outfit. Auch klanglich: Das in den letzten Jahren vielerorts aufgeführte Stück wird diesmal einmal nicht mit dem Klangforum Wien, sondern vom Ensemble intercontemporain interpretiert. Dirigent ist Francois-Xavier Roth, dessen Bewegungen nicht nur von der Maschinerie von Bernhard Langs in “loops” organisierter Musik, sondern auch vom Video, in dem er selbst mitspielt, gesteuert werden sollen. Die Gesangssolisten sind dieselben, die bereits bei der Uraufführung dabei waren: Salome Kammer, Todd und Risgar Koshnaw repräsentieren Gesangsstile, die Lang von jeher faszinierten: Neue Musik, Rap und arabische Gesangsimprovisation.
Zuvor hört man – ebenfalls mit Video (abermals von Laurent Goldring) ausgestattet – Fausto Romitellis Professor Bad Trip: Lessons I-III. Romitelli (*1963 in Gorizia – +2004 nach schwerer Krankheit in Milano).
Der Komponist Fausto Romitelli sei hier – zur Einstimmung – mit Auszügen aus einem Text von Roberta Milanaccio kurz vorgestellt: “Obwohl er sich für die wichtigsten europäischen Musikerfahrungen interessierte (insbesondere für György Ligeti und Giacinto Scelsi), wurde Romitelli hauptsächlich von der französischen Spektralmusik beeinflusst, vor allem von Hugues Dufourt und Gérard Grisey. Romitelli betrieb seine eigene Forschungsarbeit auch ausserhalb der kultivierten Avantgarde, sodass seiner Musik auch eine expressive Komponente mit großer Eloquenz und eine Klanggewalt von beträchtlicher formaler Komplexität eignet. Diese Qualitäten offenbaren sich in einer seiner typischsten Kompositionen, der Trilogie des Professor Bad Trip (1998-2000), basierend auf der Lektüre jener Werke, die Henri Michaux unter dem Einfluss halluzinatorischer Drogen verfasst hat. In dieser Komposition, die von seiner Vorliebe für das Deformierte und Künstliche zeugt, kombinierte Romitelli seine klanglichen Untersuchungen der Rockmusik mit der elektroakustischen Behandlung des Klangs und der instrumentalen Gesten. Wie in Blood on the floor, Painting 1986 (2000), wo der gewalttätige und destruktive Aspekt der Projektion von Realität auf Fiktion verstärkt wird, ist auch die Trilogie deutlich vom Werk Francis Bacons inspiriert, vorab von der Reihe der Three Studies for Self-Portrait aus den siebziger Jahren.”
Starke erste Woche
Anfang nächster Woche geht es bei Wien Modern mit Hochspannung weiter: Mit gleich zwei Konzerten des Klangforum Wien (am Montag und Mittwoch), einem Abend mit dem ensemble recherche (Donnerstag) und dem ersten Orchesterkonzert des RSO Wien am Freitag (alle Konzerte im Wiener Konzerthaus).
Auf den Programmen stehen Schlüsselwerke der beiden portraitierten Hauptkomponisten, also weitere von Bernhard Lang, sowie von György Kurtág, dazu kommen die Uraufführung von Bernhard Ganders “Bunny Games” (Erste Bank Kompositionsauftrag), neuere Werke von Georges Aperghis und Helmut Lachenmann, sowie – in österreichischer Erstaufführung – Johannes Maria Stauds Musik für großes Orchester Apeiron.(hr)