Wie eine Sternschnuppe, die nicht erlischt – AVEC im mica-Porträt

Über kaum eine Musikerin wird hierzulande im Moment so viel gesprochen wie über sie: AVEC. Hinter dem Namen verbirgt sich eine junge Oberösterreichin, die schon lange an ihrem musikalischen Werdegang arbeitet. Und ungleich vielen Karrieren, die mit einem lauten Knall beginnen und mit einem leisen Zischen verglühen, hat die Liedermacherin sehr leise begonnen: Ein paar Lieder im Internet veröffentlicht und fleißig an ihren Auftritten in heimischen Kreisen gefeilt. Und sie ist gekommen, um zu bleiben.

Quasi über Nacht auf der Bildfläche der heimischen Popszene erschienen, ist es der oberösterreichischen Sängerin in der Manier eines echten Shootingsstars binnen kürzester Zeit gelungen, sich auch überregional einen Namen zu machen. Mit erst 20 Jahren und dem verträumten Blick, der zu ihrem Alter dazugehört, hat sich AVEC nicht nur in den Liederkreisel von FM4 gesungen, sondern wurde auch recht bald für die Amadeus Austrian Music Awards nominiert. In welche Dimensionen sie mittlerweile vorgestoßen ist, zeigen unter anderem die über 1,8 Millionen Plays ihres Songs „Granny“ auf Spotify. Damit nicht genug landete der Song zudem auch an der Spitze der Soundportal Charts.

Der Begriff „Shootingstar“ (Sternschnuppe) ist an dieser Stelle nicht ganz zufällig gewählt, denn eine Sache verbindet die Sängerin und das astronomische Phänomen: Sie tauchen beide sehr plötzlich auf und versetzen das Publikum in eine Art Glückszustand. Bei der Sternschnuppe ist es der heimlich ausgesprochene Wunsch, der glücklich macht, und bei AVEC ist es diese zarte, aber raue Stimme, die berührt.

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Zarte Stimme, viel Gefühl.

Die Songs sind dabei sehr minimalistisch gehalten. Eigentlich dreht sich alles um ihre Vocals und die Gitarren, die von ihrem Jugendfreund Andreas Häuserer gespielt werden. Durch den Dritten im Bunde, den Schlagzeuger Lukas Klement, hat sie auch zu ihrem französischen Namen gefunden, denn AVEC bedeutet „mit“. Und so wurde das Duo Norah zu AVEC.

Die Vöcklabruckerin, die ihren bürgerlichen Namen gerne geheim hält, hat nicht erst gestern ihre Stimme gefunden. Angefangen hat alles mit einem Twist im klassischen österreichischen Aufwachsen: Sie musste nicht Blockflöte lernen, sondern Geige. Aber vielleicht hätte ihr das viel gespielte Holzblasinstrument besser gelegen, denn die Geige lag ihr nicht wirklich, wie sie in einem Interview zugab. Trotzdem ließ sie sich nicht vom Musizieren abhalten. Auch wenn ihr heutiger Stil nichts mit ihren frühen Einflüssen zu tun hat. Ihre Eltern haben viel Country gehört und wie es nun mal in einer Familie so ist, schwappt das auf die Kinder über.

Musikerin schon seit Kindertagen

So auch bei AVEC, die sich fortan immer mehr für Country begeisterte. Der gewöhnliche Mainstreampop war nie wirklich ihre Sache. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass sie Taylor Swift immer noch als ihr größtes Vorbild aus Jugendtagen nennt, schließlich hat die amerikanische Sängerin ihre Wurzeln ebenfalls im Country beziehungsweise webt diese Musikrichtung in ihre Popsongs ein. Im Laufe der Jahre kamen bei AVEC aber auch Musikgenres hinzu, die manche Leute als „ernsthafter“ bezeichnen würden. Jazz, Blues und Soul erweiterten ihren Musikhorizont.

Ihre Texte bestehen aus Bruchstücken ihrer eigenen Autobiografie. Und der Text ist meistens zuerst da, schließlich fühlt sich die Sängerin in der Welt der Prosa wohl. Doch auch wenn sie schon lange an längeren Texten arbeitet, hat sie im Genre der Lyrics ihr Zuhause gefunden.

Erfolg am Lande

Die Oberösterreicherin hatte eigentlich nicht daran geglaubt, musikalischen Erfolg zu haben, auch weil sie aus einem eher ländlichen Teil des Landes stammt. Als einer ihrer Songs, den sie ganz still und leise im Internet hochgeladen hatte, auf FM4 lief, wurde sie eines Besseren belehrt. Ende 2015 kam ihre EP „Heartbeats“ heraus, die ihr drei Nominierungen bei den Amadeus Austrian Music Awards einbrachte, unter anderem als „Künstlerin des Jahres“.

So ist es natürlich der nächste logische Schritt auf der Karriereleiter, ein Album rauszubringen. Und genau das plant AVEC auch für den Frühsommer 2016. Um noch mal auf den Shootingstar zurückzukommen: Das plötzliche Erlöschen wird sich die junge Musikerin sicherlich nicht mit der Sternschnuppe teilen. Und wer weiß, vielleicht kommt doch irgendwann ein bisschen was mit Country heraus.

Anne Marie Darok

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