Der Versuch, den Jazz in einem anderen Lichte als dem allseits bekannten erstrahlen zu lassen und ihn im Kontext des Experimentes und der Eigenwilligkeit zu zeigen, genau das sind die Intentionen der seit mehreren Monaten im Fluc recht erfolgreich stattfindenden Reihe WHERE HAS JAZZ GONE?. Die geladenen Gäste sind aufgerufen, die musikalischen Grenzen auszuloten und sie mutwillig zu überschreiten, sowie die herkömmlichen Genredefinitionen zu hinterfragen und in einem neuen Kontext aufgehen zu lassen. Genau für diese individuellen und innovativen Ansätze bekannt sind auch jene Musiker und Bands bekannt, die am 6. März eine Kostprobe ihrer eigenen musikalischen Vorstellungen zum Besten geben werden: Philipp Quehenberger im Duo mit Didi Kern, das portugiesisch-deutsche Dreiergespann Albatre und die noch junge Formation FS Massaker.
Wer das Schaffen der beiden Musiker Philipp Quehenberger und Didi Kern (Bulbul, Broken Heart Collector, Fuckhead, Wipeout, Die Mäuse) kennt, der weiß, dass es sich hier um zwei Musiker handelt, die sich in ihrem Tun nicht allzu lange mit den Fragen nach der Stilistik oder ähnlichem aufhalten. Der gebürtige und in Wien lebende Tiroler Philipp Quehenberger, einer der eigenwilligsten und experimentierfreudigsten Spundtüftler des Landes, hat sich über die Jahre hinweg seine ganz eigene musikalische Nische geschaffen, eine, die zwischen den verschiedensten Spielformen experimenteller und avantgardistischer Musik verortet, jeden Kategorisierungsversuchen erfolgreich im weiten Bogen aus dem Wege geht. Ebenso offen zu allen Seiten und ungewillt, sich auf einen einzelnen Stil festzulegen, zeigt sich auch Quehenbergers Partner an diesem Abend, der Schlagzeuger Didi Kern.
Musikalisch wird es bei diesem Zweiergespann in bester Crossover Manier ordentlich zur Sache gehen. Die beiden Freigeister werden sich daran machen, Dinge miteinander in Einklang zu bringen, die auf den ersten Blick alles andere als kompatibel erscheinen. Verspielte Elektronik trifft auf Freejazz, noisige Texturen hoher Intensität auf verspielte Melodien, schräge Harmonien und psychodelische Klangstrukturen. Was von den beiden zelebriert wird, ist die Gratwanderung abseits aller gewöhnlichen musikalischen Normen.
Einen ähnlichen Ansatz, eben nur ganz anders akzentuiert, verfolgt das Jazzcore-Trio Albatre aus Rotterdam. Instrumental mit der klassischen Trio-Besetzung Saxophone/Bass/Schlagzeug noch am ehesten die Linie zum traditionellen Jazz ziehend, versuchen sich Hugo Costa, Gonçalo Almeida und Philipp Ernsting auf dem musikalischen Experimentierfeld zwischen Improvisation, Noise Rock und Jazz.
Den Lautstärkenpegel noch oben zu drehen wiederum , gedenkt das aus Michael Masen (Saxophon) und Werner Thenmayer (Schlagzeug) bestehende Zweiergespann FS Massaker. Hier ist die reine Improvisation angesagt, die, im heftigen und hochenergetischen Bereich angesiedelt, musikalisch die aberwitzigsten Ausformungen annehmen kann und mit großer Sicherheit auch wird. (mt)
Foto Quehenberger/Kern: Georg Gatsas
Philipp Quehenberger