So ungewöhnlich sich der Name dieser Band liest, so eigenwillig und abseits der gewöhnlichen Spuren bewegt sie sich auch musikalisch. Wenzl Dnatek, das sind die drei ehrenwerten Herren Werner Zangerle, Roland Rathmair (derhunt) und Didi Kern, haben soeben mit „Hug Box“ (Listen Closely) ein Album vorgelegt, auf dem wirklich mit allen Regeln der hohen Musikkunst genüsslich gebrochen wird.
Die Dekonstruktion aller musikalischen Regeln
Schon das atmosphärisch dichte und bedrohlich erklingende Intro lässt erahnen, dass man es hier mit einem anderen Ansatz zu tun hat, mit einem, der eine deutlich experimentellere und avantgardistischere Tendenz aufweist als so manches, das man heutzutage sonst dargeboten bekommt. Wenzl Dnatek betreiben die Dekonstruktion aller musikalischen Regeln mit den Mitteln der Improvisation. Werner Zangerle (Saxophon), Roland Rathmair (Bass) und Didi Kern (Schlagzeug) bewegen sich in größter Distanz zu jeglichen einengenden Denkweisen und in schön ungestümer Manier durch ihre Stücke. Sie formen sich aus dem Sammelsurium der verschiedenen Stile einen Sound, der keiner bestehenden Kategorie entsprechen will.
Didi Kern verliert sich mit seinem vertrackten Spiel kaum eine Sekunde in einen gewöhnlichen 4/4-Takt, Roland Rathmair bearbeitet die Saiten seines Basses in einer fast schon vom Wahnsinn beseelten Weise und Werner Zangerle, ja dem gelingt es seinem Instrument fast über die gesamte Spielzeit keine einzige Melodie zu entlocken. Das, was das Dreiergespann ganz offensichtlich im Sinn hat, ist, die Hörgewohnheiten des Publikums auf die Probe zu stellen und es mit der gefühlvollen Sanftheit einer Abrissbirne auf neue musikalische Fährten zu führen.
Ein eigenwilliges musikalisches Spektakel
Was sich jetzt vielleicht ein wenig wie das reinste Chaos liest, entpuppt sich als das genaue Gegenteil. Denn genau in dieser vermeintlich radikalen musikalischen Unordnung, die eine absolute Unvorhersehbarkeit bedingt, findet sich doch eine Struktur, wenn auch keine gängige. Wenzl Dnatek verstehen es, der Musik eine Richtung zu geben und sie in weite und atmosphärisch dichte Spannungsbögen zu übersetzen. Dieser Art entwickeln sich die Stücke zu heftigen Klanggewittern, die es mal mehr jazzig, mal mehr noisig oder rockig aus den dunklen Wolken blitzen lassen.
Zugegeben, auf „Hug Box“ bekommt man Musik geboten, durch die man sich durcharbeiten muss, um sie wirklich in ihrer Gesamtheit fassen zu können. Tut man dies aber und taucht in dieses eigenwillige musikalische Spektakel ein, so wächst dieses von Mal zu Mal zu einem wirklich interessanten und vor allem intensiven Hörerlebnis.
Michael Ternai
http://listenclosely.at