„[…] wenn man nach einer solchen Reise wie jetzt nach Hause kommt, weiß man wieder, warum man das alles auf sich genommen hat.“ – DIVES im mica-Interview

Vor etwa einem Jahr führte das Austrian Music Export ein Interview mit dem Wiener Trio DIVES durch. Es war eine aufregende Zeit – sie hatten gerade ihr neuestes Album „Wanna Take You There” veröffentlicht und wurden gerade als NASOM-Act für 2023-24 ausgewählt. Ein Jahr später holte Philip Yaeger Tamara Leichtfried und Viktoria Kirner ein, um über ihre kürzliche Mexikotournee, ihre nächsten Pläne und darüber zu sprechen, wie sie es schaffen, Musik und den Alltag unter einen Hut zu bekommen.

Ihr seid gerade aus Mexiko zurückgekommen – wie war die Reise?

Tamara Leichtfried: Es war so eine tolle Reise, auch von der Organisation her hat alles super funktioniert.

Viktoria Kirner: Wir hatten vier Konzerte in 10 Tagen an verschiedenen Orten. Dann hatten wir noch 8 Tage in Mexico City, wo wir ein wenig Urlaub gemacht haben. Und am letzten Abend hatten wir noch eine Club-Show in Mexico City.

Schön! Ja, ich habe ein Foto von euch gesehen, wo ihr vor Pyramiden stehen…Stichwort Organisation: Junge Musiker:innen fragen sich bestimmt, wie man überhaupt dazu kommt, eine solche Konzertreise unternehmen zu können.

Tamara Leichtfried: Eigentlich hat alles mit der Bewerbung für das New Austrian Sound of Music-Programm (NASOM) angefangen.

Viktoria Kirner: Es kommt immer auf die Länder und auf die [österreichischen] Kulturforen an. Im NASOM-Programm sagen sie: „Wenn ihr in ein bestimmtes Land wollt, schaut mal, welche Festivals es dort gibt und dann schreibt das Kulturforum an.” In unserem Fall war es ein bisschen umgekehrt: Wir dachten tasächlich, in Mexiko zu spielen wäre schon super. Ein paar Tage später haben wir per Zufall dann tatsächlich eine Mail vom mexikanischen Cervantino Festival bekommen – die Leiterin vom Kulturforum in Mexiko hat uns dem Festival vorgeschlagen.

Tamara Leichtfried: Wir haben dann auch unsere Bookerin, Giovanna von Assim, mit an Bord geholt, die mit Cervantino und Anja gemeinsam weitere Shows aufgestellt hat. Die drei haben im Austausch miteinander versucht, möglichst viel für uns herauszuholen.

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Spricht eigentlich jemand von euch Spanisch?

Tamara Leichtfried: [lacht] Ich hatte es in der Schule, war aber leider nicht auf dem besten Level… aber wie wir dann dort waren, haben wir uns immer mehr eingegroovt. Es war uns zum Beispiel wichtig, die Ansagen auf der Bühne auf Spanisch vorzubereiten, was auch sehr gut angekommen ist. Es wurde sehr wertgeschätzt, dass wir die Effort gemacht haben.

Ihr wart vor der Mexiko-Reise in Europa viel unterwegs. Habt ihr kulturelle Unterschiede gemerkt, zum Beispiel wie das Publikum eure Musik aufgenommen hat?

Tamara Leichtfried: Ich glaube, wenn man Unterschiede sehen möchte, sieht man sie überall. Es war für die Menschen in Mexiko sehr wichtig, dass sie nach dem Konzert Fotos von uns machen – die Leute sind wirklich Schlange gestanden. Wir haben gefragt, was sie mit den Fotos machen und sie haben gesagt, sie wollten ihrer Verwandtschaft und Freunden mitteilen, dass sie auf dem Konzert waren und uns getroffen haben. Es war ganz, ganz besonders.

Viktoria Kirner: Ich finde aber auch, dass man die kulturellen Unterschiede innerhalb Europas sehr stark merkt. Es kommt immer darauf an, ob Kultur einen gewissen Stellenwert hat. Ich glaube generell, dass man eine Gesellschaft stark beeinflusst. indem man ihr vorlebt, dass Musik und Kunst was wert sind.

Tamara Leichtfried: Das stimmt. Ich glaube, es ist auch ein bisschen ein Vorurteil, dass Großstädte schwer zu überzeugen sind. Wir haben zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass das Publikum in Berlin eher kühl war. Dann sind wir im April nach Paris gefahren und waren darauf eingestellt, dass es auch dort so sein wird – und es war dann eines der schönsten Konzerte von 2023 für mich. Das Publikum war so mitreißend und hat uns so gefeiert.

Viktoria Kirner: Genau, wegen diesem Konzert bin ich auf das Thema Kulturbezahlung gekommen: Das ist ein Klub mitten in der Pariser Innenstadt, der jede Woche Musikprogramm hat und jede Woche rappelvoll ist. Aber sie zahlen auch eine Gage und es gibt ein super Equipment – einfach, weil Kultur dort besser gefördert ist als in Österreich.

Eines der besten Sachen an Touring sind die Geschichten. Gab es in letzter Zeit ein Ereignis, von dem ihr jetzt schon wisst, ihr werdet es in 10 Jahren noch erzählen?

Viktoria Kirner: Diesmal hatten wir zum Beispiel eine Odyssee gehabt, was unsere Gitarren betrifft… wir haben am Schalter in Wien erfahren, dass sie nicht als Instrumente, sondern als Menschen gebucht wurden – da kann der Flieger nicht starten, weil, wenn er abstürzt, haben sie zwei Menschen zu viel auf der Passagierliste. Im Endeffekt mussten wir bei jedem der vier Flüge mindestens 45 Minuten diskutieren. Auch beim Rückflug mussten wir zwar alles wieder von vorne erklären – aber das mexikanische Personal war unfassbar lieb, es hat uns wirklich mit Freude geholfen.

Tamara Leichtfried: Und wie wir den Mitarbeiter am Gate wieder getroffen haben, hat er gemeint: „Kommt, Mädels, ihr dürftet schon rein! Und übrigens, 10 von uns folgen euch schon auf Instagram. Kommt bald wieder nach Mexiko!”

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Euer letztes Interview mit uns war vor fast genau einem Jahr – da ist das zweite Album, „Wanna Take You There”, gerade herausgekommen und ihr wurdet gerade als NASOM-Act für 2023-24 ausgewählt – eine aufregende Zeit. In dem Interview habt ihr ein wenig über eure Pläne und Wünsche für die NASOM-Zeit gesprochen – ist einiges davon schon in Erfüllung gegangen?

Tamara Leichtfried: Ich würde schon sagen, ja. Mexiko war natürlich jetzt ein riesengroßes Highlight, aber wir haben auch jetzt schon für 2024 sehr viele Konzerte im Ausland geplant.

Viktoria Kirner: Wir spielen auch im WUK bei der An.schläge Geburtstagsparty [am 2. Dezember] …

Tamara Leichtfried: …und am 7.12. spielen wir noch in Wiener Neustadt. Wir waren heuer aber auch schon im Studio und es gibt auf jeden Fall 2024 was Neues von uns.

Schön zu hören! Eine letzte Frage: Ihr habt im letzten Interview über das Jonglieren von Musik, Jobs und Studium gesprochen, jetzt seid ihr noch mehr unterwegs als zuvor. Hat sich an dieser Dynamik was verändert?

Viktoria Kirner: Ich glaube, so lange es in Österreich keine Möglichkeit gibt, als Musiker:in ein geregeltes Einkommen zu beziehen – mittlerweile werden dafür in anderen europäischen Staaten Modelle angedacht – werden wir immer Nebenjobs brauchen. Es ist fast unmöglich, von einem Projekt zu leben. Jeden Tag, wo wir weg sind, müssen wir wieder einarbeiten. Das geht nur weil wir sehr tolerante Arbeitgeber:innen haben.

Tamara Leichtfried: Und auch weil wir sehr leidenschaftlich an das Projekt Dives herangehen. Es ist natürlich mit sehr viel Stress verbunden – aber wenn man nach einer solchen Reise wie jetzt nach Hause kommt, weiß man wieder, warum man das alles auf sich genommen hat.

Viktoria Kirner: Es ist schon ein Struggle, ständig zwei Hüte tragen zu müssen … aber das macht es wieder aufregend und umso schöner, das Geschenk erleben zu dürfen, Musik zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Philip Yaeger

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