Der steirische Liedermacher PAUL PLUT hat im Februar 2021 mit der Single „Schwarze Finger“ mit seinem Vorhaben begonnen, monatlich ein Lied zu veröffentlichen. Im Oktober soll dann das Album mit dem Titel „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“ stehen. „Schwarze Finger“ lässt in gewisser Weise schon erahnen, dass PAUL PLUT mit seinen neuen Songs musikalisch dort anknüpft, wo er 2016 mit „Lieder vom Tanzen und Sterben” aufgehört hat, und zwar im düsteren und nachdenklichen Pop. Im Interview mit Michael Ternai erzählte der Liedermacher von der Idee zu seinem Album, über die Verbindung zwischen Mensch und Landschaft sowie über die Zeit, die er sich fürs Songschreiben nimmt.
Zunächst einmal, wie geht es dir und wie verbringst du momentan die Zeit?
Paul Plut: Grundsätzlich geht es mir ganz gut. Ich bin gerade in meinem Studio und schreibe an neuer Musik. Jeden Tag vermisse ich die Kulturstätten, die lauten Gitarrenverstärker, meine Bandkolleginnen und -kollegen. Ich kann aber nicht behaupten, dass mir langweilig wird: Mein Kind wird im Frühjahr zwei Jahre alt.
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Deine Single „Schwarze Finger“ eröffnet quasi einen musikalischen Reigen, an dessen Ende im Herbst ein neues Album stehen wird. Das Lied wirkt sehr düster und unterscheidet sich recht stark von dem, was du mit den Bands Viech und Marta veröffentlichst. Was unterscheidet für dich dein Soloprojekt von deinen anderen Bands?
Paul Plut: Alle Projekte, die ich mitentwickelt habe, tragen meine Handschrift. Was sie unterscheidbar macht, sind die Kollaborationen. Mein Soloprojekt entsteht alleine, es ist ausgelegt auf ein mir-selbst-Zuhören und auf ein Beobachten, was dabei zur Oberfläche kommt.
„Ich mag es, wenn man das Material spürt, wenn ich etwas mit den Händen bearbeite.”
Aber dennoch, glaube ich, kann man sagen, dass du gerade in deinem Soloprojekt musikalisch reduzierter als sonst an die Sache herangehst.
Paul Plut: Ja, der Fokus ist ein anderer. Ich arbeite hier mit der Zeit zwischen den Noten. Mit dem dem Luft anhalten. Ich mag es, wenn man das Material spürt, wenn ich etwas mit den Händen bearbeite.
Das Album, das du als Ganzes im Herbst veröffentlichen wirst, wird „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“ heißen. Welche Idee steckt hinter diesem Titel? An welche Apokalypse denkst du da? Wie sieht für dich das Ende dieses Idyll aus?
Paul Plut: Vielleicht ist es danach ja idyllischer. Die Idee zum Thema des Albums kam mir, als ich während der Lockdown-Zeit bei mir zu Hause wandern war. Der Tourismusort ist leer. Ich stand oben am Berg und stellte mir vor, wie das Tal, die Welt vor Millionen Jahren von Salzwasser bedeckt war. Und dieser Gedanke war kein beunruhigender. Ich dachte nicht an einen Horror- oder Endzeitfilm, sondern an ein sanftes Ende ohne großen Knall.
Im Pressetext heißt es, dass du in deinen Liedern „den Menschen in Bezug zu seiner Landschaft“ setzt. Du gehst in deinen Liedern also der Frage nach, was eine Landschaft mit Menschen macht.
Paul Plut: Diese Verbindung habe ich erst mit dem Blick von außen gesehen, mit dem Wegziehen von zu Hause und dem wieder Zurückwenden. Ich fand es sehr spannend, auf meine eigene Biografie, auf meine eigene Bergsteigerfamilie zurückzublicken. Auf diesen Ort, der durch die Felsen geformt ist. Und die Landschaft mit all ihren toten Lebewesen. Und all den Geistern, die über den Gräbermeer schweben.
Was die ganze Sache noch authentischer macht, ist, dass du deine Lieder im Dialekt singst.
Paul Plut: Meine Kunst ist ja nicht im Vakuum entstanden, sondern war immer von verschiedenen Dingen beeinflusst. Ich denke bei guten Dialekttexten gleich an Der Nino aus Wien. Er erzeugt das Gefühl, dass er direkt zu einem spricht, mit Witz und Aufrichtigkeit. Und das funktioniert beseonder gut in der Sprache, in der man spricht und denkt.
Grundsätzlich ist es so, dass ich meine Stimme wie ein Instrument einzusetze. Wenn ich über meine Heimat spreche und singe, ist es logisch, dass ich das im Dialekt tue.
Das Album wird im Herbst erscheinen, nachdem du alle Lieder als Single veröffentlicht hast. Hast du eigentlich schon alle Songs fertig?
Paul Plut: Geschrieben ist schon alles. Nur ist manches noch nicht ganz ausformuliert. Ich lasse mir dafür bewusst ein wenig Zeit und lasse die Sachen wirken. Das habe ich bereits bei meinem Debütalbum so gehandhabt. Diese langsame Art der Veröffentlichung per Newsletter gibt mir die Möglichkeit, mich mit den Liedern mehr auseinanderzusetzen, Hintergründe zu erklären und sie in einen Kontext zu setzen.
Das heißt, es kommt für dich nicht in Frage, auch einmal eine halbe Sache abzuliefern.
Paul Plut: Nein, das kommt bei mir natürlich nicht in Frage. Aber ich da ein kleinen Perspektivenwechsel, der mir etwas Druck raus nimmt: Meine Lieder sind nicht endgültig, sie sind nicht fertig und können sich weiter entwickeln. Ich veröffentliche jetzt einmal die Version die sich stimmig anfühlt und schiebe meinen Perfektionismus zur Seite. Mit diesem Gedanken, kann ich besser einschlafen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Michael Ternai
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