„WENN EIN BEAT RHYTHMUS HAT, DANN KANN ICH GAR NICHT RUHIG SITZEN BLEIBEN“ – TAY-LAH IM MICA-INTERVIEW

Die Musik der Sängerin TAY-LAH ist vor allem durch eins geprägt: Ihre kroatisch-nigerianischen Wurzeln. Mit einer Mischung aus diversen Genres produziert die 23-Jährige Songs, die man in Österreich nicht an jeder Ecke findet. Ihr Debütalbum „Journey Into Colours“ ist am 28. Jänner erschienen und glänzt vor allem mit Selbstbewusstsein und mitreißender musikalischer Energie. Mit Katharina Reiffenstuhl hat TAY-LAH über den Start ihrer Musikkarriere und die Emotionen hinter ihren Liedern gesprochen – und erklärt außerdem, wie sich die „Colours“ aus dem Titel im Album widerspiegeln.

Dein Sound hat seinen Ursprung im Reggaeton, Afrobeat aber auch R&B. Ich nehme an, das ist Musik, mit der du aufgewachsen bist?

Tay-Lah: Genau. Schon seit Kind auf sind Afrobeat und R&B ein Teil meiner Geschichte. Da mein Vater aus Nigeria kommt, hat er mich immer wieder zu African Parties eingeladen. Dort waren wir dann immer in einer großen Gruppe und haben zusammen musiziert und gegessen. So sind meine ersten Eindrücke zu Afrobeat entstanden. Durch meinen Freundeskreis hat sich das dann irgendwie weiter durch mein Leben gezogen. Da hören alle Afrobeat. Auch die Clubs, in denen wir fortgehen, spielen das. Man umgibt sich einfach mit Leuten, die da dieselben Interessen haben.

Du singst unter anderem über Themen wie Ghosting. Sind das Dinge, mit denen du selbst persönliche Erfahrungen gemacht hast?

Tay-Lah: Ja, definitiv. [lacht] Ich glaube, das kennt man ziemlich gut. Man hat einen Crush, es läuft ganz gut und aus dem Nichts passiert irgendwas man wird geghostet. Es ist halt kein schönes Gefühl, man kennt sich nicht aus und von einem Tag auf den nächsten ist das dann so. 

„EMOTIONALE SONGS FALLEN VIELLEICHT NICHT IMMER SO LEICHT WIE EIN SOMMERHIT“

Die Range deiner Songs ist generell sehr breit, das geht von sommerlichen Party-Hymnen bis zu tiefgründigeren Liedern. Welche Art fällt dir persönlich leichter?

TAY-LAH (c) Daniel Lichterwaldt

Tay-Lah: Sommerlieder gehen immer ganz gut, finde ich. Da kann ich mich immer gut ausdrücken, weil ich dann alle positiven Vibes in ein Bündel zusammenpacke und versuche, in einen Song reinzustecken. Beim Song “Facts” zum Beispiel, das ist der allerletzte Song auf dem Album, das war so der emotionalste Song würde ich sagen, weil ich da wirklich über mich und meine bad habits singe. Emotionale Songs fallen vielleicht nicht immer so leicht wie ein Sommerhit. Bei “Facts” habe ich wirklich über Dinge nachgedacht, die mich oft traurig machen oder die mich belasten. Die habe ich da in diesen Song hineingepackt. Das hat natürlich auch ein bisschen an Energie gebraucht.

Von den zwölf Tracks auf deinem Album gibt es nur zu zweien davon ein Musikvideo. Was hat genau die beiden Songs dafür qualifiziert?

Tay-Lah: Ich hatte zu jedem Song eine Farbe im Kopf. Zu “Madila” war es zum Beispiel grün. Und zu “Y U Trippin” war es rosa, da war das ganze Video dann auf Rosa-Lila-Tönen aufgebaut. Wir haben ja auch noch andere Videos in Planung, so ist es nicht. Es war auch durch Corona nicht so easy mit den Locations und so weiter. Es kommt aber auf jeden Fall noch mehr.

Das heißt, das werden auch Videos zu bestimmten Farben?

Tay-Lah: Genau. Farben sind der Fokus vom ganzen Album. Alles ist auf denen aufgebaut, weil ich jeden Song automatisch mit einer Farbe verbinde.

Wie hast du das ausgewählt, welcher Song welche Farbe bekommt?

Tay-Lah: Ich weiß nicht, das ist schwer zu erklären. Bei “Madila” zum Beispiel kam mir einfach die Farbe Grün in den Kopf, vermutlich wegen den Jungle Vibes und so. Bei “Y U Trippin” ist der ganze Song ziemlich sassy aufgebaut, ziemlich edgy, und wenn ich an das denke, denke ich an Pink. Deshalb haben wir uns dafür entschieden.

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Was in deinen Musikvideos auffällt, ist, dass du gerne tanzt bzw. viel getanzt wird. Ist das auch etwas, was dich schon länger begleitet?

Tay-Lah: Auf jeden Fall. Tanzen gehört zur Musik dazu. Ich bewege mich einfach voll gerne, also wenn ein Beat Rhythmus hat, dann kann ich gar nicht ruhig sitzen bleiben. Da bewegt sich automatisch der Fuß oder der Kopf mit. Tanzen ist mir schon auch seit Kind auf wichtig gewesen.

„ICH ZIEHE MEIN DING DURCH UND LASSE MICH DAVON NICHT BEIRREN, DASS ES MEINE ART VON MUSIK AM BREITEN MARKT HIER NOCH NICHT SO WIRKLICH GIBT“

Wie hebst du dich deiner Einschätzung nach von anderen Künstler*innen in Österreich ab?

Tay-Lah: Ich denke, dass der Fakt, dass ich englischsprachige Musik mache, in Österreich noch nicht so Gang und Gebe ist. Auch die Art der Musik, die ich mache, also in Richtung Pop gemischt mit Dancehall und Afrobeat gibt es vielleicht in dem Format so noch nicht. Ich glaube einfach, ich ziehe mein Ding durch und lasse mich davon nicht beirren, dass es meine Art von Musik am breiten Markt hier noch nicht so wirklich gibt, sondern dass ich einfach sage “Okay, das bin ich, das mache ich, dazu stehe ich, und deswegen möchte ich das auch so durchziehen”.

Hattest du in deiner Musikkarriere irgendein Erlebnis, das dir bewusst gemacht hat, dass du gerade absolut auf der richtigen Schiene bist?

Tay-Lah: Ich glaube 2016, wo es das Bollwerk in Kagran noch gab, da ist VEYSEL einmal gekommen und ich war Vor-Act. Das war ziemlich arg. Der Club war voll und die Handys haben alle gestrahlt. Das war noch einmal so ein Moment, wo ich gesagt habe “This is something for me, I love that”, weil ich mich auf der Bühne einfach frei gefühlt habe und die alle mitgemacht haben. Das ist halt auch schön, wenn du siehst, es kommt gut an bei den Leuten. 

Wie lange machst du eigentlich schon Musik?

Tay-Lah: Aufgetreten bin ich schon immer wieder mal in der Schule. Da haben sie mich gefragt “Hey, hast du nicht Bock bei der Weihnachtsfeier zu singen?”. So hat es schon mal angefangen. Richtig Musik mache ich seit etwa 2019. 

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Wie ist das dann entstanden? Dass du dir damals gedacht hast, “Okay, jetzt möchte ich das wirklich professionell machen”?

Tay-Lah: Entstanden ist das Ganze so, ich habe mit meinen Freunden ein relativ, sagen wir mal, Low-Budget-Video gemacht. Ich habe mit einem Freund im Wohnzimmer bei mir im Gemeindebau einen Song aufgenommen und daraus haben wir dann ein Video gemacht. Ist aber ganz cool geworden. Dieses Video habe ich dann an earcandy weitergeschickt. Das war alles in der Coronazeit, im ersten Lockdown, wo noch keiner wusste, was jetzt passiert. Da hat sich dann jemand zurückgemeldet und meinte “Okay, cool”. Dann habe ich unterschrieben bei earcandy. Man muss aber auch sagen, dass wir uns in der Zeit kein einziges Mal gesehen haben, das ging alles nur online. Wir haben uns dann erst ein Jahr später oder so das erste Mal live gesehen. So hat das angefangen – und seitdem läuft es richtig gut.

Das freut mich. Dankeschön für das Interview!

Katharina Reiffenstuhl

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Links:
Tay-Lah (earcandy)
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