Wean Hean: Linz, Linz nur du allein

Das im Moment laufende “Wean Hean” Festival wartet am 13. Oktober mit einem echten konzertalen Großereignis auf. Im Rahmen der diesjährigen Städtebegegnung treffen mit Linz und Wien zwei musikalische Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite stehen mit Karl Hodina und Roland Neuwirth zwei altverdiente Recken des traditionellen Wienerlieds. Auf der anderen Seite mit Attwenger und den 3 Falknern die Gäste aus Oberösterreich.

 Oft bekommt man diese Konstellation ja nicht auf ein und derselben Bühne zu sehen. Aber “Wean Hean” macht es möglich, dass hier zwei Generationen aufeinandertreffen, die zwar die Einflüsse ihrer Musik aus dem traditionellen Liedgut schöpfen, diese aber komplett unterschiedlich verarbeiten.

 

Karl Hodina und Roland Neuwirth bedürfen eigentlich keiner großen Vorstellung mehr. Die beiden Altmeister haben die Geschichte des Wienerlieds wie kaum ein anderer mitgeprägt. So etwa zählte Roland Neuwirth schon seit der Anfangszeit zu den treibenden Kräften, wenn es darum ging, das Wienerlied in seinem Stil weiterzuentwickeln. Wie kaum ein anderer verstand es der Musiker Schrammelklänge, Bluesharmonien, moderne Rhythmen und die Wiener Sprachmelodie zu einem Ganzen zu verschmelzen. Damit zeigt er sich maßgeblich für den heutigen Sound des gesamten Genres verantwortlich. Ebenso Karl Hodina. Sein gesamtes Leben hindurch stellte der Maler, Jazzpianist und als Akkordeonist jene Stadt in den Mittelpunkt des gesamten künstlerischen Schaffens. Als großer Kenner der ureigenen Wiener Seele und der Kunstformen, welche aus dieser entsprungenen sind, entdeckte er seine eigene unnachahmliche Zugangsweise zu diesem Thema.

 

 

Zwei solchen Wiener “Musik-Schwergewichtern” darf Linz natürlich nicht nachstehen und bietet mit den 3 Falknern und dem Duo Attwenger zwei Formationen auf, die wie ihre Wiener Kollegen großen Einfluss auf die österreichische Musikszene ausüben. Bei den aus Linz-Urfahr stammenden 3 Falknern handelt es sich wie der Name bereits verrät um die gleichnamige Musiksippschaft, aus der auch der durch Attwenger in aller Welt berühmt-berüchtigten Hans Peter Falkner (Ziehharmonika) entstammt. Gemeinsam mit seinen Eltern Erich (Quetschenspieler) und Pauline (Gitarre) begibt sich der berühmte Sohn auf die Reise durch die traditionell angehauchte oberösterreichische Musikwelt. Unterstützt wird das Trio an diesem Abend  vom Attwenger-Schlagzeuger und Vokalisten Markus Binder sowie von “Huckey” Renner, Drummer und Mitglied der Linzer Hip-Hop-Gruppe Texta.

 

Und da das Duo Attwenger schon einmal komplett vor Ort ist, darf es natürlich auch sein Stelldichein feiern. Seit über 15 Jahren schon überzeugt das Zweiergespann das vorwiegend deutschsprachige Publikum mit seinem wilden Mix aus Volksmusik, Punk und HipHop. Es ist vor ihnen zu verdanken, dass die Dialektlyrik nach langen Jahren der Beschlagnahme durch den Austropop wieder Eingang in die hiesige Musiklandschaft gefunden hat. Attwenger machten das Singen in der Mundart wieder “in”, wobei die beiden Künstler natürlich auch musikalisch neue Wege beschritten. Volkstümliche Musik und Polkas wurden akustisch mit heftigem Punk-Appeal und elektronischen Beats versetzt. Eine Mischung, wie es sie in dieser Form vorher noch nicht gegeben hat.

 

Die Voraussetzungen für einen höchst unterhaltsamen und zugleich sehr interessanten Musikabend sind also gegeben. (mt)

 

Foto Attwenger: Gerald von Foris