wean hean 2023

Alle Knöpferl, Geigen und Kontragitarren dieser Stadt werft euch in feinste Schale, steckt die Wienerlied-Fahnderln an und verkündet lauthals und feierlich: Das wean hean dreht am 13. April 2023 auf.

Um die 70 Künstler:innen singen, lesen und spielen mit ihren Instrumenten über 25 Stunden pure Wienerlied-Kunst, an neun Tagen, in sieben besonderen Lokalitäten Wiens. Wir feiern die Musik von 150 Jahre Weltausstellung, bringen beim “Biberln und Papperln” unsere Lieblingsrezepte zum Klingen, genießen ein lichtleeres Blind Date mit den Strottern, backen Geburtstagstorten und galoppieren in 90 Minuten um die Welt.

Wenn ich mir das Programm im Überblick so ansehe, fällt mir etwas sehr Erfreuliches auf. Nicht nur, dass der Frauenanteil in der Wienerlied-Szene immer größer wird (wir bewegen uns heuer beinahe in Richtung 50:50, was vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre), sondern der Wienerlied-Nachwuchs tritt auch immer mehr hervor. Das heißt für uns als Wiener Volksliedwerk, dass das Projekt wean schbüün nach 6-jähriger Laufzeit sichtlich mehr und mehr Früchte erntet. Wir haben heuer vier Bands im Programm, deren Musiker:innen teils über dieses Projekt zur Wiener Musik gefunden haben. wean schbüün wurde initiiert von wean hean Namenspatron Roland J. L. Neuwirth und dem Wiener Volksliedwerk, allen voran Susanne Schedtler und Herbert Zotti, in Kooperation mit der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und mittlerweile auch mit der MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Viele Musiker:innen der Szene haben in diesem Rahmen dazu beigetragen, die Studierenden für die Wiener Musik zu begeistern. Und da möchte ich nichts weiter als einfach nur ein großes DANKE ausschreiben an: Roland J. L. Neuwirth, Rudi Pietsch (1951-2020), Ingrid Eder, Manfred Kammerhofer, Agnes Palmisano, Helmut Stippich, Frédéric Alvarado-Dupuy, Peter Havlicek u.v.m. Danke für euren wichtigen und wertvollen Einsatz! Nur so kann eine Szene weiter wachsen. So und jetzt aber zurück zum Festival. Das frisch gebackene wean hean 2023 steht mit einem unterhaltsam-lebendigen Programm im Gepäck noch völlig unschuldig vor uns. Nur wenige Tage nach dem Osterfest öffnet das Wiener Rathaus einen Abend lang seine Türen für die Magistratsabteilung Wienerlied, Kürzel MA 1304. Direkt ohne

Anmeldung und Wartenummer kommen Sie hier in das Vergnügen von allerlei Musik aus Wien. Aber nicht nur! Wir strecken unsere Fühler nämlich auch bewusst und gern mal etwas aus und begrüßen mit den Citoller Tanzgeigern die pure Volksmusik aus der Steiermark aufs Herzlichste. Wir lieben die Weana Tanz’, aber sie sind halt leider irgendwie untanzbar. Und wer könnte außerdem für bessere Stimmung sorgen, als die hochmusikalische Härtel-Dynastie aus Citoll? Für einen großen Unterhaltungsfaktor sorgt an diesem Eröffnungsabend außerdem die Ethno-, Balkan- und Weltmusik-Band um Sänger Slavko Ninić. Und ich frage Sie ganz unpolitisch: “Was wäre Wien ohne ihre Tschuschenkapelle?” Wahrlich niemals so lebendig, erfrischend, kunterbunt und lebensfroh! Dennoch bleibt genügend Platz für’s Wienerlied. Eva Stubenvoll alias die Stubenfliege war meines Wissens bei den allerersten wean schbüün Studierenden unter Roland J. L. Neuwirth dabei. Getreu dem Motto “Triebesgschichtl’n und Alltagssoch’n” hören wir äußerst hamurvolle Lieder aus Evas eigener Feder, sowie Austropop-Klassiker und umgedichtete Wienerlieder. Oh, das wird schön! Und schön ist auch, dass wir ein Schrammel-Quartett-Debut an unserem Eröffnungsabend feiern dürfen. Kenner:innen der Szene wissen, dass Martin Spengler immer mehr der Kontragitarre verfällt. Das gefällt uns sehr. Und jetzt ging er sogar so weit, ein eigenes Foische Wiener Schrammel-Quartett zu gründen. Oh Jubel, oh Freud! Dafür hat er sich auch wean schbüün Expert:innen ins Bandboot geholt. Freilich werden wir neben Strohmayer und Strauss auch ein paar Spenglersche Klassiker hören. Und mit der einzig echten foischn Wienerin und Sängerin Bibiane Zimba bekommt das Quartett noch eine erfrischende Wiener Würzung dazu. Ein weiteres Eröffnungs-Special ist das ambulante Wienerlied-Singen mit Herbert Bäuml und Herbert Zotti. Wer weiß, vielleicht wird die eine oder andere Prominenz aus dem Rathaus auch ein Lieblingslied für uns singen? (Vielversprechend-fragendes Lächeln mit unschuldigem Schulterzucken.) 

SR: “Rudi, willst du mit uns deinen 70er feiern beim nächsten wean hean?”
RK: “Najoo, i waaß ned, glaubst is des notwendig?”
SR: “Notwendig ned, oba schee warads scho.” 
RK: “Na guad. Moch ma des. ” 

Und wie wir des mochn. Rudi Koschelu feiert seinen runden Geburtstag, am liebsten bei uns im Bockkeller mit Tini Kainrath, Constanze Hojsa, Tommy Hojsa, Gerhard Heger, Marie-Theres Stickler und Willi Lehner. Ein Fest der Kontragitarre, des Dudelns, des Wienerlieds und des Lebens überhaupt. Meina Sö!

Sonntag, den 23. April dürfen Sie sich schon mal schwarz im Kalender markieren. Da haben wir ein Blind-Date mit den Strottern. Wienerlied in finstan. Uhh! Und nein, das ist keine Strom-Sparmaßnahme, auch keine Blackout-Übung. Wir wollen ein spektakuläres Hörspiel live erlebbar machen. Das kann in einem lichtleeren Raum schon mal zur Herausforderung werden, aber nicht nur für das Publikum. Selbst die Künstler:innen erleben hier eine äußerst spezielle Arbeitssituation, ganz ohne Setlist, Noten und Blickkontakt. Lassen Sie sich auf dieses sensorische Abenteuer ein und Sie werden erfahren, warum wir genau die Strottern dafür ausgesucht haben!

Eine Woche später galoppieren wir in 90 Minuten um die Welt. Sie müssen dafür ganz und gar nicht top trainiert sein, aber gut zu Fuß wäre ratsam. Wir treffen uns in der Prater Hauptallee zu einem akustischen Spaziergang mit dem Podcast-Duo von „Erzähl mir von Wien”. Auch wenn heute die markantesten Gebäude des riesigen Ausstellungsgeländes nicht mehr stehen, gibt es im Prater zahlreiche Orte, die von der Weltausstellung anno 1873 in Wien erzählen. Mit einem exklusiven wean hean Cocktail in der Hand und der Wiener Drehorgelkunst von Oliver Maar in den Ohren, lassen wir den Nachmittag gemütlich im Café Ponykarussell ausklingen. 

Die ersten drei Tage im Mai beginnen schon mal ganz nach unserem Geschmack. Sie wissen längst, was bei uns im Wiener Volksliedwerk jeden ersten Montag im Monat passiert, oder? Richtig, es wird geschrammelt, was das Zeug hält. Die Neuen Wiener Concert Schrammeln laden ein und verwöhnen unser Gemüt mit exquisiter Wiener Musik. Spritzwein, Schrammel-Teller und offene Bühne im zweiten Teil des Abends obligat. 

Im Theater Akzent widmen wir uns getreu dem Motto „wean mondän“ noch ausführlicher der Wiener Weltausstellung. Vor allem interessiert uns die Musik, die extra dafür komponiert worden ist, sowie die Reflexion im Wienerlied und in den Medien der damaligen aufregenden Zeit. Musikalisch geleitet werden wir von den grandiosen Bravour-Schrammeln mit Monika und Peter Uhler, Maria und Helmut Thomas Stippich und der einzigartigen Traude Holzer. Für die Lesung relevanter Zeitungsausschnitte konnten wir zu unserer großen Freude die Stimme der Railway-Nation: Chris Lohner gewinnen. Das wird historisch gut!

Den dritten Abend im Mai können Sie mit uns im Schutzhaus zur Zukunft verbringen. Vorausgesetzt, Sie lassen sich von den berühmten Haubenmusikern Georg Breinschmid und Thomas Gansch auch entsprechend einkochen. Vergessen Sie nicht, Ihr Lieblingsrezept im Hand- oder Hosentascherl mitzubringen. Es besteht die einmalige Chance, dass sie ihr Lieblingsessen auch mal zu Gehör bekommen. Ein Fest für Gaumen und Gemüt.

Das Geheimnis seines jugendlichen Aussehens erfragen Sie am besten selbst. Ob Sie es glauben oder nicht: Peter Havlicek feiert mit uns seinen 60. Geburtstag. Torten, Konfetti und Spritzkerzerl sind bestellt. Der Kontragitarrist macht sich u.a. seine Musikschüler:innen zum Geschenk. Paul Seyfried und Magdalena Ley treten im ersten Teil des Abends mit ihren eigenen Schrammel-Ensembles auf. Wichtig: Das sind erfreulicherweise wieder zwei Gruppen aus dem wean schbüün Projekt! Und dann geht die Party weiter mit dem Geburtstagskind im kongenialen Verbund mit Bertl Mayer und Nikolai Tunkowitsch. Hip Hip Hurra!

Ein Trio, das eigentlich ein Quintett ist. Und beim wean hean noch dazu lieber Jazz spielt? Was haben wir uns denn da wieder eingekauft? Glücklicherweise gibt’s das beliebte wean jazz Format. Das ist die Eintrittskarte für eine gewisse Noarrn-Freiheit. Beim Festival-Finale lassen wir es nochmal so richtig krachen mit allerlei vom Weana Schmäh und den fünf Herren vom Trio Lepschi Quintett. Das wean hean jazzt, Baby!

Wie immer freuen wir uns sehr auf Ihr Kommen!

Susanne Rosenlechner

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