WEAN HEAN 2016: Jubiläen, Jubiläen, Jubiläen

Was haben Piefke, transatlantische Kabel, Seeschlachten, Portugal und der Prater gemeinsam? Sie werden von 21. April bis 13. Mai 2016 in das diesjährige Wienerliedfestival WEAN HEAN integriert. Erstmals legt man das Augenmerk besonders aufs Tanzen, den untrennbaren Zwilling dieser Musik. 

„Alles für alle“, so eines der Mottos dieser erfolgreichen Veranstaltung des Wiener Volksliedwerkes, beginnt ziemlich schwungvoll an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Die Brutstätte für alte und Neue Musik über Genres hinweg weiß auch diesmal einen „Haydnlärm“ zu machen. Geboten werden Südtiroler Volksmusik, Kontragitarren, Looper, Knöpferlharmonikas, Bläser, Geigen, ein Tanzworkshop (Else Schmidt), kurzum: Volksmusik meets Pop und Electronics von Opas Dirndl, Oliver Maar, Werkelmann, Tesak & Blakek, dem Alptrieb Trio bis hin zu Wiener Blond und Wiener Pretiosen.

„Abgesehen davon trage ich in mir alle Träume der Welt“

Im Bockkeller trifft man auf Die Trafik vis-à-vis (Ballade über triumphierendes Unvermögen). Attensam und Franz Schuh, der ein Gedicht des Portugiesen Fernando Pessoa ins Wienerische überträgt und Gesinnungsparallelen entdeckt, performt ebenso dort wie am Tag darauf das über die Grenzen hinweg bekannte Ensemble Neue Wiener Concert Schrammeln. Die Wiederauferstehung des polnisch-steirischen Musikkabaretts erleben ebenda Landstreich. Spontanadln II tragen das Ihre zu einem gehörigen Schrammelmontag bei, wie er im Bockkeller gern Brauch ist.

Erotik, Exotik und 150 Jahre Piefke

Um die reizvolle Ambivalenz zwischen Wien und Berlin geht es dann im Theater Akzent, wo man erwähntem Schmähwort, auch mit Literatur, auf den Zahn des frechen Wiener Zuckergoscherls fühlt. Der Wiener Natursänger und die Legende seiner Zunft Kurt Girk gibt sich im Restaurant Fritz Matauschek mit Otto Lechner, Willi Lehner und Roland Sulzer ein Stelldichein und sorgt dort für ein gemütliches Wienerlied-Stammtisch-Flair bei traditionellen Klängen.

Von Vorstadtdiven und Lokalmatadoren

Bei diesem, von der großartigen Christina Zurbrügg & Band begleiteten Streifen sind unveröffentlichte Filmdokumente zur Wiener Musik, zum Dudeln, Schrammeln etc. ebenso zu sehen wie Ausschnitte aus „Orvuse On Oanwe“, die einen sehr interessanten und spannenden Blick auf die Geschichte des Wienerliedes und seine Künstlerinnen und Künstler gestatten.

Es war einmal ein Kabel, das man, mangels WLAN wahrscheinlich, vor 150 Jahren von Europa nach Amerika durch den Atlantik verlegte. Im Werk X berichten die „Ingenieure“ Peter Pösel und Herbert Zotti über dieses Weltwunder der Kommunikation und werden dabei von den ausgezeichneten Formationen Catmelodeon & Claudia Schwab aus Irland und Ian Fisher & Band aus den Vereinigten Staaten begleitet.

Vor 250 Jahren öffnete außerdem der Kaiser den Wiener Prater für die „Normalsterblichen“. Diesem Ereignis zu Ehren spielt man im Wien Museum mit namhaften Künstlern der Szene auf, nämlich mit Wolfram Berger, Peter Havlicek, Traude Holzer und Helmut Thomas Stippich – das kann sich hören lassen!

Das „Saudade“ der Alpinländer

Es gibt viele Gründe, um sich als „Binnenstaatler“ nach dem Meer zu sehnen. Bei der abschließenden Summerstage-Performance beruft man sich auf die Zeiten, als Österreich noch ans Meer grenzte. Es darf ein bisschen Freddy Quinn sein, Seeschlachten wie die um Lissa, Weltumsegelungen und Expeditionen bei Sonne, Meer, Hawaiigitarre und Marine-Look. Dazu runden Herbert Zotti, Christine Enzenhofer und Michael Bruckner die sinnlich-wehmütigen Klänge des Festivals ab und läuten sehnsuchtsvoll den Sommer ein.

Alexandra Leitner

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