Von 29. September bis 1. Oktober 2016 fand zum fünften Mal das WAVES VIENNA FESTIVAL & CONFERENCE statt. Am zweiten Tag des Festivals trafen sich Expertinnen und Experten der Branche aus aller Welt im WUK, um an Diskussionen und Pop-up-Sessions teilzunehmen – wie zum Beispiel an der Network-Session „Women in the Music Business“.
Frauen sind in vielen Genres und Positionen immer noch unterrepräsentiert und obwohl sich dieser Zustand in den letzten Jahren um einiges verbessert hat, werden Musikerinnen nicht gleich behandelt wie ihre männlichen Kollegen. Genau um dieses Thema drehte sich die Networking Session auf der Waves Vienna Conference 2016, bei der Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo von female:pressure, Doreen Schimk von Warner Music, Isabella Cervera von She’s The Fest, Ineke Daans von (PIAS) und Désirée J. Vach von Snowhite Records über die bestehenden Probleme in der internationalen Musikszene diskutierten und von eigenen Erfahrungen berichteten. Anfangs stellten Isabella Cervera und Susanne Kirchmayr ihre Projekte zur Förderung von Frauen im Musikbusiness vor.
Susanne Kirchmayr gründete das Netzwerk female:pressure 1998, da sie auf ihrer Tour als DJ immer wieder mit sexistischen Kommentaren konfrontiert war und es damals noch kaum Plattformen für weibliche DJs in der elektronischen Musik und Clubkultur gab. Heute ist female:pressure mit 1.800 Mitgliedern aus 69 Ländern eine wichtige Datenbank und Plattform für Frauen in der Musik. Als Gründerin des Netzwerks sprach Susanne Kirchmayr vor allem auch darüber, dass viele Festivals, wenn es um das Frauen-Männer-Verhältnis im Line-up geht, einen Frauen-Durchschnittsanteil von zehn Prozent haben. Auf die Aussage, dass es in der elektronischen Musikszene wohl nur wenig weibliche DJs gibt, antwortete Susanne Kirchmayr mithilfe ihrer Datenbank: Anhand der langen Liste von Musikerinnen, Komponistinnen, DJs und Künstlerinnen sehe man, dass es sehr wohl genug weibliche Acts gebe, sie aber seltener gebucht würden, da Männern in diesem Fall der Vorzug gegeben werde.
Isabella Cervera veranstaltet jährlich das Festival She’s the Fest, welches die Weiblichkeit feiern und Frauen in der Branche fördern soll. Nachdem sie schon an einigen Festivals mitgearbeitet und dabei ähnliche Erfahrungen wie Susanne Kirchmayr gemacht hatte, initiierte Isabella Cervera She’s The Fest, welches sich aus Workshops und Konzerten zusammensetzt – mit der Voraussetzung, dass jede Band mindestens eine Frau als Bandmitglied haben muss. Sie betonte bei der jedoch, dass das Festival kein exklusives „Frauen-Festival“ ist, sondern dass es einen Fokus auf Frauen in der Musik legt. Außerdem stellte sie das Netzwerk „Women in the Music Industry“ vor, welches als Facebook-Gruppe im Februar 2016 startete und in den letzten Monaten fast 800 Mitglieder bekam. In dieser Gruppe können Frauen über ihre Erfahrungen im Musikbusiness diskutieren und auch Tipps austauschen. Kürzlich erfolgte die offizielle Gründung des Netzwerks – des ersten Netzwerks für Frauen in der Musikindustrie in Spanien.
In der Diskussion nach der Vorstellung der Netzwerke wurden weitere Themen besprochen, wie zum Beispiel, dass es in vielen Bereichen, beispielsweise in der Weltmusik, genug Frauen gibt – im Gegensatz zu beispielsweise in der elektronischen Musik. Ein wichtiger Punkt in der Diskussion war auch, wie Susanne Kirchmayr es ausdrückte: „[…] my male fellow artist have the possibility to fail or to not be perfect and still are invited to the next issue of the festival – just because the festival believes in their artistic abilities.“ An diesem Punkt waren sich viele einig, dass Männer öfter unterstützt werden als Frauen, weil ihnen eine Möglichkeit des Versagens zugestanden wird und Frauen es sozusagen „auf einen Drücker“ schaffen müssen. Nichtsdestotrotz gab jede der Sprecherinnen ihren Zuhörerinnen am Ende mit, dass man nicht aufgeben und weiterhin mit allen Mitteln sein Ziel verfolgen sollte.
Antonia Seierl
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Waves Vienna