Das Anfang Oktober über die Bühne gegangene Waves Vienna Festival richtete ganz nach seinem übergeordneten Motto „East Meets West“ natürlich auch in seinem Konferenzteil einen Fokus auf die Frage, wie man eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Musikbranchen der osteuropäischen Länder und jener der österreichischen bewerkstelligen könnte. Hierzu fand unter dem Titel „Connecting CEE & Austria“ ein von Tatjana Domany (Austrian Music Export) geleitetes Panel statt. Es diskutierten Zebo Adam (Musiker/AT), Hanka Vojtechova (Indies Production/CZ), Tibor Holoda (Wilsonic/SK) und Mateja Koren (Slovenian Music Wekk/SLO) .
Um verstehen zu können, warum die Kommunikation nicht so blendend läuft, muss man sich den Werdegang des ehemaligen „Ost-Blockes“ genauer ansehen. Den Knackpunkt sieht Mateja Koren (Slovenian Music Wekk/SLO) zur Zeit der Wende. Damals herrschte ein reges Interesse an der Musik aus dem Osten, weil ihr etwas Exotisches anhaftete. Mit der Zeit legte sich der „Hype“ und die Bands hatten es nicht nur schwer in ihrem Heimatland zu bestehen, und Kooperationen mit den Nachbarländern waren noch das Machbarste.
Es gibt viele Gründe für das Abfallen des Interesses. Zebo Adam (Musiker/AT) beharrt besonders auf den Fakt, das – nicht nur – österreichische Medien einfach ignorant gegenüber Osteuropäischer Musik seien. Sie unterstützen zwar das Vorurteil der „Balkanisierung“, aber, die Existenz von niveauvollen Independent-Bands, wird der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht. Der Teufelskreis beginnt laut Adam hier und führt dahin, dass trotz Internetplattformen und Streaming Seiten, Menschen weiterhin darauf bestehen, dass sie jemand auf etwas „Gutes“ hinweist. Und es gäbe nur sehr Wenige, die sich selber ohne bestimmte Gründe, wie die eigenen Wurzeln oder durch Zufallstreffer, über Musik aus CEE informieren.
Ein weiteres Problem liegt in den Bands selbst. Hanka Vojtechova (Indies Production/CZ) meint, dass viele MusikerInnen noch immer alteingeschworene Grenzen im Kopf haben, die ihnen nicht erlaubt außerhalb des Heimatlandes Perspektiven für Erfolg zu sehen. Dieser Irrglaube führt laut Tibor Holoda (Wilsonic/SK) zu dem Verlust von Hoffnung und dem Glauben ans eigene Können. Die Self-Fulfilling-Prophecy, die daraus resultiert, könnte nicht eindeutiger sein.
Besonders schade ist auch, dass manche Sing-Sprachen, wie Englisch, Französisch und zum Teil Deutsch, fast überall akzeptiert und gern gehört sind. An Ost-Sprachen jedoch hängen noch immer gewissen Stereotypen, die nicht nur mit dem „fremden“ Klang zu tun hat, und der sich auch nicht von heute auf morgen abschütteln lässt.
Die vier ExpertInnen sind sich einig, dass viel durch klassischen Medien geschehen muss, schließlich sind diese wichtige Meinungsträger. Man sieht auch, dass sich die Probleme sehr stark auf einer persönlichen Ebene abspielen, und an tiefliegenden Vorurteilen ist immer schwer zu rütteln. Aber es werden Schritte in die richtige Richtung gemacht. Das Waves Vienna Festival und die Slovenian Music Week sind nur zwei von einigen Veranstaltungen, die der CEE-Region ein Sprachrohr geben. Und der schönste Satz dieses Panels bringt es wirklich auf den Punkt: „There are no borders in music.“
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Waves Vienna