Im Rahmen des diesjährigen Club- und Showcase-Festivals WAVES VIENNA wurde ein besonderes Augenmerk auf das Musikbusiness in Tschechien gelegt. Unter dem Titel „Focus Country Czech Republic“ wurden zahlreiche Fachleute eingeladen. Drei von ihnen stellten sich beim ersten tschechischen Panel vor: MÁRTIN NÁRAY vom CZECH MUSIC OFFICE, PETR BLAŽEK mit seinem Label „DaSka Records“ und DANIEL ŠUBRT, Bandleader von THE DRAIN.
Man sei sehr froh, dass man es geschafft habe, so viele Fachleute aus der tschechischen Musikwelt in einen kleinen Folder zu bannen, sagte Márton Náray lächelnd, als er die Faltblätter austeilte. Einen genauen Blick sollten vor allem jene auf den Folder und die darin angeführten Personen werfen, die vorhätten, in nächster Zeit mit ihren Bands in Tschechien zu touren. Denn ohne Connections sei es nicht leicht, einen Weg in die tschechische Musikszene zu finden.
Drei Fachleute, drei Sichtweisen: Tschechien im Wandel
Das bestätigte auch Daniel Šubrt, der auf die Frage nach dem besten Weg in die tschechische Musikszene dringend irgendwelche persönlichen Verbindungen empfahl. Am besten solle man Bands aus dem eigenen Land kontaktieren, die zu einem ähnlichen Genre zählen, und diese fragen, ob sie schon einmal in Tschechien gespielt hätten. Wenn ja, biete sich an, um eine persönliche Empfehlung zu bitten, die an den jeweiligen Booker oder Clubbetreiber geschickt werden kann. Er selbst bekomme oft solche Mails, sagte Šubrt, in denen eine Band eine andere weiterempfiehlt. Wenn die damalige Zusammenarbeit gut gewesen sei, sei das Interesse für diese neue Gruppe gleich verstärkt da.
Es mangle halt immer noch am Professionalismus, sagte Petr Blažek. Er merkte ironisch an, dass er sich eigentlich vorgenommen hatte, nur optimistisch über das Thema Musikbusiness in Tschechien zu sprechen. Es gebe in Tschechien zwei höhere Bildungsanstalten, an denen man Kultur- und Musikmanagement studieren kann, doch habe er irgendwie noch nie wirklich MusikmanagerInnen getroffen, die eine solche Ausbildung haben. Eine frische Band aufzubauen, sei schwer, aber die viele Arbeit könne sich wirklich lohnen, wenn man es denn richtig macht. Blažek betreut bei „DaSka Records“ zurzeit fünf Bands, mit denen er – wie er anmerkte – durch Höhen und Tiefen gehe.
Wenn alle zusammenhalten, dann kann sich etwas verändern
Es sei auch nicht so, dass die ClubbetreiberInnen oder Booker selbst unprofessionell sind, sagte Náray, es sei nur so, dass sie nicht miteinander kommunizieren. Und Šubrt, der seit einigen Jahren als einer der Ersten das tschechische Musikbusiness erforscht, war ganz in seinem Element: Es könne nicht sein, dass man sich immer nur auf Showcase-Festivals trifft, also mehrere Hundert Kilometer von zu Hause entfernt, wenn man in Tschechien selbst vielleicht nur 50 Kilometer voneinander entfernt lebt. ClubbetreiberInnen sollten miteinander kommunizieren, sie sollten zusammenarbeiten, wenn es darum geht, Bands zu organisieren. Von einer solchen Zusammenarbeit könnten alle profitieren, waren sich die drei Speaker einig.
Aber alles dürfe man nicht negativ sehen, denn in den letzten Jahren habe sich doch einiges gebessert in der tschechischen Szene. Das sehe man auch an den Verkaufszahlen: Das Musikbusiness werfe immer noch Geld ab, sei es im digitalen oder im analogen Bereich. Deshalb sei auch das Czech Music Office gegründet worden, denn nach langen Jahren des Planens sei klar gewesen, dass eine staatliche Anlaufstelle für die heimischen MusikerInnen hermusste. Dabei stehe das Czech Music Office zwischen der künstlerischen und der privatwirtschaftlichen Seite und versuche so, beide Bereiche zu vereinen.
„You cannot do it by yourself!”, sagte Náray, man müsse zusammenhalten, wenn man als Branche weiterkommen wolle. Und da waren sich wieder alle drei einig.
Anne-Marie Darok