„Womb” von Lukas WANDL. Das zweite Studioalbum erschien am 2.Oktober 2020 auf Affine Records. Also ein Langspieler mit Gütesiegel. Ein Siegel, das der/dem Hörer*in eine gewisse Soundästhetik und Qualität verspricht. Also das tut, was ein Label im Grunde auch tun sollte.
Gefallen einem Künstler wie Dorian Concept oder Sixtus Preiss, schätzt man die anderen Vertreter dieses Label mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso. Wandls Debütalbum „It’s all good tho’” war bereits charakterisiert von einer bestimmten Entschleunigung und Getragenheit. Eine Ästhetik mit der James Blake ein ganze Generation an Musiker*innen und Produzent*innen weltweit beeinflusst hat. Von Dubstep über Neo-Soul, Pop und natürlich auch Hip-Hop. Cloud Rap im besonderen. Dem Genre, mit dem sich Wandl vier Jahre zuvor als Produzent für Crack Ignaz erstmals einen größeren Namen gemacht hat. Hier dominiert der Minimalismus. Schwermütige Klavierakkorde, melancholische Rauschgeneratoren sowie herbstliche Synth Pads.
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Ein Spiegel einer nachdenklichen Seele.
Würde man die Alben von Lukas Wandl mit Jahreszeiten betiteln, wäre „Womb” jedenfalls nicht der Frühling. Nach dem Herbst kommt bekanntlich der Winter. Ein Spiegel einer nachdenklichen Seele. Die Kickdrum wie Säuglings Fäustchen im Mutterleib. Die Backbeats hauchen einem Sanft ins Ohr. Viel Bass und Space. Vor allem im Arrangement. Dazu soulige Chöre und düstere Tracktitel wie „One for the Dead” oder „Requiem” als letzter Titel mit einem hoffentlich nicht letzten Geläut. Musik zum Nachdenken. Passend für die Jahreszeit und vor Allem für das Jahr 2020 überhaupt. Man kann resignieren oder einen Beitrag zu einer der vielen Krisen leisten. Lukas Wandl entschied sich für Letzteres und spendete den Erlös seiner ersten Albumverkäufe auf bandcamp zugunsten der obdachlosen Flüchtlinge in Moria. Ein Symbol in die richtige Richtung.
Ein wirklich tolles Album. Und meistens kommt nach dem Winter der Frühling. Die Sehnsucht danach wurde geweckt.
Domink Beyer