Wandl – barkeit

Wandl ist Lukas Wandl’s Alter Ego. Beide sind sie jung und verdammt gut. So gut, dass die Altersangabe nicht als Argument dienen muss, um eine offensichtliche Gabe für das Hervorbringen ausgesprochen interessanter Musik zu untermauern. Auf Wandl’s Soundcloud Profil lässt sich recherchieren, dass der erste Upload zwei Jahre zurückliegt. Wie gesagt: das Alter außer Acht gelassen.

Dieser Upload ist noch mit den Worten “Hip Hop” getaggt. In “Chicken” wechseln elektronische Samples mit erstaunlich organisch anmutenden Beats. “Chicken” hält, was der Tagg verspricht und bleibt erster Eindruck, der nur knappe zwei Minuten anhält und sofort Lust auf einen weiteren macht. Mit “Rape Us” folgt ein vom Kompressor dominierter Track, ein auch noch dem Hip Hop nahestehendes Gebilde, aber doch anders, vielleicht sogar unvollständig – in der Rezeption versteht sich. Denn die Erwartung scheint es zu sein, mit der Wandl spielt und scherzt. Besondern auch im Bezug auf die Dynamik, deren Ausprägung Worten den Riegel vorschiebt. Sie muss man hören, um zu verstehen.

Auf Wandl’s EP “With Closed Curtains” ist eine Entwicklung hin zu dichteren, dumpfen, flächigen auditiven Gebilden hörbar. Die Stimme wird zum Charakteristikum, weil es seine eigene ist und in “Why She Dog” auf wunderbare Art und Weise mit düsteren, tieffrequenten Klängen verschmilzt. Im November letzten Jahres entsteht im Zuge der “Beatmaker-Sessions” das mit iMaschine produzierte Werk “Now I’ll wait”. Es dient einmal mehr als Beweisstück dafür, dass gute Musik nicht zwingend mit der Größe des Studios oder der Menge an Instrumenten korreliert, sondern mit dem Können, der Intention und womöglich sogar der Intuition des Hervorbringenden. Ein ausgesprochen gelungener Remix von Bauchklangs “Ray” und ein weiterer “Beatmaker-Session” Output beschließen die Soundcloud Liste Wandl’s und lassen auf baldigen Zuwachs hoffen.

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Hört man sich also durch das bisherig Entstandene, so fällt letztlich auf, dass jeder Versuch, diesen jungen Geist in eine Schublade stecken zu wollen, misslingt. Denn im nächsten Moment hüpft er aus einer anderen hervor. Es wäre zu kurz gegriffen hier einen elektronischen Nachwuchs erkennen zu wollen, auf zu vielen Ebenen fordert Wandl das sozialisierte Ohr mit seinem eigenständigen Sound heraus. Dem 4/4 Takt treu, aber kaum gefällig, weil voller Reibung und klanglich abgehackter Eigenheit, lassen sich unzählige Gründe vorbringen, warum dieses Projekt auf die Bühne gehört. Denn hier ereignet sich schon im Hören weit Organischeres als man es von der Armada der täglich den Markt flutenden elektronischen Produktionen gewohnt ist. Schließt man die Augen, so kann man die visuelle Show schon sehen, die sich perfekt in die gehörte Stimmung fügt. Was die nächsten Jahr bringen, gilt es genau zu beobachten, denn hier steckt jede Menge Potential für Unterschiedlichstes und vor allem Gutes.

Lucia Laggner

Foto von Peter Rauchecker

 

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