Sie sind bekannt. Nicht nur in inländischen, sondern auch in ausländischen Gefilden hat sich rumgesprochen, dass WANDA ziemlich cool sind. Und nun präsentieren sie ihr mittlerweile drittes Album, dessen Titel echt gut in die Diskografie passt: „Niente“ (Universal Music Austria).
Perfekt passt es, weil auch die prägnanten Titel der Vorgänger im Mittelpunkt standen. Zuerst war es „Amore“, und dann „Bussi“. Irgendwie nonchalant, irgendwie italienische „Strizziness“, wo man im Café die Ladys hinterm Oberlippenbärtchen und winzigen Espresso frech anschmunzelt. „Niente“, also „Nichts“ auf Italienisch, ist ein Album, das sich zwischen dieser zeitlosen Nonchalance und einer gewissen Modernität bewegt.
Man fragt sich schon nach dem Hören der ersten paar Lieder, ob man hier eine getarnte Schlagerplatte oder aktuellen Indie-Rock vor sich hat – oder gar Austropop. Aber es ist eigentlich egal, was für ein Genre es ist, denn Wanda kann eigentlich nicht kategorisiert werden. Die Zugehörigkeit kommt eigentlich immer auf die Stimmung und den Aufmerksamkeitsgrad der Zuhörenden an. Denn, wenn man Wanda mit halbem Ohr auf einer Party hört, dann wird man die GastgeberInnen zwangsläufig als Wiener Hipster einstufen, die einfach nur cool sein wollen. Um 3 Uhr morgens, wenn man schon ans Aufbrechen denkt, dann gibt einem ein Song wie „Bussi Baby“ ungeheure Energie, sodass man doch noch zwei Stunden weitertanzt.
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Und wenn man sich hinsetzt, um Wanda wirklich aktiv zu hören, dann wird man mit solch einer Traurigkeit konfrontiert, die man nie zwischen den Synthie-Klängen erahnen hätte können. Marco Michael Wanda und seine Kollegen Christian Immanuel Hummer, Manuel Christoph Poppe, Reinhold Weber und Lukas Hasitschka machen eigentlich ziemlich depressive Musik. Und „Niente“ ist auch ein leicht depressives Album, aber eines mit Höhen und Tiefen.
Eine Höhe etwa ist „Lascia mi fare“. Ja, im Text klingt es schon nach Verzweiflung und einer ausweglosen Situation; in der Liebe gefangen. Doch gleichzeitig ist der Song irrsinnig befreiend und Sänger Wanda gibt sich den italienischen Textzeilen nur so hin. Und schon lange hat Italienisch nicht mehr so kitschig und gleichzeitig so unendlich cool geklungen. Ebenso energetisch ist auch der Song und Album-Opener „Weiter, weiter“. Interessant ist, dass man Wanda-Lieder auf zwei Ebenen betrachten muss: auf Ebene der Musik und auf Ebene des Textes. Und bei „Weiter, weiter“ fällt es fast am meisten auf, wie glücklich und beschwingt eine Melodie klingen kann, während einem ein verzweifelt klingender, leicht heiserer Mann seine dunklen Seiten offenbart.
Gesungen mit Inbrunst, Traurigkeit und viel Hoffnung
Und er hat viele dunkle Seiten, aber aufgegeben hat er noch nicht ganz. In „Ein letztes Wienerlied“ singt er von seiner Hoffnung, noch einmal im Prater mit der Grottenbahn fahren zu dürfen. Es ist ein Gebet, dass er voller Inbrunst dem „Himmelsvater“ vorträgt, und dazu spielen die Streicher ihre überladenen Melodien. Der Song ist nostalgisch, er soll an das alte Wien, an die gute alte Zeit erinnern. Aber so, wie es sich die älteren Semester häufig vorsprechen – „Früher war alles besser“ –, ohne dabei an jene Momente zu denken, die vielleicht gar nicht so toll waren.
„Ein letztes Wienerlied“ ist einer der stärksten Songs des Albums. Es hat Klasse, es hat Inbrunst und es offenbart das Feingefühl der Band für die Kultur ihrer Heimatstadt. Es ist ein zutiefst wienerisches Lied, das so manche international lebenden WienerInnen sicher in einen tiefen Heimweh-Strudel stürzen könnte. Und so ist das mit „Niente“: Diese Platte löst Gefühle aus, die man vielleicht gar nicht erwartet hat. Es ist ein Album für eine Party, aber es ist auch ein Album für die einsamen Stunden, wenn man nichts lieber möchte, als in der Dämmerung mit dem Ringelspiel im Prater zu fahren.
Anne-Marie Darok
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