Lange Zeit macht der Internationale Frauentag nun bereits darauf aufmerksam, dass Gleichberechtigung nach wie vor Wunschdenken ist. Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich auch in vielen Bereichen der Musikwelt wider. Besonders auffällig in einem Bereich, dem gemeinhin die Bezeichnung “Singer / Songwriter” aufgestempelt wird.
Bob Dylan, Leonard Cohen, Neil Young. Einige der Namen, die zumeist Ergebnis beim Brainstorming zum Stichwort “Songwriter” sind. In ihrem Windschatten dann eine neue Songwriter-Generation. Bright Eyes, Elliott Smith und viele andere, leidende, junge Männer mit Gitarre unterm Arm. Songwriter eben. Und obwohl dieser, dem Englischen entlehnte, Ausdruck sowohl für Frauen als auch Männer gilt, werden stil- und genreprägende Künstlerinnen, wie Joni Mitchell und Ani di Franco, immer erst nach der ausdrücklichen Frage nach “Songwriterinnen” genannt – wenn dem Gefragen denn überhaupt welche einfallen.
In heimischen Musikgefilden sieht es da natürlich keinen Deut besser aus. Grund genug also für die Vienna Songwriting Association, den Internationalen Frauentag im Augenwinkel, vier österreichische Künstlerinnen am 1. März im Gasthaus Vorstadt auf die Bühne zu bitten, um die allgemein geltende Vorstellung von der Männer-Domäne “Songwritertum” ins Wanken zu bringen.
Katrin Navessi, aufgewachsen in Wien Ottakring, ist von Kindheit an mit einem breiten Musikspektrum vertraut. Durch Einflüsse von charismatischen Frauen wie etwa Sinead O’Conor, Björk oder P.J. Harvey entwickelt sie mit den Jahren ihren eigenen Stil, wobei minimalistisches Gitarrespiel das Fundament der Songs bildet. Darauf baut schließlich der Einsatz von Text und Stimme auf, wodurch ein hörenswertes, akustisches Gesamtpaket geschnürt wird. Derzeit lebt Katrin Navessi in Wien Hernals, studiert Jazzgesang und schreibt Songs.
Magdalena Piatti versucht durch ihre Musik eine Verbindung von Herz zu Mensch herzustellen. Ihre melancholischen, emotional-romantischen Balladen wissen, durch perfekte Kombination des Klaviers mit einer sehr ausdrucksvollen, sphärischen Stimme, augenblicklich zu begeistern.
Laura Rafetseder hat sich in die Popgeschichte verliebt und verpackt das permanent Inhalierte per Gitarre und Stimme in Songform. Am liebsten wäre sie ja die Beatles, gleich alle zusammen. Inhaltlich geht es in ihren Songs um die Geschichten des Kommens und Gehens, des Abschieds und des Wiederfindens. Wichtig sind dabei die Widersprüche, die Schwäche in der Stärke, das Böse im Guten, die Melancholie in der Freude und die Freude an der Melancholie. Sie versucht, eine Stimme zu finden, wo das Sprechen scheitert. Für sie entsteht ein großer Song oftmals aus einem nicht festzunagelnden Punkt, der schmerzt. Alles andere folgt – und entfaltet sich in der Musik.
Den vierten Auftritt des Abends bestreitet Mika Vember, die zwar weit gereist ist, doch stets weiß, wo sie hingehört. Nämlich dort hin, wo eine Geschichte erzählt werden will – mit Gitarre und Liedern. Inspirierende Kollaborationen, inspirierende Musik, Lieder mit Eigenleben und Sturkopf, eine Stimme, die man so schnell nicht vergisst. Mika Vember erzählt diese ihre Geschichten nicht immer ausschließlich alleine, sondern ist auch Teil der Band Clara Luzia.
Links:
VSA
Magdalena Piatti
Laura & The Comrats
Gasthaus Vorstadt