Alle Achtung, was die Sängerin Victoria Benesch auf ihrem Album „No Need For Labels“ abliefert, kann sich hören lassen! Das, was die Wiener Singer/Songwriterin mit polnischen Wurzeln der Hörerschaft präsentiert, ist ausdrucksstarke Popmusik mit anspruchsvoller und zugleich berührender Schlagseite.
Es ist schon erstaunlich, wie wenig man eigentlich benötigt, um gute Musik zu machen. Ein Gefühl für Melodien, ein Händchen für spannendes Songwriting und eine packende Umsetzung, das war es dann auch schon. Okay, ist doch nicht so wenig. Aber das klangliche Universum von Victoria Benesch ist auf jeden Fall soundtechnisch nicht überladen. Ganz im Gegenteil, die Singer/Songwriterin singt und spielt sich in aller edlen Zurückhaltung und mit betörender Eleganz durch ihre im Stil zwischen Pop, Soul und Jazz angesiedelten Nummern. Und doch, obwohl instrumental wirklich in reduziertester Form zu Werke gegangen wird (oftmals wird Benesch ausschließlich von einem Klavier begleitet), ist ihre Musik einer sehr kraftvollen, dynamischen und unverkennbaren Note.
Diva und Träumerin
Was klarerweise auf den Umstand zurückzuführen ist, dass Victoria Bensch mit einer ungewöhnlich ausdrucksstarken und sehr facettenreichen Stimme gesegnet ist, mit einer, die wirklich jeden Raum bis in den letzten Winkel ausfüllt. Die Liedermacherin, die ihre Songs in englischer und polnischer Sprache zum Besten gibt, füllt die Rolle einer großen und verführerischen Diva ebenso imposant aus wie jene einer schüchternen und melancholischen Träumerin. Unterstützt von den Komponisten und Pianisten Marco Annau und Tadeusz Lesniakowski sowie dem Gitarristen Daniel Mesquita verwirklicht die Sängerin einen Sound, der sehr stimmungsvoll und auch vielfältig daherkommt. Ihre Musik vermag mit authentischer Tiefe zu berühren und lässt den Hörer in sanfter und charmanter Form in klanglich warme Gefilde wegschweben. Es ist einfach schön, ihren Songs zu lauschen. Und das vom ersten bis zum letzten Ton.
Victoria Benesch zeigt auf „No Need For Labels“ musikalische Qualitäten, die man im heutigen Popzirkus nicht allzu oft antrifft. Mit dem Mut, eben nicht mit dem Strom zu schwimmen, hat sich die Sängerin ihre ganz eigene musikalische Sprache erschaffen, eine, an der vor allem Liebhaber von Popmusik der anspruchsvollen Sorte ihren Gefallen finden dürften.
„No Need For Labels“ erscheint Ende Oktober.
Michael Ternai