Wien (OTS) – Montagnachmittag verlieh Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, im Namen des Bürgermeisters Michael Ludwig das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an die ehemalige Geschäftsführerin und Archivleiterin Susanne Schedtler sowie an den Musikwissenschafter, ehemaligen Orchestermanager und Radiomacher Christian Scheib.
Neben vielen Freund*innen und Familienmitgliedern nahmen auch Christian Oxonitsch, Nationalratsabgeordneter, Andreas Mailath-Pokorny, Rektor der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, und Wolfgang Sturm, Direktor des Theater Akzent, an der Ehrung teil. Zudem waren u. a. Dorothea Draxler-Niemeczek, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich i.R., und Edgar Niemeczek, Vorsitzender des Niederösterreichischen Volksliedwerk, in der Volkshalle des Rathauses anwesend. Die Neuen Wiener Concert Schrammeln mit den Musikern Nikolai Tunkowitsch, Clemens Fabry, Walther Soyka und Peter Havlicek begleiteten den Festakt musikalisch.
Kaup-Hasler: Dank für die Arbeit am kulturellen Leben der Stadt Wien
In ihrer Begrüßungsrede dankte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den beiden Geehrten für ihre Begeisterung und für ihren Einsatz für das Genre Musik. Diese Leidenschaft und Arbeit, so die Stadträtin, sei nicht nur eine Bereicherung für die Stadt Wien, sondern wirke weit über die Stadtgrenzen hinaus. „Musik ist integraler Bestandteil unseres kulturellen Erbes, das nicht nur bewahrt, sondern gleichermaßen auch weiterentwickelt werden muss.“, betonte sie.
Susanne Schedtler nähere sich als Geschäftsführerin und Archivleiterin des Wiener Volksliedwerks der Musik mit forschendem Blick und habe u. a. mit dem Wienerliedfestival wean hean maßgeblich zur Stärkung des Genres und dessen Vielfalt beigetragen: Schedtler habe im Rahmen ihrer Recherchen nicht nur vergessene Schätze wiederentdeckt und zum Vorschein gebracht, sondern auch zu Neuem verholfen und neue Tendenzen und Strömungen entdeckt.
Die Kulturstadträtin strich Christian Scheibs Verantwortung hervor, die er in seinen vielfältigen Tätigkeiten übernehme: Sowohl als Kenner der Neuen Musik, die er nicht zuletzt beim Musikprotokoll des Steirischen Herbst eingebracht hat, als auch als Sendungsmacher beim ORF fördere er Ersterfahrungen mit Musik, die es so dringend brauche, und trage so zur Erfüllung des Kulturauftrags des ORF bei.
„Danke, dass Ihr die Stadt durch Eure Arbeit so bereichert und zum kulturellen Leben beigetragen habt!“, würdigte Veronica Kaup-Hasler Schedtler und Scheib.
Laudator Herbert Zotti: “Die Wissenschaftlichkeit hat sie so unentbehrlich gemacht”
Herbert Zotti bedachte in seiner Laudatio auf Susanne Schedtler ihr Engagement für das Volkslied und das Volksliedwerk, das sie „mehr als 20 Jahre sehr erfolgreich gemanagt hat“. Darüber hinaus habe sie sich weit über ihre dienstlichen Verpflichtungen für das Volkslied engagiert: Herbert Zotti wies auf Schedtlers akribische Beschäftigung und wissenschaftliche Recherchen zum Volkslied hin sowie auf ihre Publikationstätigkeiten.
Durch ihren Beitrag werde das Wiener Lied auch vermehrt wieder bei jungen Menschen wahrgenommen; eine Aufgabe, der sich auch das Festival wean hean angenommen hat, bei dem sie nach wie vor mitwirke.
Zuletzt sprach Herbert Zotti die Hoffnung aus, dass die Auszeichnung Anregung und Ansporn sei, „weiter zu tun, zu machen, zu sammeln und die Musik unter die Leut‘ zu bringen“.
Laudator Hartberger über Scheibs Ö1-Sendung: “Große dichterische Erfindung!”
In seiner Laudatio auf Christian Scheib hob Laudator Sven Hartberger die Vielseitigkeit des Geehrten hervor: Nebst den Tätigkeiten als Kurator, Redakteur, Orchesterleiter und virtuoser Sendungsmoderator, Tätigkeiten für die er die Ehrung entgegennehme, sei Christian Scheib auch Literat und Schriftsteller. Denn er habe die besondere Fähigkeit, in seiner Sendung „Le week-end“ längst verstorbene Persönlichkeiten hör- und spürbar zu machen und Personen miteinander in einen Dialog zu bringen, die nicht zusammengetroffen sein können. „Eine große dichterische Erfindung!“ Christian Scheibs weiter Horizont, sein musikalisches Wissen und seine besondere Hingabe bei der Zusammenstellung von Sendungen verdienten größte Anerkennung.
Dankesworte der Geehrten
Susanne Schedtler sprach in ihren Dankesworten über ihre Faszination für die Musikformation, den Neuen Wiener Concert Schrammeln, und deren musikalische Dynamik. Darüber hinaus dankte sie dem engagierten Team im Volksliedwerk.
Christian Scheib drückte ebenfalls seine Begeisterung über die Musik und seine Freude über die Auszeichnung aus. Seine Dankesworte richtete er an die Stadt Wien: „für alles, was die Stadt mir ermöglicht hat.“
Kurzbiografie Susanne Schedtler
Susanne Schedtler, geboren 1962 in Celle, studierte ab 1982 Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Musikethnologie sowie Geschichte und Romanistik in Göttingen und Hamburg. Ihr wissenschaftliches Interesse für die Volksmusik fremder Länder wurde vor allem durch die Vorlesung des österreichischen Professors Rudolf Maria Brandl geweckt. An der Universität Hamburg absolvierte sie ein Doktoratsstudium der Musikwissenschaft; in dieser Zeit begann sie sich auch vermehrt für deutschsprachige Volksmusik zu begeistern. Mit ihrer Dissertation „Das Eigene in der der Fremde. Einwanderer-Musikkulturen in Hamburg“ promovierte sie 1998. Anschließend absolvierte sie den Aufbaustudiengang für Kulturmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Politik.
Schedtler war Gründungsmitglied der Deutsch-Kaukasischen-Gesellschaft Lile e.V. und Mitorganisatorin des Festivals Georgiarte, der georgischen Kulturtage in Hamburg.
Von 2002 bis 2022 war sie Geschäftsführerin und Leiterin des Archivs des Wiener Volksliedwerks. In ihrer Funktion aber auch darüber hinaus hat sie für die Pflege und Dokumentation der Wiener Volksmusik gesorgt sowie durch verschiedenste Maßnahmen und Initiativen wie dem seit 2000 veranstalteten Wienerliedfestival wean hean maßgeblich zu dessen Wiederbelegung, Fortführung und Erforschung beitragen.
Seit ihrer Pensionierung ist sie als Schriftführerin ehrenamtlich im Vorstand des Wiener Volksliedwerks tätig. Auch für wean hean bleibt sie an der Konzeption und künstlerischen Leitung mitverantwortlich.
Kurzbiografie Christian Scheib
Christian Scheib, geboren 1961 in Eferding, studierte Musikwissenschaft, das Konzertfach Blockflöte sowie Musikpädagogik in Wien und Berlin. Ab 1992 gehörte er der Ö1-Musikredaktion an und kreierte und produzierte mit „Zeit-Ton“ eine Sendereihe, die seit 1993 ausgestrahlt wird. Von 2008 bis 2011 war er Leiter des Ressorts „Redaktion Musik“.
Von 1993 bis 1996 fungierte er als Musikkurator des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst und gründete 1994 gemeinsam mit Lothar Knessl das österreichische Musikinformationszentrum „mica – music austria“. Von 1995 bis 2012 leitete Scheib als Programmdirektor das „musikprotokoll“, eine Festivalplattform für zeitgenössische und experimentelle Musik des „Steirischen Herbst“.
Von 2009 übernahm er bis 2014 die künstlerische Leitung und das Management des ORF Radio-Symphonieorchester Wien. 1998 war er Gastdozent am Critical Studies Department des California Institute of the Arts und hatte zudem Lehraufträge an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Seit 2010 gestaltet Christian Scheib gemeinsam mit Elke Tschaikner die wöchentliche Radiosendung „Ö1 bis zwei le week-end“. Er ist (Ko-)Herausgeber und (Ko-)Autor mehrerer Bücher sowie Verfasser zahlreicher Fachbeiträge zum Thema Musik.
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