VERENA ZEINER – „Human Circus“

Dass man sich nicht in einen instrumentalen Wettstreit begeben muss, um den Jazz als besonderen Musikstil zu würdigen, beweist die Pianistin und Komponistin VERENA ZEINER auf ihrem neuen Album „Human Circus“ (Freifeld Tonträger) in eindrucksvoller Manier vor.

Den klassischen Jazzpfaden folgt Verena Zeiner auf „Human Circus“ nicht. Vielmehr als mit einer allzu weit gefassten klanglichen Breite zu punkten, besinnt sich die Pianistin und Komponistin auf das Wesentliche und geht musikalisch in sehr unaufgeregter Art ans Werk. Die Stücke der gebürtigen Amstettenerin offenbaren sich als in warmen Farben gemalte Klanggemälde, die eine seltsam beruhigende Wirkung entfalten.

Dezent, aber nicht zurückhaltend

Eine Hektik kommt nie auf, auch nicht dann, wenn die junge Frau mit ihrer Band im Rücken spielt. Ihre Mitmusiker Philip Yaeger (Posaune) und Mathias Koch (Schlagzeug) sowie Sängerin Mira Lu Kovacs verstehen es ganz vortrefflich, sich mit ihrem Zutun ohne allzu großes Aufsehen perfekt in das Gesamtkonzept einzufügen. Sie begleiten Verena Zeiner in dezenter Art, ohne sich aber in irgendeiner Form zurückzunehmen.

Die einzelnen Elemente wirken vom ersten bis zum letzten Ton perfekt aufeinander abgestimmt. Das sanft bis bestimmt reichende, melodiebetonte und abwechslungsreiche Klavierspiel der Bandleaderin, Philip Yaegers hie und da passend dazu eingeworfene Solopassagen, Mira Lu Kovacs schräg bis verträumt gehaltene Vokaleinlagen und -experimente sowie Mathias Kochs feingliedriger und variantenreicher Umgang mit seinem Schlagzeug – alles schwingt wunderbar im Einklang.

Von Sperrigkeit keine Spur

Die stilistisch irgendwo zwischen Jazz, leichten Klassikverweisen sowie Kammer- und improvisierter Musik angesiedelten und sich über weite Spannungsbögen entwickelnden Nummern sind sehr gediegenen und stimmungsvoll. Von Sperrigkeit erfreulicherweise keine Spur. Verena Zeiner will mit ihrer Musik bewusst die Gefühlswelt der HörerInnen ansprechen und nicht deren Köpfe.

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„Human Circus“ ist ein Album geworden, auf dem die Beteiligten das Tor zum Jazz in zugänglicher Weise offen halten. Es regiert nicht das ausufernde musikalische Spektakel, sondern die Kunst, mit wenigen Mitteln zum Ziel zu gelangen. Und die zeigt sich in diesem Fall in bester Form.

Michael Ternai

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Verena Zeiner