„[…] unser Steckenpferd ist der Sound der 1960er- und 1970er Jahre“ – MATTHIAS KREJAN (THE SADO MASO GUITAR CLUB) im mica-Interview

Es ist in der Vergangenheit etwas still um diese Band geworden. Doch nun hat sich THE SADO MASO GUITAR CLUB in Form der EP „Drei“ (Nette Alte Dame Records) in alter Stärke zurückgemeldet. Was die Grazer Formation einmal mehr auf ihre unvergleichliche Art zum musikalischen Programm macht, ist der Rocksound der Sixties und Seventies. Der Sänger und Gitarrist der Band, MATTHIAS KREJAN, sprach mit Michael Ternai über den Neustart der Band, die Erfahrung, die Dinge einmal aus der Hand zu geben, und die Entscheidung, zwei EPs statt eines Albums zu veröffentlichen.

In den letzten Jahren ist es ein wenig ruhiger um The Sado Maso Guitar Club geworden. Das letzte Album erschien 2013 und auch die Zahl der Konzerte ist zurückgegangen. Was waren die Gründe, warum es dieses Mal etwas länger gedauert hat und die Band etwas kürzergetreten ist? 

Matthias Krejan: Ganz einfach. Weil wir alle mittlerweile einen Job haben. Hätten wir mehr Zeit gehabt, wäre es mit einem neuen Album natürlich viel schneller gegangen. Aber wenn fünf Leute Vollgas zu tun haben, dann geht sich das halt nicht mehr so leicht aus. Jeder braucht Geld. Und im Rock ’n‘ Roll gibt es kein Geld, schon gar nicht im österreichischen. Zumindest nicht so viel, um auch davon leben zu können. An genügend Songmaterial hat es ja nicht gemangelt. Wir haben sogar so viele Nummern zusammen, dass wir zwei Alben füllen könnten. Aber wir haben uns dafür entschieden, erst einmal sechs Nummern ordentlich aufzunehmen und diese in Form einer EP zu veröffentlichen. Unsere Aufmerksamkeitsspanne hat einfach nicht für mehr gereicht, eben weil wir alle anderweitig beschäftigt sind. Aber unser Plan ist es, im Frühjahr 2018 eine zweite EP nachzuschießen.

Zwei EPs quasi stellvertretend für ein ganzes Album.  

Matthias Krejan: So ist es in etwa gedacht. Ich glaube, dass zwei EPs auch insofern eine gute Entscheidung sind, weil wir dadurch womöglich auch länger im Gespräch bleiben und der Fokus einfach länger auf uns gerichtet ist. Das ist zumindest unsere Hoffnung. Darüber hinaus haben die Leute mit zwei Veröffentlichungen einfach eine längere Zeit etwas von uns, was ja auch eine gute Sache ist.

Sie haben erwähnt, dass Sie genug Nummern für zwei Alben haben. Finden sich auf „Drei“ nun die Ihrer Meinung nach besten? 

Matthias Krejan: Auf unseren Festplatten befindet sich noch eine Vielzahl guter Songs. Ob sich auf der EP jetzt die besten befinden? Ich denke, das ist immer eine Frage des Geschmacks. Wir haben für die EP einfach die Songs ausgewählt, die uns im damaligen Moment am Gängigsten vorgekommen sind und die wir am leichtesten aufnehmen konnten.

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„Eine bewusste Entscheidung, in die eine oder andere Richtung zu gehen, dies oder das zu probieren, haben wir eigentlich nie getroffen“

Inwieweit hat sich am Sound des Sado Maso Guitar Club etwas verändert? Haben Sie versucht, sich bewusst weiterzuentwickeln und Neues hineinzubringen?

Matthias Krejan: Eine bewusste Weiterentwicklung? Ich weiß nicht. Wir schreiben einfach Songs, und das schon viele Jahre. Ich denke, wenn man schon so lange Songs schreibt, wie wir es tun, passiert die Entwicklung automatisch. Eine bewusste Entscheidung, in die eine oder andere Richtung zu gehen, dies oder das zu probieren, haben wir eigentlich nie getroffen. Unsere Musik spielgelt einfach das wider, was wir sind.
Was man aber vielleicht dazu sagen muss, ist, dass wir dieses Mal die Songs zwar selbst aufgenommen, den Mix allerdings aus der Hand gegeben haben. Auch weil wir mit dem Soundergebnis des letzten Albums, das wir von vorn bis hinten selbst produziert haben, nicht ganz zufrieden waren. Man kann durchaus sagen, dass ich mich da vermixt habe. Der Sound war zu trocken, zu steril, vielleicht auch etwas zu poppig.
Dieses Mal haben wir den Mix anderen anvertraut. Für die ersten drei Nummern war Fabio Schurischuster verantwortlich, für die anderen drei Tom Zwanzger. Es war sehr interessant zu sehen, was sie aus unseren Songs gemacht haben. Nämlich etwas ganz anderes, als wenn ich sie gemixt hätte. Vielleicht steckt ja in dieser Entscheidung, einmal Dinge aus der Hand zu geben, eine gewisse Art der Weiterentwicklung.

Fiel es Ihnen schwer, Ihre Songs in die Hände anderer zu geben?  

Matthias Krejan: Ja, sehr schwer. Bislang habe ich die Songs ja im Alleingang produziert. Nach meinen eigenen Vorstellungen. Es gab niemanden, der da irgendwie dreingeredet hat. Dass da plötzlich jemand ist, ist schon irgendwie gewöhnungsbedürftig. Als ich zum Beispiel unsere zweite Nummer „Go With the Flow“, die ich als eine Art relaxte Sixties-Nummer geschrieben und als solche produziert hatte, nach dem Mix zurückbekommen habe, war meine erste Reaktion: „Das hört sich viel zu modern an. Das passt überhaupt nicht.“ Nachdem ich sie ein paar Mal angehört hatte, meinte ich dann: „Na ja, vielleicht geht es doch.“ Und nachdem ich sie weitere zwanzig Mal durchgehört hatte, hat sie mir dann gefallen. Das war schon eine besondere Erfahrung. 

Sie haben den Sound Ihrer letzten Platte angesprochen, der für Sie etwas, sagen wir, brav war. Ihre neue EP klingt diesbezüglich da doch um einiges kantiger.

Matthias Krejan: Ja, das denke ich auch. Wir haben es dieses Mal auch vermieden, allzu perfekt zu klingen. Fehler, die bei den Aufnahmen passiert sind, haben wir einfach belassen. Und auch sonst haben wir versucht, dreckig zu klingen.

„Eine Entwicklung hin zu zum Beispiel etwas ganz Elektronischem ist mit dieser Band wahrscheinlich nur schwer möglich“

Die musikalischen Wurzeln der Band liegen im Rocksound vergangener Tage. Ist es für den Sado Maso Guitar Club vorstellbar, sich einmal auch für andere Stile zu öffnen?

Matthias Krejan: Ich bin grundsätzlich ein Musikfan, genauso wie die anderen in der Band auch. Wenn etwas gut ist, ist es mir egal, aus welcher musikalischen Richtung es kommt. Trotzdem, unser Steckenpferd ist der Sound der 1960er- und 1970er-Jahre. Das ist der Sound, den wir einfach am besten beherrschen, am besten können. Und er ist derjenige, der für mich am ehrlichsten klingt. Eine Entwicklung hin zu zum Beispiel etwas ganz Elektronischem ist mit dieser Band wahrscheinlich nur schwer möglich. Das ginge dann schon etwas zu weit.

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Was für Themen behandeln Sie in Ihren Songs?

Matthias Krejan: Es sind eigentlich vorwiegend existenzialistische Dinge, über die ich singe. Liebe, Schmerz, Verzweiflung, Depression und so weiter. Obwohl unsere Songs zum Teil eigentlich sehr schön klingen, sind die Texte doch sehr düster. In unserer zweiten Nummer „Go With the Flow“, die eigentlich recht cool daherkommt, geht es um Selbstmord, um eine Person, die hoch oben auf einem Sims steht und runterspringen will. Vielleicht rührt die Schwere in meinen Texten daher, dass ich Religions- und Psychologielehrer bin und ich durch mein Studium und meinen Beruf einfach diese vielen Ängste entwickelt habe [lacht]. Aber im Ernst. Keine Ahnung, warum die Lieder von so dunklen Themen handeln.

Wo soll es hingehen? Verstehen Sie die EP als eine Art Neustart?

Matthias Krejan: Irgendwie schon. In Wirklichkeit war vor einiger Zeit die Luft schon sehr draußen. Wir haben neuen Mut gefasst, uns einfach noch einmal zusammengerauft und uns gesagt: „So, wir versuchen es jetzt.“ Allein und ohne jede Förderung. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, das Album zu machen. „Drei“ ist eine Platte, die wirklich jedem von uns gefällt, was davor ja nicht immer der Fall war.

Was steht in der nahen Zukunft an? Ist auch eine Tour geplant?

Matthias Krejan: Im Jänner spielen wir in Linz, Salzburg und Steyr. Im Frühjahr steht noch ein Konzert in Innsbruck an. Wir spielen eine klassische Österreich-Tour, wie wir es eigentlich immer tun. Wir sind auch gerade dabei, zu schauen, was wir im Ausland aufstellen können. Wenn sich da was ergeben würde, wäre das natürlich super. Schauen wir mal, natürlich stellt sich da auch immer die Frage, wie wir das mit unseren Jobs vereinbaren können. Ansonsten werden wir weitermachen, wie wir es bisher getan haben. Aufnehmen, spielen, aufnehmen, spielen. Was anderes kann man eh nicht machen.

Herzlichen Dank für das Gespräch

Michael Ternai

Sado Maso Guitar Club live
15.12.17 Orpehum, Graz
25.01.18 Rockhouse, Salzburg
26.01.18 Stadtwerkstatt, Linz

Links:
Sado Maso Guitar Club (Facebook)