UNSAFE + SOUNDS 2016

Das Festival UNSAFE + SOUNDS 2016 feiert mit der diesjährigen Auflage sein dreijähriges Bestehen. Von 18. bis 29. September findet unter dem Titel – oder vielmehr dem Versprechen – „Rythm. Alliance of The Senses Resonating X Flickers of Community“ das elftägige Festival statt. Es verhält sich wild wuchernd, auf der Suche nach eigenständigen und innovativen Formen des künstlerischen Ausdrucks. Das Programm bietet dabei einen multidirektionalen Blick auf die zeitgenössischen Formen von bildender Kunst, Musik, Performance und Community in ihren unterschiedlichsten Facetten. Zu sehen sind lokale und internationale KünstlerInnen in Konzerten, Ausstellungen und Screenings in den Locations WUK, ARENA, FLUC, RHIZ, MOE, CELESTE, SCHIKANEDER und GARTENBAUKINO. Darunter sind etwa SHRACK!, SUDDEN INFANT, S S S S, ALEKSI PERÄLÄ, SOTE, RYO MURAKAMI, LONELY BOYS, FAUNA, CLEMENS JÜRGENS, THE BLACK PAGE ORCHESTRA, JUNG AN TAGEN, OPCION, BJ NILSEN, und )))))(((((.

Das Unsafe + Sounds ist ein Versuch der Momentaufnahme. Eine offen angelegte Plattform, in der die Diversität der zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksweise existieren kann, und zwar in all ihren Brüchen und Rissen, ohne ein abgeschlossenes, glattes Produkt liefern zu müssen. Die Strukturen, die den Arbeiten zugrunde liegen, sollen auf diese Weise greifbar und performativ erfahrbar gemacht werden. Die Rezeption soll geöffnet werden und fließen. Ein wesentlicher Aspekt des inhaltlichen und ästhetischen Diskurses bildet die Überwindung der vermeintlichen Dichotomie zwischen Hoch- und Gegenkultur, diese Antagonisten sollen in Kommunikation gebracht werden, ohne ständig nur die Trennlinie zu zeigen und zu glorifizieren.

Die Kuratorin Shilla Strelka, die seit vier Jahren die experimentelle Konzertreihe Struma + Iodine betreibt, und der zeitgenössische Komponist und ursprüngliche Initiator des Festivals Matthias Kranebitter, die das lebendige Pendant zu dieser Gegenüberstellung bilden, zeigen durch ihre Zusammenarbeit schon einen wesentlichen Aspekt dieser Umsetzung. Es geht um Rhythmus und Wahrnehmung – in akustischer wie auch visueller Erscheinung – und darum, die Realität des grenzüberschreitenden Individuums nicht durch Genres zu betonen, sondern die Zusammenhänge dieser Überschreitung zu zeigen. Es soll ein Dialog erzeugt werden, der in unterschiedliche Richtungen funktioniert. Dabei ist Solidarität ein wesentlicher Faktor der Programmierung, wobei auch die sukzessiv wachsende Prekarität im Kunst- und Kulturbetrieb adressiert und reflektiert wird.

Das Festival startet am Sonntag, dem 18. September, im Wiener Rhiz mit dem Prolog, zu dem Regolith und Tronstoner gemeinsam mit Elise Mory eingeladen sind. Die eigentliche Eröffnung des Festivals ist am 19. September im Wiener WUK und bietet neben der Ausstellungseröffnung auch Konzerte und ein exemplarisches Beispiel der künstlerischen Transgression zwischen Ordnung, Chaos und Selbstreflexion. Der transdisziplinär arbeitende Künstler Sigtryggur Berg Sigmarsson vermittelt an diesem Abend Kunst durch den eigenen Körper, der zum Medium wird und auf diese Weise jegliche kreativen Impulse exponiert und Unmittelbarkeit in all seinen zitternden Bewegungen zeigt. Jegliches Potenzial der Expression wird dabei ausgeschöpft. Es gibt keine Unterdrückung – let it flow.

Im Verlauf der Woche entfaltet sich das Programm zwischen den unterschiedlichen Lokalitäten wie etwa Moe, Celeste, Fluc, WUK, Schikaneder und Arena und zeigt auf diese Weise auch in der Örtlichkeit eine ständige Entwicklung, ohne sich auf einen Punkt zu fixieren. Highlights wie der Soundkünstler Sote, der im Moment in Teheran lebt und dessen musikalische Tradition in modularer Form dekonstruiert, und Clemens Jürgens, die aktuelle Kollaboration von Clemens Denk und dem Totengräber Vodoo Jürgens, die ihre jeweils sehr subjektiven Songwriting- und Kompositionsansätze zusammenführen, sind dabei zu sehen.

Einen weiteren Fokus setzt Unsafe + Sounds auf die Wechselwirkung zwischen Sound und aktuelle Arbeiten aus der bildenden Kunst. KünstlerInnen, die auch musikalisch aktiv sind, sollen hierbei nicht auseinanderdividiert werden. Das Festival zeigt eine klar formulierte Überwindung von Sparten und den gerne gesehenen Kategorisierungsmomenten. Der Großteil der Acts bewegt sich sowohl in der bildenden Kunst als auch in der Musik. Das eine schließt das andere nicht aus, sondern eröffnet vielmehr Möglichkeitsräume. Die digitale Sprache schafft die Möglichkeit des Nebeneinanders. Zu sehen sind dabei etwa Arbeiten der Berliner Künstlerin Claire Tolan und von Karin Ferrari, die in ironisch-akademischer Manier Videos aus der Popkultur entwendet und diese auf versteckte Botschaften und Semiotik untersucht und in weiterer Folge dekodiert.

Das Unsafe + Sounds versucht sich an der künstlerischen Kommunikation in horizontaler Form, ohne ein fixes Epizentrum zu bilden. Dies geschieht in Form einer lebendigen Überschreitung der Ränder, des gesellschaftlichen und des ökonomischen Rahmens, die einschließen und Stillstand verursachen. Es ist ein Versuch, das künstlerische Potenzial in der Relation der Dinge zueinander zu finden. Die Bildung von Konnexionen und gemeinsamen Bewegungen der Community am selben Ort zur selben Zeit. „… and eventually it’s about friendship, really …“

Ada Karlbauer

Links:
Unsafe + Sounds Festival
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