„Uns haben viele gesagt, was der Band noch fehle, sei ein großer Hit“– MICHAEL WACHELHOFER (CORNERSTONE) im mica-Interview

Dass der Rock klassischen Formats in Österreich nicht unbedingt zu den angesagten Musikstilen gehört, hat CORNERSTONE eigentlich nie gestört. Wenngleich sich auch hierzulande der Erfolg langsam einzustellen beginnt, hat sich die niederösterreichische Band mittlerweile vor allem in Großbritannien einen gewissen Namen machen können. MICHAEL WACHELHOFER – der Bassist von CORNERSTONE – im Interview mit Michael Ternai.

Sie absolvierten mit Cornerstone in diesem Sommer einmal mehr eine ausgedehnte Großbritannien-Tour. Wie ist diese gelaufen? Sind Sie zufrieden?

Michael Wachelhofer: Die Tour verlief großartig. Wir waren knapp zwei Wochen unterwegs und haben in Summe neun Konzerte gespielt. Darüber hinaus standen für uns auch einige Interviewtermine auf dem Programm. Unter anderem gaben wir zwei Interviews für BBC Radio. Und auch für diverse andere lokale Radiostationen. Auch in den lokalen Zeitungen ist über uns berichtet worden. Diese Dinge machen uns natürlich unglaublich stolz. So etwas passiert einer österreichischen Band ja nicht alle Tage. Die Konzerte selbst waren auch ganz toll. Wir könnten die Tour eigentlich sofort wiederholen. Nach den Konzerten an den Wochentagen haben viele Veranstalter gemeint, wir können gleich noch einmal spielen, nur nächstes Mal am Wochenende. Das empfinden wir schon ein wenig als eine Art Ritterschlag.

„Ich kann mich an einige Konzerte unserer ersten Tour erinnern, bei denen wir vor vielleicht fünf Leuten gespielt haben.“

Ihre Band war ja schon etliche Mal in Großbritannien unterwegs. Kann man sagen, dass sich Cornerstone mittlerweile einen gewissen Namen gemacht hat, der auch schon Publikum anzieht?

Michael Wachelhofer: Das würde ich schon so sagen. Vor allem ist mit der Zeit auch die Bezahlung besser geworden. Ich kann mich an einige Konzerte unserer ersten Tour erinnern, bei denen wir vor vielleicht fünf Leuten gespielt haben. Das hat sich geändert. Mittlerweile ist fast jedes Konzert gut besucht. Nur ein Konzert, das in Cardiff, hat dieses Mal nicht so gut geklappt. Was daran lag, dass die beiden lokalen Vorgruppen ihre Auftritte absagen mussten.

Wie stellt man es als österreichische Band an, in Großbritannien Fuß zu fassen?

Michael Wachelhofer: Uns ist es gelungen, uns dort mit den Leuten ganz gut zu vernetzen. Was uns die Pressearbeit natürlich enorm erleichtert hat. Wenn wir heute mit Veranstaltern oder Radiosendern telefonieren, ist es schon so, dass sie von uns zumindest schon etwas gehört haben. Natürlich hat unsere Charity-Single dahingehend auch etwas bewirkt [Ende 2013 veröffentlichte Cornerstone das Cover „Smalltown Boy“ der britischen Pop-Gruppe Bronski Beat, das in den Charts landete. Sämtliche Erlöse der Single kamen dabei der „Room to Breathe“-Kampagne des Nottingham City Hospitals zur Erforschung und Bekämpfung der Stoffwechselkrankheit Zystische Fibrose, an der der Booker der Band erkrankt war, zugute; Anm.]. Die ist damals dort schon in sehr vielen Radiostationen gelaufen.

Cornerstone ist musikalisch dem klassischen Rock zuzuordnen. Dieser Stil wurde ja schon allerorts mehrmals totgesagt. Warum ist das in Großbritannien scheinbar nicht der Fall?

Michael Wachelhofer: Natürlich tendiert in Großbritannien der Musikgeschmack im popularmusikalischen Bereich schon sehr stark in die Richtung Mainstreampop. Demgegenüber gibt es dort aber immer noch viele, viele Leute, die auf den klassischen Rock der 1980er-Jahre stehen. Auf Sachen wie Def Leppard und so. Cornerstone macht schon moderne Musik, aber eben mit einem starken 80er-Jahre-Einschlag. Und ich glaube, dass unser Sound bei den Fans dieser Musikrichtung genau aus diesem Grund auch so gut ankommt. Offen gesagt, stand Großbritannien zu Beginn aber nicht wirklich auf der Agenda. Wir sind 2007 ja von einem amerikanischen Label unter Vertrag genommen worden. Daher haben wir zunächst auch die USA in unseren Fokus genommen. Nur ist dieses Land – wie man weiß – sehr groß, und damit auch die Konkurrenz. Großbritannien hat sich im Laufe der Zeit irgendwie ergeben, was uns natürlich sehr freut. Denn dort läuft es – wie ich es eingangs schon erwähnt habe – ausgesprochen gut für uns. Vor allem in Sachen Radio und Zeitungen.

Und läuft es diesbezüglich in Österreich gut?

Michael Wachelhofer: Radio ist so eine Geschichte. Aber es tut sich etwas. Vor allem bei Radiostationen, die unsere Art der Musik spielen. Radio Arabella etwa, oder Radio 88,6. Radio Wien hat sogar einen Song von uns, ‘Right Or Wrong’, in die Rotation genommen. Auch diverse lokale Sender haben uns im Programm. Zudem berichten Zeitungen – insbesondere Lokalblätter – über uns. Natürlich ginge immer mehr, aber wir sind ganz zufrieden.

„In Großbritannien spielt die Herkunft einer Band keine große Rolle.“

Wird Cornerstone in Großbritannien als österreichische Band wahrgenommen oder spielt die Herkunft keine Rolle?

Michael Wachelhofer: Zunächst einmal geht es um die Musik. Wobei man schon dazusagen muss, dass wir schon einen gewissen Exotenbonus genießen. Vor allem dahingehend, dass wir doch ein wenig mit der Erwartungshaltung brechen. Die Leute dort erwarten – wenn man von einer Band aus Österreich spricht – eine Combo, die in Lederhosen und Steirerhüten auftritt und auf Deutsch singt. Mit der Zeit haben sie aber doch mitbekommen, mit wem wir schon einmal zusammengespielt haben. Wir haben ja schon unter anderem mit dem Gitarristen von Iron Maiden, Magnum, John Waite und New Model Army zusammengespielt. Den Leuten ist schon klar geworden, in welche Richtung es bei uns geht. Generell aber, würde ich sagen, spielt in Großbritannien die Herkunft einer Band keine große Rolle.

Wie sieht es mit den CD-Verkäufen in Großbritannien aus?

Michael Wachelhofer: Wir verkaufen schon CDs. Die sind ja ganz normal in den Musikläden erhältlich. Wir wurden letztens sogar gefragt, ob wir nicht vielleicht auch auf Vinyl pressen wollten, weil dieses Format dort aktuell so im Kommen ist. Wir überlegen uns gerade, ob wir das wirklich tun sollen.

Cornerstone hat mit Alina Peter seit letztem Jahr eine neue Sängerin. Für sie war es ja die erste Großbritannien-Tour. Wie hat sie sich gemacht?

Michael Wachelhofer: Alina ist im Rahmen der Tour wirklich aufgegangen. Sie war am Anfang zwar noch ein wenig gehemmt und schüchtern. Das hat sich aber sehr rasch geändert. Nach dem zweiten oder dritten Konzert hat sie dann richtig die Post abgehen lassen. Es ist sogar so weit gegangen, dass die Leute nach den Konzerten zu uns gekommen sind, nur um zu sagen, wie gut Alina zu uns passe. Vielleicht noch viel besser als die alte Sängerin. Diese positiven Reaktionen haben uns schon sehr, sehr aufgebaut.

Wie haben Sie Alina Peter gefunden?

Michael Wachelhofer: Wir suchten eine Zeit lang herum und probierten es auch mit der einen oder anderen Sängerin. Nur funktionierte es nie wirklich. Irgendwann entdeckte ich dann Alinas Inserat. Wobei ich zugeben muss, dass ich anfangs noch etwas skeptisch war. Sie spielte vorher in einer Punkband und die Nummern, die sie zum Hören online gestellt hat, waren zwar gut, aber irgendwie hatte ich zunächst noch Zweifel, ob sie musikalisch zu uns passen könnte. Zwei Wochen später stolperte ich nochmals über ihr Inserat und hörte mir auch noch die anderen Sachen von ihr an. Ja, und die überzeugten mich voll. Am nächsten Tag rief ich gleich Steve [den Gitarristen der Band; Anm.] an und sagte ihm, dass Alina genau die Sängerin ist, die wir gesucht hätten. Anschließend ging es ganz schnell. Ich schickte ihr eine E-Mail mit den Worten „We want you in the band“, und das war es dann auch schon.

„Unser erstes Album […] war – vor allem wegen der Qualität der Aufnahme – zum In-die-Tonne-Schmeißen.“

Wenn man sich die Bandgeschichte von Cornerstone ansieht, bekommt man das Gefühl, dass hier eine Truppe am Werken ist, die schon von Beginn an gewusst hat, wohin sie will, und daher auch sehr viel in das Projekt investiert hat. Neben Zeit vor allem Geld. Hat sich dieser Aufwand gelohnt? Lassen sich mit solchen Touren mittlerweile die CDs finanzieren?

Michael Wachelhofer: Das stimmt. Wir investierten zu Beginn sehr viel Geld aus der privaten Tasche. Und nicht immer führten diese Investments auch zum erhofften Ergebnis. Unser allererstes Demo zum Beispiel – das eigentlich als das erste Album gedacht war – kostete uns 11.000 Euro, ist aber zum Glück nie offiziell veröffentlicht worden. Es war – vor allem wegen der Qualität der Aufnahme – zum In-die-Tonne-Schmeißen. Aber man lernt mit der Zeit dazu und wird an Erfahrungen reicher. Wir wollten die Dinge ordentlich machen. Irgendwann ist die Plattenfirma dazugekommen, dann sind PR-Agenturen auf den Plan gekommen und, und, und. Um auf die Frage zurückzukommen: Mittlerweile finanziert sich die Band – von den Studioaufnahmen bis hin zur Promo – komplett selbst. Privates Geld fließt eigentlich schon seit zwei, drei Jahren nicht mehr in die Band.

Wie sind Sie selbst eigentlich musikalisch sozialisiert worden?

Michael Wachelhofer: Das ist eigentlich recht lustig. Ich habe eigentlich nie die Musik gehört, die andere gehört haben. Zu der Zeit, als gerade Bands wie A-HA und Nirvana groß waren, hörte ich Sachen wie Queen, Toto oder Alan Parsons Project. Ich bin damals schon recht oft gefragt worden, was ich denn da für eine Musik höre. Aber diese Melodic-Rock-Geschichten haben mich ganz einfach mehr begeistert. Irgendwann hatte ich mit The Clash, die mir sehr gut gefallen haben, auch eine kürzere Punkphase. Ein bisserl mehr ins Jazzige bin ich mit Joe Jackson reingegangen. Heute gefällt mir sehr viel verschiedene Musik.

Wie sieht es mit einem neuen Cornerstone-Album aus?

Michael Wachelhofer: An diesem arbeiten wir gerade. Besser gesagt, der Startschuss für die Arbeiten an diesem erfolgte gerade erst vor wenigen Tagen. Im Moment befinden wir uns noch im Songwriting- und Preproduction-Prozess. Mit den eigentlichen Aufnahmen wollen wir im November beginnen. Das Release ist für Mai nächsten Jahres geplant.

Zum Abschluss: Wo wollen Sie mit Cornerstone noch überall hin? Was sind die großen Ziele der Band?

Michael Wachelhofer: Die großen Ziele? Uns haben viele gesagt, was der Band noch fehle, sei ein großer Hit, der überall im Radio gespielt werde. Und ein solcher Hit ist eigentlich unser Ziel für unser kommendes Album. Wir hoffen, dass sich auf diesem eine solche Hitnummer finden wird.
Danke für das Gespräch.

Michael Ternai

Cornerstone live
18.09. Flax, Götzis (mit Gary Howard/Flying Pickets)
19.09. Die Galerie, Schwaz (mit Gary Howard/Flying Pickets)
20.09. Marktplatz, Rankweil (mit Gary Howard/Flying Pickets)
25.09. Rockbar, Amstetten
26.09. BarRockMusicbar, St. Pölten (Unplugged)
02.10. Raymans,  Neunkirchen
03.10. Saloon Donauplex,  Wien
13.11. Club Massiv, Wien

Fotos Cornerstone (c) Reinhard Müller

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