UNBEHAGEN – „Unbehagen“

Es gibt Musik, die schlicht und einfach nicht in gewöhnliche stilistische Kategorien gezwängt werden kann, die so abseits der herkömmlichen Standards angesiedelt ist, dass Worte nur bedingt ausreichen, um sie treffend zu beschreiben. Das auf chmafu nocords erschienene selbstbetitelte Album des österreichisch-französischen Duos UNBEHAGEN entspricht haargenau dieser Zuschreibung.

Nun, das Gewöhnliche klingt definitiv anders. Unbehagen – das sind der Pariser Arden Day und der Wiener Wysozky – konfrontieren die Hörerschaft mit einem musikalischen Entwurf, der weit aus dem Rahmen fällt. Es ist das avantgardistische und experimentelle Spiel mit Klängen, Geräuschen, Sound und Tönen, das von den beiden an die Spitze getrieben wird. Es scheint fast so, als hätte das österreichische-französische Zweiergespann das Ausloten aller musikalischen Grenzen zum beherrschenden Prinzip seines kreativen Handels erhoben, denn es folgt in den Stücken nichts, aber auch rein gar nichts den gängigen und bereits Tausende Male vorexerzierten Regeln.

Atmosphärisch dichteste Klangzustände

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Das musikalische Feld haben sich Arden Day (Extended Piano, Rhombus, Hurgytron, Boîtes à Bourdons) und Wysozky (Granularsynthese, Tape Machine, Pi-Synthesizer, AM-Radio, Processing) irgendwo zwischen Elektroakustik, Neuer Musik, Drone, Elektronik und Klangkunst abgesteckt, wobei immer wieder auch kurze Brückenschläge hin auch zu anderen Musikformen stattfinden. Diese Kombination an grundsätzlich Verschiedenem bedingt auch das Abgehen von jeglichen Strukturen.

Es sind mehr dunkle und bedrohlich wirkende Klangzustände, die Unbehagen zu Gehör bringen, sich langsam entwickelnde und stetig auftürmende Soundscapes ungemein atmosphärischer Dichte, die den Raum bis in den letzten Winkel ausfüllen. Gebrochen wird das Geschehen durch immer wieder geschickt eingeworfene Andeutungen von Melodien, wodurch die ganze Geschichte weniger maschinell und mehr organisch wirkt.

Die Musik von Unbehagen hat insgesamt etwas sehr Filmmusikalisches an sich, sie regt die Vorstellung und Fantasie an und zeichnet Bilder einer technologisierten düsteren Welt. Man muss sich mit den Stücken schon auseinandersetzen, um sie wirklich in ihrer Ganzheit zu erfassen. Tut man dies aber, eröffnet sich einem schauderhaft schönes Hörerlebnis. LiebhaberInnen der etwas anderen Sorte elektronischer Musik sollten das Album dieses eigenwilligen Zweiergespanns daher auf alle Fälle einer intensiveren Hörprobe unterziehen.

Michael Ternai

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