Umfrage: Klimakrise und Nachhaltigkeit im Musikbetrieb – Wie denkt MIA ZABELKA darüber?

Die Avantgarde-Violinistin, Vokalistin und Komponistin Mia Zabelka setzt sich in ihrer Musik mit der akustischen Interaktion von Körpern in ihrer jeweiligen Umgebung auseinander. Sie veranstaltet Konzerte im öffentlichen Raum und in der Natur und setzt bei Projekten stark auf den kulturellen Austausch mit benachbarten Regionen. Im Rahmen dieser Serie fragt sie sich, ob ihr Leitlinien für die Musikindustrie helfen würden, ihre „grüne“ Verantwortung stärker wahrzunehmen.

Mia Zabelka ist künstlerische Leiterin von Phonofemme und dem Klanghaus Untergreith in der Südsteiermark. Mia Zabelka ist künstlerische Leiterin von Phonofemme und dem Klanghaus Untergreith in der Südsteiermark. 2021 wurde sie vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport mit dem Österreichischen Kunstpreis in der Kategorie „Musik“ ausgezeichnet.

„… die Musikindustrie könnte die Möglichkeiten des Internets deutlich besser nutzen“

Welche Maßnahmen ergreifst du persönlich, um in deiner Tätigkeit als Musikschaffende umweltfreundlicher und nachhaltiger zu sein? Wo fällt es dir besonders schwer, dein Verhalten in Bezug auf deine Arbeit in der Musikbranche zu ändern?

Mia Zabelka: In erster Linie unternehme ich weniger Konzertreisen bzw. versuchen, wieder mehr Konzerte in Österreich zu spielen und nicht mehr so viel ins Ausland zu fahren. Wenn ich reise, versuche ich, wenn möglich, den Zug zu nehmen. Außerdem produziere ich Alben mit meinen Mitmusiker:innen per Online-Austausch. Corona hat uns die Möglichkeiten der musikalischen Interaktion im virtuellen Raum gelehrt. 

Inwiefern denkst du, dass die Musikindustrie eine Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen kann? Welche Schritte sollten deiner Meinung nach unternommen werden?

Mia Zabelka: Auch die Musikindustrie könnte sich stärker auf das Online-Business konzentrieren und die Möglichkeiten des Internets deutlich besser nutzen, auch im Rahmen der Musikproduktion. Lokale, regional tätige Musiker:innen sollten verstärkt engagiert werden, etwa bei Konzerten. Es müssen nicht immer die „Stars“ aus Amerika eingeflogen werden. 

„Grüne Mobilität bei kulturellem Austausch sollte stärker gefördert werden.“

Aktionen, die unser tägliches Leben stören, bekommen viel Aufmerksamkeit in den Medien. Auch Konzerte sind medienwirksam: Was könnten Konzerte und Festivals bewirken? Wie siehst du deine Rolle?

Mia Zabelka: Veranstalter:innen und Musiker:innen sollten sich der digitalen und „grünen“ Verantwortung verpflichten. Live-Jamming-Plattformen könnten beispielsweise Musiker:innen aus der Ferne vor den Live-Events für die Probenarbeit verbinden. Online veröffentlichte Musikproduktionen sollten nach den Fair-Pay-Richtlinien vergütet werden.

Grüne Mobilität bei kulturellem Austausch sollte stärker gefördert werden. Musiker:innen könnten im Rahmen von Konzerten die Problematiken der Klimakrise thematisieren. Ich mache beispielsweise Konzerte im öffentlichen Raum bzw. in der Natur, bei denen ich mich inhaltlich mit der Thematik auseinandersetze. Beispielsweise „Quantum Music Strains in the open space Vienna“ eine Solo-Performance in mehreren Wiener Parkanlagen, oder „MICS – Music in the Countryside 2022-2023“, co-finanziert durch MusicAIRE (European Music Council) und durchgeführt vom Klanghaus Untergreith in Kooperation mit Zveza Mink Tolmin (SI) und Mani d.o.o (HR).

Bist du schon auf Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit in der Musikszene gestoßen? Wenn ja, welche und in welcher Art und Weise haben dich diese beeinflusst?

Mia Zabelka: Es gibt aktuell eine Ausschreibung des BMKOES zum Thema „Nachhaltigkeit“ für Kultureinrichtungen. Mir fällt auch auf, dass Künstler:innen häufiger mit der Bahn anreisen, sonst passiert eindeutig viel zu wenig.

„Leitlinien für die Musikindustrie, würden auch mich dabei unterstützen, meine „grüne“ Verantwortung noch bewusster wahrzunehmen.“

Welche Herausforderungen siehst du bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken in der Musikszene? Welche Ressourcen, Informationen oder Unterstützung wünschst du dir, um nachhaltigere Entscheidungen in Bezug auf deine Musikkarriere treffen zu können?

Mia Zabelka: Ich denke, dass die Fair-Pay-Richtlinien, die in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten entwickelt wurden, ein sehr guter Ansatz waren, um ein Bewusstsein für die Fair-Pay-Problematik in der Musikszene zu schaffen. Ähnliches soll nun auch im Bereich „Nachhaltigkeit“, also „grüne“ Leitlinien für die Musikindustrie, erarbeitet werden. Diese würden auch mich dabei unterstützen, meine „grüne“ Verantwortung noch bewusster wahrzunehmen. 

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Links:
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