Umfrage: Klimakrise und Nachhaltigkeit im Musikbetrieb – wie denkt die Band Takeshi’s Cashew darüber?

Die Instrumentalband TAKESHI’S CASHEW lotet die Grenzen von Clubkultur, Weltmusik und 70er-Jahre-Psychedelia aus und geht damit ordentlich auf Tour. Im Rahmen dieser Serie schildern die Bandmitglieder ihre Sicht auf Nachhaltigkeit im Musikbetrieb und sehen einen direkten Zusammenhang zwischen der Größenordnung von Produktionen, deren Verantwortung und nicht zuletzt den verfügbaren, finanziellen Mitteln. Wo haben sie für ihr Setting eine Lösung gefunden?

Welche Maßnahmen ergreift ihr persönlich, um in deiner Tätigkeit als Musikschaffende:r umweltfreundlicher und nachhaltiger zu sein? Wo fällt es dir besonders schwer, dein Verhalten in Bezug auf deine Arbeit in der Musikbranche zu ändern?

Takeshi’s Cashew: Wir sehen uns als Band mit der Herausforderung konfrontiert, dass umweltfreundliches Touren natürlich direkt an unseren Verdienst gekoppelt ist. In einer Branche, in der die Gagen für Newcomer:innen meist nicht für die Monatsmiete ausreicht, ist das ein großes Problem. Gerne würden wir z.B. alle Strecken mit dem Zug zurücklegen, das würde uns aber ein Vielfaches im Vergleich zu den Reisekosten in unserem Tourbus kosten. Aktuell haben wir das Glück, dass unser Gitarrist Benni einen Bus besitzt, den er uns zur Verfügung stellt. Anders wären unsere Touren mit unserem aktuellen Gehalt kaum umsetzbar. Ich denke, dass die Regierung konkret hierfür Maßnahmen ergreifen sollte, um umweltfreundliches Touren niedrigschwelliger zu gestalten.

„Wir sehen uns als Band mit der Herausforderung konfrontiert, dass umweltfreundliches Touren natürlich direkt an unseren Verdienst gekoppelt ist.“

Als Festivalveranstalter wissen wir auch, dass der größte Umweltschaden bei Konzerten durch die Emission bei der Anreise der Gäste entsteht. Somit haben auch Konzerte mit einer größeren Besucher:innenanzahl einen weitaus größeren Einfluss als unsere Mini-Produktionen. Unserer Meinung nach stehen also Veranstalter:innen und Künstler:innen mit großer Reichweite (und hohem Einkommen) in einer viel größeren Verantwortung. Ein wenig wie der Diskurs über die Verantwortung von Individuen vs. Großkonzernen. Das heißt natürlich nicht, dass wir als Newcomer:innen untätig bleiben dürfen.

„Wir haben als Band sehr gute Erfahrungen damit gemacht, hochwertigen und fair produzierten Merchandise herzustellen.“

Takeshi’s Cashew: Ein Bereich, in dem es eher möglich ist, sich als Band umweltfreundlich zu verhalten, ist bei der Produktion von Merch. Hier gibt fair hergestellte Bio-Produkte, die eine deutlich bessere Umweltbilanz haben, als die konkurrierenden billigeren. Die finanzielle Mehrbelastung spiegelt sich dann im Verkaufspreis wider, den tragen aber zum Großteil die Käufer:innen. Wir haben als Band sehr gute Erfahrungen damit gemacht, hochwertigen und fair produzierten Merchandise herzustellen.

Inwiefern denkt ihr, dass die Musikindustrie eine Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen kann? Welche Schritte sollten eurer Meinung nach unternommen werden?

Takeshi’s Cashew: Große Produktionen wie Festivals oder Konzerte mit tausenden Besucher:innen sind prozentuell für ein Vielfaches mehr an Emissionen verantwortlich, als eine Tour in unserer Größenordnung. Ein wichtiger Unterschied liegt auch darin, dass bei diesen riesigen Produktionen deutlich mehr Geld umgesetzt wird. Somit ist der Handlungsspielraum von etablierten Veranstaltungsagenturen auch größer, umweltfreundliche Projekte zu unterstützen, kein Plastik zu verkaufen, eine umweltfreundliche Anreise zu garantieren (usw.) und so die Klimabilanz der Konzerte zu verbessern. Das könnte bspw. durch gesetzliche Vorgaben realisiert werden. 

„Große Produktionen wie Festivals oder Konzerte mit tausenden Besucher:innen sind prozentuell für ein Vielfaches mehr an Emissionen verantwortlich, als eine Tour in unserer Größenordnung.“

Takeshi’s Cashew: Zudem steigt mit einer großen Reichweite auch die Verantwortung, welche Informationen man als Person in der Öffentlichkeit verbreitet. In der Musikindustrie zu arbeiten, bedeutet auch oft eine öffentlichkeitswirksame Rolle zu besetzen. Diese Reichweite können sich Künstler:innen und Veranstalter:innen zu nutze machen, um wichtige Themen zu thematisieren und viele Menschen zu erreichen.

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