Ulrich Troyer meets Georg Blaschke – Somatic Soundtracks

Die Frage nach der stilistischen Einordung dieser CD kann man getrost sein lassen. Denn die lässt sich sowieso nicht beantworten. Ulrich Troyer, unter anderem auch Mitglied des Vegetable-Orchestras, bewegt auf sich „Somatic Soundtracks“, hierbei handelt es sich um das Ergebnis seiner Zusammenarbeit mit dem Choreografen/Tanzperformer Georg Blaschke, nämlich haarscharf an der Grenze zwischen Musikalität und abstrakter Klangkunst. Quasi in einem musikalischen Graubereich, in dem wirklich nichts so ist, wie es im ersten Moment scheint. Obwohl alles superminimalistisch im Sound, passiert in den sich langsam aufbauenden und mit Fortdauer fast schon hypnotisch wirkenden Tracks sehr viel.

Nun, von einem gewöhnlichen musikalischen Zugang lässt sich in diesem Fall nicht sprechen. Was Ulrich Troyer nämlich auf seiner neuen CD „Somatic Soundtracks“ betreibt, ist das Spiel mit minimalsten musikalischen Ansätzen. In den Klangentwürfen und -collagen des Soundkünstlers geschieht alles im Zwischenraum, im Verborgenen und unter der Oberfläche. Zusammenhängende Melodien, wenn es diese überhaupt geben sollte, lassen sich, ausgenommen ganz weniger Momente, in nur Spurenelementen ausmachen, durchgehende Rhythmen und Beats (mehr noch am Ende) sowie irgendwelche traditionellen Songstrukturen ebenso. Was regiert, ist die vielschichtige avantgardistische, experimentelle und elektroakustische Klangarbeit abseits aller herrschenden stilistischen Konventionen.

Die insgesamt acht Tracks, welche in Zusammenarbeit mit dem Choreographen Georg Blaschke für dessen Tanzperformances entstanden sind und nun ihren Weg auf diese CD gefunden haben, offenbaren sich als stetig verdichtende, aber immer sehr reduziert gehaltene und abstrakte Soundlandschaften, die vor allem eines entstehen lassen: eine den gesamten Raum ausfüllende Atmosphäre. Kühl im Klang, lässt sich das Gehörte wohl am ehesten als eine minimalistische Interpretation des Begriffs Dub(step)Techno umschreiben, wiewohl auch diese Einteilung nur bedingt zutrifft. Ulrich Troyer schlüpft in diesem Projekt quasi in die Rolle eines Klangwissenschaftler, der akribisch und behutsam zu Werke geht und sich alleine leiten lässt von seiner ganz eigenen Vorstellung von musikalischer Arbeit, welche  in einem hohen Maß an Eigenwilligkeit ihren Ausdruck findet.

Nein, um leichte Kost handelt es sich bei „Somatic Soundtracks“ nicht. Ulrich Troyer hat eine CD abgeliefert, mit der man sich auseinandersetzen muss. Tut man dies aber und lässt dem Dargebrachten Zeit zur Entfaltung, eröffnet sich letztlich ein wirklich spannendes Hörerlebnis der erfrischend anderen Art. (mt)

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