Dass Uli Rennert nicht unbedingt zu jener Sorte von MusikerInnen zählt, die es sich einfach machen und immer wieder mit dem Gleichen und Selben aufwarten, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der in Graz lebende Pianist, Elektroniker und Komponist ist jemand, der stets den nicht gerade einfachsten Weg sucht und sich mit Vorliebe auch in waghalsige musikalische Grenzgänge stürzt. Einen solchen Grenzgang meistert er nun auch auf seiner neuen CD „Von den Göttern weiß ich nichts“ (Pan Tau-X), die zugleich die erste Zusammenarbeit des gebürtigen Frankfurters mit seiner Tochter, der Mezzosopranistin Sophie Rennert darstellt.
«Von den Göttern weiß ich nichts, weder dass es solche gibt, noch dass es keine gibt.» (Protagoras)
Musikalisch folgen Uli und die inzwischen mehrfach ausgezeichnete Sophie Rennert (sie ist die erste Preisträgerin des Wettbewerbes Gradus ad Parnassum 2011, sowie Gewinnerin des KlassikPreis.Österreich 2011; im Jänner 2012 errang sie zudem den ersten Preis bei Musica Juventutis) und das hochkarätig besetzte Ensemble einem Pfad, dessen Richtung sich entlang der Schnittstelle Klassik-Elektronik-Jazz-Improvisation bewegt.
Stilistisch wirklich kategorisierbar ist das zu Gehör Gebrachte daher klarerweise nicht, was aber auch nur bedingt eine Rolle spielt, denn vielmehr als die Beteiligten, die sich hörbar keinem Experiment abgeneigt zeigen, im Sinn haben, sich an den gewöhnlichen und vordefinierten musikalischen Strukturen und Termini abzuarbeiten, geht es ihnen um die Verwirklichung eines ganz eigenen, innovativen Klanges, eines dunklen, geheimnisvollen und zeitgenössisch kammermusikalischen.
Die Stücke, gestaltet und komponiert nach Texten und Motiven von Robert Gernhardt, Erich Fried, Pablo Picasso, Martin Luther und anderen, werden von Uli Rennert, seiner Tochter und dem Ensemble mit sehr, sehr viel Atmosphäre und Stimmung aufgeladen. Sie verhalten sich in gewisser Weise wie weite Räume, die sich durch die vielen Töne, Geräusche und Melodien über weiteste Spannungsbögen in dichte, vielschichtige und packende Klangumgebungen verwandeln. Unterstützt wurden Uli und Sophie Rennert auf dieser CD von Jörg-Martin Willnauer (Sprecher), Maria Beatrice Cantelli (Flöte), Radu Petrean (Horn), Klaus Gesing (Bassklarinette), Réka Nagy (Violine), Emilia Gladnishka (Viola), Andrea Molnár (Violoncello) und Peter Herbert (Kontrabass).
„Von den Göttern weiß ich nichts“ ist ein Album, dass die Hörgewohnheiten schon auch auf die Probe stellt. Doch erklärt man sich bereit, sich der Herausforderung zu stellen, so kann es schon passieren, dass man letztlich von der Musik in den Banngezogen wird. (mt)