Uli Rennert – Project T

Dass es Uli Rennert vortrefflich versteht, die Klassiker der Jazzgeschichte einer neuen klanglichen Bedeutungsebene zuzuführen, stellte der in Graz lebende Pianist, Komponist und Elektroniker bereits des Öfteren eindrucksvoll unter Beweis. Nicht anders verhält es sich auf seiner neuen CD „Projekt T“ (Pan Tau-X). Wunderbar wie der gebürtige Frankfurter gemeinsam mit Peter Kunsek (Klarinette), Phil Yaeger (Posaune), Frank Schwinn (Gitarre) und Gregor Hilbe (Schlagzeug) Stücke von Legenden wie Duke Ellington, Miles Davis oder Cole Porter einer Neubearbeitung unterzieht.

Stand auf der 2007 erschienenen CD „Project M“ noch alleine die Musik von Thelonious Monk im Fokus der künstlerischen Auseinandersetzung, widmet sich der Sohn der Opernsängerin Anny Schlemm und des Dirigenten Wolfgang Rennert auf seinem neuen Werk nun auch den anderen Jazzgrößen der Musikgeschichte. Und das auf eine ganz wunderbare Art und Weise. Insgesamt gehen der in Graz lebende Musiker und seine Kollegen äußerst behutsam ans Werk. Auf ihre Essenz reduziert, verwebt das Quintett die originalen Vorgaben klanglich mit modernen Ansätzen der Improvisation und elektroakustischen Musik, was eine hochinteressante und spannende Erweiterung des Soundspektrums der bekannten Stücke zur Folge hat.

Man merkt bei jedem Ton, dass es sich hier vorwiegend um Songs handelt, die dem 1960 in Frankfurt geborenen und bereits mehrfach ausgezeichneten Uli Rennert, besonders ans Herz gewachsen sind, vermeidet der höchst vielschichtig agierende Pianist, Komponist und Elektroniker doch geschickt irgendwelche Schnellschüsse. Nichts wirkt lustlos zusammengestückelt oder hastig in die Jetztzeit transferiert. Uli Rennert hat sich Zeit gelassen und in Kleinstarbeit die Kompositionen in ihre Einzelteile zerlegt, um sie in neuer Form wieder entstehen zu lassen. Bemerkenswert in welch neuem Licht Klassiker wie „Mood Indigo“ von Duke Ellington und Barney Bigard oder „7 Come 11“ von Benny Goodman und Charlie Christian durch das harmonische Zusammenführen von akustischen und elektronischen Elementen plötzlich erstrahlen, welch neuem zeitgenössischen Kontext sie zugeführt werden, ohne dabei an musikalischer Ausdruckskraft und Tiefe einzubüßen.

Die CD „Projekt T“ ist schlicht und einfach eine hoch spannende wie facettenreiche Entdeckungsreise durch die Jazzgeschichte, eine die unterschiedlichste musikalische Stil- und Klangwelten miteinander vereint und nur so vor Einfallsreichtum, Spielwitz und überraschenden Wendungen strotzt. (mt)