Uli Rennert – Project S

Was soll man über ein Album schreiben, das wirklich in keine der gängigen stilistischen Schubladen wirklich hineinpassen will, das musikalisch abseits aller Normen angesiedelt liegt und, weil im Geiste des Experiments entstanden, so ziemlich alle Fragen nach dem Genre eigentlich obsolet erscheinen lässt. „Project S“ (Pan Tau-X Records), die neue CD des in Graz lebenden deutschen Pianisten, Komponisten und Elektronikers Jazzers Uli Rennert, offenbart sich einmal mehr als der etwas andere Musikentwurf. Wie man es von dem gebürtigen Frankfurters gewohnt ist, lässt er in seinen Stücken auch dieses Mal vermeintliche Gegensätze aufeinanderprallen. Gemeinsam mit Peter Kunsek, Peter Herbert und dem von Thomas Platzgummer geleiteten Linus Ensemble lotet er das Machbare aus, arbeitet neue Spieltechniken aus und formt sich aus den verschiedensten Versatzstücken vielschichtigste, zwischen akustischen und elektronischen Klängen pendelnde atmosphärisch dichte akustische Kunstwerke, die sich weit abseits der herkömmlichen stilistischen Begrifflichkeiten verorten.

Nein, das Gewöhnliche ist nicht zu erwarten, konfrontiert man sich einmal mit Uli Rennerts musikalischen Visionen. Der Pianist, Komponist und Elektroniker ist ein Meister des Beschreitens eigenwilliger klanglicher Pfade, ein sich unentwegt auf der Suche nach neuen klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten befindlicher Musiker, der weder irgendwelche stilistische Einschränkungen, noch Grenzziehungen kennt. Was der 1960 in Frankfurt geborenen und bereits mehrfach ausgezeichnete Uli Rennert zelebriert, ist die hohe Kunst des musikalischen Experiments, die Auslotung des Möglichen und Machbaren. Zwischen Komposition unb Improvisation agierend, verwebt der in Graz lebende und werkende Jazzer mit Hilfe von Peter Kunsek (Klarinette), Peter Herbert (Bass) und dem von Thomas Platzgummer geleiteten Linus Ensemble (Réka Nagy, Szonja Szebeny, Christine Pawlik, Alexander J. Eberhard,  Andrea Molnár) Akustisches mit Elektronischem zu einem an Nuancen und Facetten immens reichen Klanggemälde.

In eine bestimmte einzelne Kategorie einordnen lässt sich das Ergebnis nicht. Die Musik beinhaltet genauso Elemente des Jazz, wie auch kammermusikalische, elektronische und elektroakustische. Bewusst versuchen Uli Rennert und seine Mitmusiker auch Fährten zu legen, um im nächsten Moment mit spontanen und überraschenden Wendungen zu verblüffen. Das Schöne an den Stücken ist, dass sie ihre Geheimnisse niemals schon mit dem ersten Ton preisgeben, sondern vielmehr diese sich erst nach und nach offenbaren.

„Projekt S“ erwächst zu einer hoch spannenden wie auch fesselnden Entdeckungsreise durch die Welt des musikalisch Ungewöhnlichen. Ein Muss für Liebhaber unkonventioneller, avantgardistischer und experimenteller Klangwelten. (mt)

Foto: Krystian Szymanski

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