Triomobile+ – berühren

Ein ungemein facettenreiches, spannendes und höchst lebendiges Beispiel für die hohe Kunst des freien Spiels ist sie geworden, die vor wenigen Wochen bei Pan Tau-X Records erschienene neue Doppel-Live-CD „berühren“ von der mit Uli Soyka, Wolfgang Puschnig, Jan Roder und Peter Ponger hochkarätig besetzten Formation „Triomobile+“. Was die vier international renommierten Instrumentalisten musikalisch auf den Weg bringen, enthebt sich auf faszinierende Weise von allen herkömmlichen Jazzinterpretationen. Im Zusammenspiel jegliche stilistische Begrifflichkeiten links liegen lassend, bestimmen alleine Spontaneität, Spielwitz, überraschende Wendungen sowie das schier unendliche Musikverständnis des Quartetts die klangliche Ausrichtung der einzelnen Stücke. Eine wunderbar fesselnde und stilistisch ungemein vielschichtige musikalische Achterbahnfahrt, der man auf jeden Fall Gehör schenken sollte.

Wer Uli Soyka (Schlagzeug, Percussion), Wolfgang Puschnig (Alt-Saxophon, Flöte), Peter Ponger (Piano) und Jan Roder (Bass) von ihren vielen anderen Projekten her kennt, der weiß, dass es sich hier um vier Musiker handelt, für die irgendwelche einengende Vorstellungen, festgeschriebene  Entwürfe und traditionelle Ansätze keinerlei Rolle spielen. Vielmehr offenbaren sie sich, in welcher Formation auch immer agierend, als zu allen Seiten hin offene und ungemein experimentierfreudige Freigeister, die stets mit großer Liebe über den eigenen stilistischen Tellerrand hinausblicken und Anknüpfungspunkte zu anderen Spielarten suchen. Es ist das kunstvolle Verlassen bereits tausend Mal beschrittener Pfade, was Soyka, Puschnig, Ponger und Roder bis hin zur Perfektion zu betreiben wissen.

Und genau dies tun die vier Musiker auch in ihrem gemeinsamen Projekt Triomobile+. Die Stücke, welche im Rahmen eines Konzertabends im Juli 2010 im Wiener OFF Theater aufgenommen worden sind, befinden sich in einem steten, sich aber ständig verändernden Fluss, dessen Spannungsbogen durch den immer wieder kehrenden Wechsel zwischen ruhigen, zurückhaltenden und melodieorientierten Momenten, atmosphärischen Verdichtungen und technisch virtuos gespielten, hochdynamischen und komplexen Ausbrüchen vom ersten bis zum letzten Ton aufrecht erhalten wird. Das wirklich Schöne an den vielschichtigen Improvisationen des Vierers ist, dass diese niemals bereits nach den ersten Tönen ihre Geheimnisse preisgeben, dass jedes einzelne Stück für sich eine musikalische Reise darstellt, deren Ziel sich nach etlichen Stilbrüchen und aberwitzigen Wendungen erst am Ende offenbart.

Uli Soyka, Wolfgang Puschnig, Peter Ponger und Jan Roder versuchen den Jazz, wie man ihn kennt, gemeinsam auf eine neue Ebene zu heben, auf eine die, mit traditionellen Ansätzen nicht mehr viel gemein hat. „berühren“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass in diesem Genre das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist. (mt)

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