Ein dunkles Kellergewölbe voller verschwitzter Leiber, die sich im Licht der Neonscheinwerfer und im Dunst der Nebelmaschine rhythmisch zur Musik bewegen: Solch eine Szene kommt einem ohne Umschweife in den Sinn, wenn man sich die Musik von MANDY + JUDITH anhört.
Und hinter diesem Namen, der irgendwie schon nach Independent-Musik klingt, dabei gleichzeitig einen minimalistischen Klang hat, verstecken sich zwei Musiktreibende, die nicht wirklich als Newcomer bezeichnet werden können. Mandy auch bekannt als Mandy Mozart ist ein Musikproduzent und Synthesizer-Künstler aus Berlin. Obwohl „Synthesizer-Künstler“ ein wenig untertrieben ist, schließlich heißt seine Band nicht umsonst Cindy Sizer. Wobei man hier wiederum korrigieren muss, weil Cindy Sizer auch nicht mehr Cindy Sizer genannt wird, sondern SYN3A.
Berlin, die Stadt, die immer tanzt
Das scheint jetzt ein bisschen viel Wandel zu sein, aber so ist nun mal Berlin: Wenn eine Stadt niemals schläft, dann bleibt ja auch mehr Zeit zum Feiern. Und Cindy Sizer aka SYN3A, die man übrigens „Synthreea“ ausspricht, sind Kinder der Nacht, und zwar musikalisch und auch von der Bandgesinnung her. Es ist eine Mischung aus Minimal House, Lounge-Vocals von Sänger Otto Oscar Hernandez, der auf Spanisch, Französisch und Englisch singt, und Acid-Synthie-Klängen, die von dem hier schon bekannten Mandy Mozart beigesteuert werden.
Zu der Musik von SYN3A kann man prima tanzen und zu den Tunes von Mandy + Judith ebenso. Apropos Judith. Sie ist vor allem in Österreich keine Unbekannte, also vor allem unter ihrem ganzen Namen Judith Filimónova. Sie ist Sängerin in einer der gefragtesten heimischen Bands: Fijuka. Diese Künstlerinnenehre teilt sie sich mit der ebenfalls gefragten Ankathie Koi. Beide Musikerinnen zeigen mit ihren Side-Projects, dass sie gemeinsam, aber auch allein sehr ansprechende Musik machen können, ohne sich gleich trennen zu müssen. Während aber Ankathie Koi mit Sololiedern wie „Little Hell“ eher auf der Schiene der 80er-Jahre-Synthie-Knaller fährt, macht ihre Kollegin Judith unterkühlte Tanzmusik.
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EDM, also Electronic Dance Music, passt aber sehr gut zu Filimónovas Stimme. Sie erinnert an Katie Stelmanis, die Sängerin der kanadischen Band Austra, oder an die Schwedin Karin Dreijer Andersson, die als Frontfrau von The Knife und als Solo-Act Fever Ray bekannt geworden ist. Beide Frauen – oder besser gesagt alle drei Frauen – verbindet der kühle Unterton in ihren Stimmen, der dazu führt, dass selbst hoch gesungene Parts nicht mädchenhaft, sondern eher mysteriös klingen, wie beispielsweise im Song „Caught in a Cave“ von Mandy + Judith, den man fast als fröhlichsten Song des Duos bezeichnen könnte. Also zumindest hat er was von einer sommerlichen Partysituation, die auch vom Video unterstrichen wird. In jenem Clip tanzt Filimónova als menschliche Meerjungfrau im Meer und beißt herzhaft in eine Wassermelonenspalte. Mehr Sommer geht also nicht. Doch trotzdem bleibt die unterkühlte Stimmung bestehen, vor allem wenn die Sängerin zum Refrain „Do you remember? We used to fool around …“ anstimmt. Diese Zeile hat einen so melancholischen Unterton, als würde sie sich an schöne, aber vergangene Zeiten erinnern.
Wummernde Melancholie ist im Anmarsch
Melancholisch geht es auch bei ihrem neuesten Song „Wait For Me“ zu. Die Synthie-Melodie am Anfang hat was von einer klassischen Klaviermelodie auf Ecstasy und im Hintergrund wechseln sich konstant zwei Töne ab, die nach etwas aus Plastik klingen, was gegen eine hohle Wand geschlagen wird. Also irgendwie mechanisch und organisch zugleich. Die Stimmung erinnert an die Musik vom legendären Berliner Produzenten DJ Hell, der viele Jahre Musikkarriere darauf verwendet hat, das Genre „Minimal House“ auszubauen.
Mandy + Judith machen vielleicht keine Musik für die großen Hallen, aber die kleinen, feinen und vor allem dunklen Stätten der tanzbaren Tunes sind wie geschaffen für ihre Visionen. Und da es noch kein Album gibt, aber regelmäßig Singles erscheinen, kann man ja hoffen, dass bald auch ein Langspieler veröffentlicht wird.
Anne-Marie Darok
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