Dunkel-scheppernde Gitarren, avantgardistischer Clubsound, störrische Improvisation und vieles mehr bietet das DONAUFESTIVAL, das zwischen 26. April und 5. Mai internationale und lokale Acts jenseits des Mainstreams im niederösterreichischen Krems versammelt. Das avancierte Programm setzt dieses Jahr unter dem vielversprechenden Leitmotiv „New Society“ zeitgenössische Positionen aus Musik, Performance und Bildender Kunst in Kontext, um sich mit einer Revision des Gesellschaftsbegriff zu befassen. Auf der Suche nach möglichen Neukonstituierungen wird die pluralisierte Gesellschaft zu einem „Resonanzraum für unabschließbare Diskurse” erklärt, die jenseits der „fortschreitenden politischen Tribalisierung”* ihre Existenzberechtigung hat und haben muss. Shilla Strelka traf den künstlerischen Leiter THOMAS EDLINGER zu einem Gespräch über utopische und reale Konzeptionen des Zusammenlebens, in den Künsten wirkende politische Dynamiken und den Beitrag, den die Musik in einer „new society” leisten kann.
„Es hat uns […] interessiert, ob dieser Begriff […] vorschnell entsorgt wurde.”
„New Society“ ist als Festivalthema ja relativ weit gegriffen. Auf welche neue Gesellschaft lässt sich denn spekulieren oder hoffen?
Thomas Edlinger: Es gibt eine Platte von John Cale, die sich „Music for a New Society“ nennt, aber es waren mehrere Beobachtungen dafür ausschlaggebend. So habe ich den Eindruck, dass in den letzten Jahren sowohl in der Kunst als auch im politischen Aktivismus viel über Community-Building, Gemeinschaften und kommende Gemeinschaften gesprochen wird und diese auch ein Versprechen darstellen. Die Gesellschaft ist jedoch ein Begriff, den man mit spitzen Fingern angreift. So als wäre er kontaminiert: Die Gesellschaft ist gespalten, kaputt, erodiert. Vielleicht gibt es sie gar nicht mehr.
Es hat uns also interessiert, ob dieser Begriff einerseits vorschnell entsorgt wurde. Das heißt, wir wollten wissen, warum dieser Befund einer Nichtexistenz, die Margaret Thatcher schon 1987 aus konservativ-neoliberaler Sicht konstatiert hat, so eine eigenartige Konjunktur bekommen hat, und zwar nicht nur bei den Rechten, sondern auch bei den Linken. Auch wollten wir wissen, ob das so stimmt. Andererseits hat uns interessiert, ob es nicht sowohl in einem progressiven wie in einem reaktionären Sinn Neukonstituierungen des Gesellschaftlichen gibt.
Zum einen gibt es ganz offensichtlich autoritär-populistische Wendungen dessen, was die Verfasstheit einer Gesellschaft ausmacht. Diese Wendungen können wir weltweit beobachten. Und auf der anderen Seite haben wir uns gefragt, wo es Versuche gibt, das Gesellschaftliche in gewisser Weise kühn oder auch als Rückgriff auf frühere utopische Vorstellungen von Gesellschaft noch einmal zu aktualisieren.
Wir haben für beide dieser Formen im künstlerischen Bereich Hinweise gefunden, die damit in Zusammenhang stehen. Ich möchte ein Beispiel nennen, welches das illustriert: Gesellschaft war auch ein utopischer Begriff, ein Lieblingsbegriff der 1960er. Die Dekade hat den Begriff der Gesellschaft groß gemacht. Da hat man gesagt, die Gesellschaft sei krank, aber man könne sie ändern. Das war die Idee.
Wir haben die choreografische Arbeit „Paradise Now (1968-2018)“ von Michiel Vandevelde im Programm, die wiederum auf transgressive, theatrale Formen des Living Theatre zurückgreift und im Titel „1968-2018“ vermerkt. Gleichzeitig ist „Ne travaille pas (1968-2018)“ der Titel eines Films von César Vayssié, der eine Art situationistisches Update von Paris im Jahr 2018 gemacht hat. Beide greifen auf die Vorstellung einer änderbaren Gesellschaft von vor 50 Jahren zurück. Dieses Zurückgreifen wäre also eine retro-utopistische Form der Auseinandersetzung.
Dann gibt es eine eher kritisch untersuchende Arbeit von Jonas Staal, einem niederländischen Künstler, über die Art und Weise, wie die Propaganda von Steve Bannon in seiner Bildfindung des Kampfs zwischen Gut und Böse von 2004 bis 2018 eingesetzt wurde. Das ist zwar die Untersuchung einer autoritär-populistischen rechten Wende, in dem Fall der US-amerikanischen Gesellschaft, aber das strahlt ja weit aus. Da hätten wir eine Art New Society als Versuch einer autoritären Wende, die auf dem angeblich unvermeidbaren den Kampf von Gut und Böse basiert.
Und dann gibt es das, was der Soziologe Dirk Baecker so neutral und unpolitisch, „nächste Gesellschaft“ nennt – also weder eine rechte noch eine linke, sondern eine nächste – die sich v. a. algorithmisch-technologisch definiert. Was heißt es, wenn die Kommunikation, die so zentral ist für das Verständnis von Gesellschaft überhaupt, nicht nur zwischen den Menschen oder zwischen Menschen und Tieren, sondern auch zwischen Menschen und Maschinen und Maschinen und Maschinen stattfindet? Dazu haben wir auch eine Arbeit, und zwar von Thomas Melle und Stefan Kaegi von Rimini Protokoll, in der ein robotisches Double auf der Bühne steht, das den an schizophrenen Schüben leidenden Autor und Dramatiker Thomas Melle darstellt, während Melle selbst die Arbeit an diesem Double über eine Videopräsenz kommentiert.
„Gesellschaft definiert sich dadurch, dass man auch mit Stimmen und Körpern zu tun hat, die einem nicht passen.“
Der Vorteil, den das donaufestival als Musik- und Performancefestival hat, ist, dass sich der konzeptuelle Rahmen bzw. der aktuelle Diskurs, sehr stark über die Performance-Schiene und bildende Kunst vermitteln lässt. Parallel dazu bieten Sie auch Talks und Diskussionen an. Sie haben vorher erwähnt, dass sich Themen, die die gegenwärtige Gesellschaft beschäftigen, schwer über Musik vermitteln lassen, dennoch fällt z. B. auf, dass Sie auf kollektive Formen des Musikmachens Wert legen. Ließe sich das im Kontext von „New Society“ nicht auch als Statement lesen?
Thomas Edlinger: Ja, das stimmt. Deswegen auch z. B. Yonatan Gat & The Eastern Medicine Singers. Das ist ein Beispiel für eine programmatische Setzung ganz am Anfang. Hier könnte man auch sagen, dass da unterschiedliche kulturelle Hintergründe in einem kollektiven Moment, der lärmigen Feier, zusammenkommen. Das trifft insofern einen Moment des Gesellschaftlichen, weil dieses sich im Gegensatz zum Gemeinschaftlichen dadurch auszeichnet, dass es sich mit etwas auseinandersetzen muss, was nicht so ist, wie man selbst. Das wäre der entscheidende Unterschied. Gesellschaft definiert sich dadurch, dass man auch mit Stimmen und Körpern zu tun hat, die einem nicht passen. Während Gemeinschaften versuchen, auch bestimmte Regeln aufzustellen, bei denen die ganze Atmosphäre für alle passt – Stichwort safe spaces –, ist das in der Gesellschaft nicht möglich. Die übersteigt das.
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Genauso haben Sie Acts eingeladen, die sich ganz konkret gesellschaftskritisch äußern. Beispiele dafür sind die Spoken-Word-Rezitative von Moor Mother, die in der Formation Irreversible Entanglements zu sehen sein wird, und die britische Musikerin Kate Tempest. Generell stellt sich die Frage, wie sich das Politische in der Musik verhandeln lässt. Auf welche Art schlägt sich das nieder? Wie lässt sich das an der Kuratierung ablesen? Aber auch: Was verbindet die Acts, die Sie buchen?
Thomas Edlinger: Ja, das ist, so wie Sie sagen, schon ein Versuch. Einerseits gibt es diese Vorstellung des Kollektiven, des Miteinander-Musik-Machens, das in einem gewissen Spannungsverhältnis zu vielen heutigen elektronischen Solo-Acts steht, wo das tendenziell nicht der Fall ist.
Andererseits gibt es relativ viel Musik, bei der es auch darum geht, dass Leute mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen auch mit Musikformen zu tun haben, die dort schon längst eine eigene Tradition ausgebildet haben, aber doch gewisse Momente der Transformation erfahren. Ich weiß nicht, ob man es dann sofort Aneignung nennen muss, aber Transformation und dynamische Verhältnisse spielen eine Rolle. So z. B. bei Hüma Utku bis Hyph11E, also bei elektronischer Musik, die aus Orten erschallt, die zwar von Ästhetiken informiert sind, die man früher westlich genannt hätte, die davon aber schon lange nicht mehr abhängig sind.
„Interessant wird es, wenn es Reibungsverhältnisse gibt.“
Wie global ist denn der Sound des donaufestivals?
Thomas Edlinger: Der könnte natürlich noch globaler sein, aber es spielen viele afroamerikanische und als „schwarz“ gekennzeichnete Musikformen eine Rolle, von Khalab bis Nkisi. Aber das ist natürlich etwas, was zeitgenössische dancefloororientierte Musiken generell auszeichnet.
Es finden sich aber auch Acts aus Brasilien, Türkei und China im Line-up. Und jemand wie Fatima Al Quadiri, die wieder aus einem anderen Zusammenhang kommt. Wobei immer wieder die Frage ist – und das lässt sich heutzutage nicht mehr so leicht zu beantworten –: Wie wichtig und wie konkret materialisiert sich etwas wie Lokalität? Denn natürlich haben viele der genannten Musikerinnen und Musiker auch Sound-Bibliotheken in ihren Rechnern stecken und Verbindungen, die sich von dem, was draußen vor ihrer Tür passiert, unterscheiden. Interessant wird es, wenn es Reibungsverhältnisse gibt. Wenn man sozusagen den Sound einer Stadt oder einer Region erahnen kann, der sich aber über eine regionale Tradition längst hinweggesetzt hat.
Aber man kann das nicht von Leuten verlangen. Das ist auch so eine Crux: Man fordert ja auch nicht von Acts aus den Zentren der westlichen Musikwelt ein, dass sie ihren Ort mitreflektieren. Insofern finde ich es ist zwar interessant, wenn das passiert, aber ich finde nicht, dass das prinzipiell ein Kriterium sein kann.
Ein Act wie Shortparis aus Russland wirkt dann besonders subversiv, wenn man den Kontext und die Produktionsbedingungen miteinbezieht, die dieses Land mit sich bringen. Es ist ja immer auch die Frage, wie man die sozialen Zusammenhänge mitkommuniziert bzw. wie man Sounds, die von einer Community für eine Community produziert worden sind, in einen Festivalkontext bringt.
Thomas Edlinger: Ja, das ist sicherlich ein Problem. Es stimmt sicherlich, dass sich das nicht so leicht übersetzen lässt. Letztes Jahr hatten wir das türkische Duo Jakuzi da. Im Istanbul unter Erdoğan ist es natürlich nicht so lustig, in einem schwulen Zusammenhang Musik zu machen, und natürlich übersetzt sich das nicht im selben Ausmaß für uns hier. Ich finde aber, wenn man das weiß, kann man das trotzdem noch hören. Vielleicht weil der Sound dann doch noch an etwas anderes appelliert.
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Was man dann daran sieht, ist, dass Ästhetiken dann nicht einfach so wie in der bildenden Kunst so eine Fortschrittslogik haben, der sie einfach gehorchen, sondern dass es eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen gibt und bestimmte Dinge eine bestimmte Rolle in bestimmten Räumen spielen, die man nicht so einfach übersetzen kann. Man kann nicht einfach sagen: „Das kennen wir schon, da sind wir schon einen Schritt weiter.“ Sondern das bedeutet an anderen Orten etwas anderes. Und ich finde, es ist wichtig, dass man da eine gewisse Sensibilität entwickelt. Aber die Übersetzung ist schwierig und ein Problem, da haben Sie recht.
Sie programmieren – im Unterschied zu ihrem Vorgänger – auch verstärkt Positionen aus der Improvisation und dem Free Jazz. Hier wiederum vorwiegend aus der lokalen Szene. Das donaufestival steht in der heimischen Szene ja unter Kritik, den lokalen Acts zu wenig Platz einzuräumen. Über die DJ-Line, die es seit letztem Jahr in der Festivalzentrale gibt, versuchen Sie, das etwas auszutarieren. Heuer finden sich außerdem schtum und Katharina Ernst im Line-up. Sie stehen ja, nicht zuletzt aufgrund ihrer Beschäftigung bei FM4, in aktivem Austausch mit der Szene. Wie stehen Sie zu dieser Problematik?
Thomas Edlinger: Zum einen gibt es eine Unzahl guter Musikerinnen und Musiker in Österreich, das ist überhaupt keine Frage, aber es gibt für diese einfach auch andere Auftrittsmöglichkeiten. Und natürlich machen wir ein international ausgerichtetes Festival, das nicht in einer Großstadt stattfindet, sondern bei dem es auch darum geht, so etwas wie Exklusivität auch für österreichische Acts zu gewährleisten.
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Wobei es für die Acts, die dann tatsächlich eingeladen werden, eine Auszeichnung ist, da zu spielen, und auch etwas mit ihrer internationalen Sichtbarkeit macht.
Thomas Edlinger: Manchmal denke ich mir auch, wir sollten vielleicht etwas mehr machen und den Anteil steigern. Aber es gibt zumindest schon die Idee, diese Acts ganz normal in das Programm zu integrieren und keine „Österreicher-Slots“ zu machen. Aber gleichzeitig gibt es so viele internationale Acts, die überhaupt nie oder selten nach Österreich kommen.
Eine weitere Schwierigkeit, die das donaufestival mit sich bringt, sind die Räumlichkeiten. Da gibt es ja sehr wenig Spielraum.
Thomas Edlinger: Ja, ab einer gewissen Größenordnung sind die Räume schon problematisch, weil man nur eine gewisse Größe bieten kann. Es gibt einfach nicht mehr als 900 Plätze in unserer größten Venue und es gibt auch in absehbarer Zeit keine Alternativen.
Die Minoritenkirche ist allerdings auch eine gute Location, die für viele Dinge sehr gut funktioniert. Aber ja, klar, die Suche ist in einer kleinen Stadt schwieriger. Und das gilt nicht nur für die Musik, sondern v. a. für die performativen Arbeiten. In der Musik ist natürlich auch die Lautstärke ein Problem. Wir können auch in den Messehallen nicht ewig laut sein.
„Ohne die digitale Nabelschnur.“
Eine Art, diese rein funktionalen Räume um andere Orte zu erweitern, ist das Format „Stockholm Syndrom“. Das ist ein Format, für das man sich als kleine Gruppe trifft und quasi zu einem Konzert entführt wird, ohne zu wissen, auf welchen Act man trifft und an welchem Ort man gebracht wird.
Thomas Edlinger: Ja, das gibt es auch wieder. Die ursprüngliche Idee dazu war, ein Gegengewicht zu der immer größeren Planbarkeit und Erwartbarkeit zu schaffen. Uns war es wichtig, dass der eigene Körper wieder ins Spiel kommt. Dieser muss physisch an einen bestimmten Ort gebracht werden und sich mit dem, was dort passiert, auseinandersetzen. Ohne die digitale Nabelschnur. Wir wussten selbst nicht, wie das Publikum das annehmen wird. Aber die Leute hat das wahnsinnig interessiert. Es trifft den Nerv der widersprüchlichen Befindlichkeiten, in denen wir uns heute befinden. Dass wir auf der einen Seite alles tracken und kontrollieren wollen, uns auf der anderen Seite aber auch überraschen oder aussetzen wollen.
Inwiefern müssen die Acts durch Ihren Geschmacksfilter? Können Sie so weit abstrahieren, dass Sie sich sagen: „Okay, dieser Act ist relevant, auch wenn ich keinen richtigen Bezug dazu finde.“?
Thomas Edlinger: Es ist, glaube ich, sehr wichtig, mit anderen Leuten zu sprechen. Auch daraus bildet sich so etwas wie eine Haltung, ein Urteil. Es ist ja alles nicht in Stein gemeißelt. Bei Musik ist es oft so, dass man als anderer Mensch rausgeht, wenn man sich darüber ausgetauscht hat. Man bleibt nicht der Gleiche. Das finde ich nach wie vor richtig interessant. Dass man sich dadurch auch selbst in seiner Haltung und seinen Einschätzungen verändert.
Es ist mittlerweile relativ gängig, dass sich gleich gesinnte Festivals zusammenschließen, wie es die Netzwerke SHAPE und We Are Europe vormachen. Das donaufestival hat sich bislang jedoch nicht zu so einer Kooperation entschließen können. Gibt es dafür konkrete Gründe?
Thomas Edlinger: Ja, das stimmt. In dieser Form gibt es das nicht, aber inoffiziell gibt es schon den Versuch eines Austauschs. Aber es ist wahr, wir haben keine offiziellen Partnerschaften. Das ist etwas, was durchaus noch kommen kann. Ich würde das nicht prinzipiell ausschließen.
Das donaufestival versucht auch, wie es selbst sagt, keinem „Gegenwartsfetischismus“ zu folgen und ein vernünftiges Verhältnis von arrivierten Acts, wie dieses Jahr z. B. Godflesh, und Newcomerinnen und Newcomern herzustellen.
Thomas Edlinger: Was meiner Meinung nach bei einem interessanten Festival dazugehört, ist, dass man Musikerinnen und Musiker auch länger verfolgt. Natürlich gehört das irgendwo auch zur Popkultur dazu, dass die Gegenwart immer das wichtigste ist und im besten Fall auch eine spezifische Aussagekraft hat. Aber gleichzeitig habe ich schon einen Vorbehalt dagegen, auch deshalb, weil das so eine Art ideologische Begleitmusik zur kapitalistischen Produktionsweise darstellt. Sich dem so komplett auszuliefern und das als Widerstand, als State of the Art auszugeben, da knirscht es bei mir. Das sehe ich nicht so.
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Es fällt auch auf, dass Acts, die bereits auf dem Festival gespielt haben, noch einmal auftreten dürfen. Dieser Anspruch, ständig neue Positionen zu bringen, macht ja auch nur bedingt Sinn, wenn man sich vor Augen führt, dass sich die Künstlerinnen und Künstler weiterentwickeln.
Thomas Edlinger: Ja, wie z. B. Moor Mother, die für mich eine exzeptionelle Figur ist. Ich finde, dass man auch so etwas wie eine künstlerische Kontinuität und Vertrauensbasis entwickeln kann. Nur weil jemand schon mal da war und etwas Tolles gemacht haben, soll das doch kein Verbot sein, wiederzukommen. Warum soll man die Leute dafür bestrafen, dass sie gut sind und gute Ideen haben? Gleichzeitig geht damit auch eine eigentümliche Entwertung einher, weil kommuniziert wird, dass das im nächsten Jahr dann nicht mehr relevant ist. Natürlich muss man auch neue Dinge präsentieren, denn neugierig sind wir auch alle.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Shilla Strelka
*vgl. Edlinger, Thomas: „Das gespaltene Netzwerk”, in: donaufestival Reader „New Society”, S. 5-18
Termin:
26. April bis 5. Mai, Krems, Niederösterreich