Liebhaber nostalgischer Popklänge der Sorte The Cure, The Smiths oder ganz früher Die Ärzte-Scheiben, werden an dieser Band mit Sicherheit ihre große Freude haben. Touristen Tempo aus Wien lassen in ihrer Musik nämlich in schönster Weise die 80er Jahre hochleben, und das auf eine Art, die so erfrischend modern und „in“ klingt, wie man es nur selten zu Gehör bekommt. Irgendwo zwischen Wave-Musik, Indie-Pop und Punk angesiedelt, bringt die dreiköpfige Truppe wunderbar charmante Stücke auf den Weg, die nur so vor lässigen Melodien und wunderbaren Ideen strotzen. Die nächste Gelegenheit Touristen Tempo live zu erleben, gibt es am 20. April im KSŠŠD in der Wiener Mondscheingasse.
Gäbe eine Skala für den Lässigkeitsfaktor von Musik, wären Touristen Tempo mit ihrer wohl im ganz oberen Bereich anzusiedeln. Denn was die drei Köpfe der Band, Marcin, Anton und Thomas, fabrizieren, hat Stil, Charme, Eleganz und ein hohes Maß an Verweigerungshaltung gegenüber aktuellen Strömungen und Trends. Sie ziehen ihr Ding durch, greifen auf einen Sound zurück, der vor nicht ganz 30 Jahren die Herzen der damaligen Popfans höher hat schlagen lassen und transferieren diesen höchst gelungen in die Gegenwart. Mit Gitarre, Bass und Schlagzeug klassisch instrumentiert gelingt es der Band auf ganz wunderbare Weise, ein Feeling der damaligen Zeit zu reproduzieren, ohne aber dabei in irgendeiner Form altbacken zu klingen.
Die in deutscher und englischer Sprache gehaltenen Songs zünden und fesseln vom ersten Moment an, besitzen Ohrwurmcharakter und zeigen sich erfrischend eigenständig und originell. Was Touristen Tempo mit einer faszinierenden Leichtfüßigkeit gelingt, ist der oft schwer zu meisternde Spagat zwischen Easy Listening auf der einen und Anspruch auf der anderen Seite. Die musikalische Mischung aus Wave, Punk, Indierock und Pop gerät zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, sich in den Untiefen des Mainstreams zu verlieren, vielmehr erwächst aus ihr eine ungemein spannende und von jeglichem Klischee und Pathos befreite Version des Gitarrenrocks, die mal dynamisch, mal etwas zurückhaltender aus den Boxen schallt.
Man kann durchaus sagen, dass man in Zukunft auf jeden Fall mit dieser Band rechnen sollte. Touristen Tempo erfinden das Rad zwar nicht neu, wie sie aber mit dem Bekannten umgehen, es in ein zeitloses klangliches Gewand hüllen, offenbart sich als großes Kino. Man will einfach mehr hören. (mt)
Foto: Daniel Hutter