Besonders vulnerabel hört sich das Stoner-Rock-Trio TOKAN beileibe nicht an. Adjektive wie hart, laut und schweißtreibend passen da schon eher. Nichtsdestotrotz lautet der Titel des Debütalbums „Teil einer vulnerablen Gruppe“ und dürfte wohl vordergründig textlich begründet sein. Obwohl sich auch musikalisch immer wieder ruhige und nachdenkliche Parts einschleichen.
Man hört den Herren Sascha Müller (Bass), Mario Baumgartner (Gitarre) und Daniel Müller (Schlagzeug) durch die Bank an, dass sie vermutlich einen guten Teil ihrer respektiven Biografien in den Proberäumen und auf den Bühnen dieser Welt in der unmittelbaren Umgebung von E-Gitarren verbracht haben. „Teil einer vulnerablen Gruppe“ ist keine sich der Psychotherapie zuschreibende Mantra-Methode, sondern heiligt das Riff in seiner Mannigfaltigkeit. Wobei, es gilt zu spekulieren, ob eben jene Riffs zur heilenden Läuterung der eigenen Seele kredenzt werden. Trotz einem sehr lauten und rockigen Album, dass sich genretypisch oft auf den tonangebenden Gitarren-Riffs oft „ausruht“ und diese wahrlich zelebriert, handelt es sich um ein für den Stoner Rock untypisch intimes Album. Eine ganze Palette an Emotionen wird hier rausgebrüllt und man fühlt sich als ZuhörerIn bisweilen so, als würde man der Band aus nächster Nähe auf die Finger sehen.
Teil einer brachialen Gruppe
Ganz ohne die übliche Wüsten-Trickkiste kommen allerdings auch Tokan nicht über die Runden: Die ruhigeren und psychedelischer angehauchten Teile der Songs lassen einen unweigerlich in die heißen Savannen und von Skorpionen übersäten Einöden der eigenen Gedankenwelt abdriften. Der über weite Strecken instrumental gehaltene Titeltrack „Teil einer vulnerablen Gruppe“ steigert sich interessant bis zu einem Riffgewitter inklusive dezent aggressiver Vocals und könnte auch „Teil einer brachialen Gruppe“ heißen.
Des Weiteren sind etwa das sich an einem filigranen Bass-Lauf orientierende „Massive“ und „Liar“ (Hallo, Cowbell!), welches in progressiveren Gefilden fischt, hervorzuheben. Für diese beiden Songs wurden bereits Musikvideos auf die Menschheit losgelassen, eine kreative Variante der Songpräsentation, die sich Tokan auch für die restlichen fünf Songs des kurzweiligen Debüts vorgenommen haben. Obwohl die ewigen Stoner-Rock-Einflüsse à la Kyuss und Konsorten nicht versteckt werden können und wohl auch nicht wollen, ist „Teil einer vulnerablen Gruppe“ ein spielfreudiges Album der schwerer rockenden Sorte, bei dem Genre-Fans auf voller Lautstärke durchaus ein Ohr riskieren sollten!
Sebastian J. Götzendorfer
Live:
- Mai 2018: dasBach, Wien
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