TÖRLEß – „Transis“

Die Wiener Band Törleß liefert mit ihrem bärenstarken neuen Album „Transis“ (Strizzico) einmal mehr den Beweis, dass sie deutschsprachigen Indierock auf wirklich packende Weise zu interpretieren weiß.

Eines lässt sich auf jeden Fall sagen, diese Band spricht definitiv ihre ganz eigene musikalische Sprache. Wie man schon auf dem 2018er Debüt „Pan Pan Pan“ sehr schön hören konnte, positioniert sich der Wiener Fünfer Törleß mit seinem Stil doch recht deutlich abseits der gewöhnlichen Indie-Pop-Norm, es ist alles irgendwie etwas dünkler, nachdenklicher und melancholischer, sowohl was den Sound betrifft, wie auch die Texte. Natürlich lassen sich musikalisch gewisse Linien auch zu Bands wie Element of Crime oder die Hamburger Schule ziehen, aber das Schöne ist, dass Bandleader und Texter Daniel Weissenbach (Gesang, Gitarre), Johannes Juen (Gitarre), Micha Gabriel Plößnig (Bass), Maya Kranner (Gesang, Akkordeon, Keys) und Judith Hagenhofer (Schlagzeug) genügend eigene spannende Akzente zu setzen wissen und so ihrem Sound einen sehr eigenständigen und avantgardistisch angehauchten Charakter verleihen.

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Mit „Transis“ knüpft die Band im Grunde dort an, wo sie auf ihrem Erstlingswerk aufgehört hat, mit dem Unterschied, dass die neuen und einmal mehr wunderbar stimmungsvoll gewordenen Lieder im Klang deutlich vielfältiger daherkommen. Das hat unter anderem mit der erweiterten Instrumentierung zu tun. So kommen in den neuen Liedern etwa ein Cembalo und eine Gambe prominent zum Einsatz, und auch Chöre sind zu hören. Aber es ist nicht nur das Mehr an Instrumenten, dass einen Unterschied zum ersten Album macht. Auch in Sachen Songwriting zeigt sich die Band deutlich mehr Breite. Von ruhigen und atmosphärisch dichten Nummern bis hin zu rockigeren Passagen ist alles dabei, und das in ausgesprochen abwechslungsreicher Form.

Von den Texten her sind Törleß den eher tiefgründigeren Geschichten treu geblieben. So gibt der Titel des Albums in gewisser Weise das Thema schon vor. „Transis“ sind Grabplastiken auf Steinplatten über Sarkophagen oder Scheingräbern, sie halten den noch Lebenden die eigene Sterblichkeit vor Augen. Es geht in den Songs um die Prozesse des Alterns und die Krisen, die diese mit sich bringen und mit denen alle irgendwann zu kämpfen haben. Liest sich jetzt etwas sehr düster, ist es aber nicht, denn Törleß gelingt es, der Musik trotz der Tiefe die Schwermut zu nehmen. Es sind einfach Songs, die man gerne hört, die etwas aussagen, aber auch bestens zu unterhalten wissen. Und genau dieser gelungene Spagat ist es auch, der den besonderen dieses Albums ausmacht.

Michael Ternai

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28.01.2023 Törleß Album-Präsentation im Ateliertheater Wien

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