The Fictionplay – As Shapes Perform

 Es ist nicht das erste Album von The Fictionplay, trotzdem haftet „As Shapes Perform“ die jugendliche Frische eines Debüts an. Die vier Niederösterreicher rund um Dominik Essletzbichler stürzen scheinbar kopfüber in eine Klangwelt voller gutgelaunter Gitarren, sanfter Hintergrundmelodien und Soft-Punk-Gesang. Schwer ist es, das genaue Genre festzumachen, denn es ist nicht nur ein Auf-und Ab der Gefühle, sondern auch ein beharrliches Schwanken zwischen Happy-Rock und Brit-Indie-Pop.

Sogar in den Liedern selbst schwanken die Stimmungen. Ein Song mag als ruhige Gitarren-Ballade beginnen, um schließlich zu einer Rock-Oper zu mutieren. Trotzdem stellt sich nach kurzer Zeit ein inneres Bild zur Musik von The Fictionplay ein. Jugendliche, die den Tag im Skaterpark verbringen, Jugendliche, die von ihren Eltern nicht verstanden werden und -natürlich- verliebte Jugendliche, die von ihren Gefühlen übermannt werden.
In den Texten werden die Wirrungen der Jugend explizit angesprochen. Damit reitet The Fictionplay auf einer Trendwelle, die von  Airplay-Hits wie „Young Blood“ von The Naked and Famous oder „We Are Young“ von Fun. gestartet wurde. Besonders der Opener „As Shapes Perform“ lässt mit der schwungvollen Gitarrenmelodie und den verstreuten Xylophonklängen wilde Sommernächte aufleben.
Auch „A Letter“ holt das Beste aus dem Teenie-Leid heraus und beschimpft eine verlorene Liebe. Obwohl die Lyrics nur aus sechs Zeilen bestehen, ist das Redundante nicht spürbar. „You don’t know what it means to be a fucking animal, you just know what it means to be a fucking cannibal“, so kurz, so gut, vor allem wenn es im 1990er-Stil mit eiskalter Ignoranz in der Stimme vorgetragen wird. Dazu eine passende Gitarrenmelodie, die an Pavement und Konsorten erinnert und zuletzt das wild herausgesungene „I wrote you a letter“ zum Mitgrölen. Es ist das Lied des Albums, das nicht nur die Musik, sondern auch den Text wirklich auf den Punkt bringt.
Denn die oben erwähnte Vielfalt und die Stimmungsschwankungen sind nicht nur das Besondere, sondern auch das Hinkebein des Albums. „Planetary Dancing Glory“ zitiert anfangs nicht nur stimmlich, sondern auch musikalisch Jack White und macht dies auch gut, bis sich diese Strömung in einer melancholischen Rock-Oper verliert. „Twenty Fifteen“ will episch und chaotisch zugleich, sein, doch der an Muse-Frontman Matt Bellamy erinnernde Gesang will nicht ganz zum gewollten Chaos passen.
Interessant ist „Adolescence“, denn hier verlassen die Vier das Gewohnte Rock-Umfeld. Sehr spärlich instrumentiert, wird anfangs nur zu einem pochenden Synthie-Klang gesungen. Manchmal schleichen sich quietschende Gitarren, und ein Hauch von Synthie-Orgeln ein. Der harmonische Gesang ist gut abgestimmt und der Minimalismus wirkt nicht einengend.
The Fictionplay beenden ihr Album mit einem vertonten Trauerzug. „Lions“ ist nicht nur eine sanfte Gitarrenballade, sondern nimmt im großen Stile Abschied. Glam-Gitarren à la Queen heulen auf, leise Percussions scheppern vorsichtig und die Stimmen sind betrübt. Doch die Band würde sich nicht treu bleiben ohne eine Wende in ihren Abschlusstrack zu schreiben. So mündet alles in einem psychedelischen Zerpflücken der Gitarrensounds, um wieder zum Anfang, also der Ballade, zurückzukehren.
Vielseitigkeit ist eine begrüßenswerte Eigenschaft, und vor allem in musikalischer Hinsicht ist es spannend sich immer wieder neu zu erfinden. Man merkt, dass The Fictionplay vor Kreativität strotzen und viele verschiedene Ideen haben. In manchen Liedern ist das gewollte Chaos sehr harmonisch und bildet eine interessante Klangwolke, in anderen Fällen wäre weniger mehr gewesen. Die Leichtigkeit kann man den Vieren aber nicht nehmen, und das ist wirklich gut so.
CD-Release-Party: 06.03.2013 -Chelsea Wien
www.chelsea.co.at/

Anne-Marie Darok

Fotos: @The Fictionplay

http://www.myspace.com/thefictionplay