Zwei Bands, die stellvertretend für die Vielfalt und die Lebendigkeit der jungen österreichischen Jazzszene stehen, gastieren am 22. und 23. Feber im Rahmen der That`s Jazz Konzertreihe im Gasthaus Salzstadl in Krems. Zunächst wird das Salzburger Trio Namby Pamby-Boy unter Beweis stellen, dass Jazz und Indie nicht unbedingt immer nur unvereinbare Gegensätze darstellen müssen. Tags darauf auf der Bühne des Gasthauses zu sehen ist mit Frick/Helbock ein Zweiergespann, das den Begriff Jazz auf elegante und abwechslungsreiche Art in einem stileübergreifenden Kontext zu interpretieren weiß.
2003 fanden sich die drei jungen Instrumentalisten Fabian Rucker (Reeds), Philip Nykrin (Fender Rhodes) und Andreas Lettner (Schlagzeug) mit dem Ziel zusammen, den Sound des klassischen Trioformats Saxophon, Bass und Schlagzeug einer instrumental eigenwillig erweiterten Definition und Auslegung zuzuführen. Schon bei ihrem vorangegangenen Projekt [midshi] wandelte das Trio auf einem Pfad, welcher sie von der klassischen Interpretation des Jazz hin zu einer sehr elektronisch angehauchten und schräg avantgardistischen Spielform führte. Ganz ähnlich verhält es sich auch bei Namby-Pamby Boy, mit dem Unterschied, dass das Dreiergespann nun seine Inspiration nun nicht mehr alleine aus der Elektronik bezieht, sondern aus den Bereichen des Rock und Hip Hop. Fabian Rucker, Philip Nykrin und Andreas Lettner bedienen sich des reichen stilistischen Fundus der Musikgeschichte und arbeitet deren interessantesten Elemente in die eigenen Stücke ein. Auf diesem Wege vereinen sich im Sound von Namby-Pamby Boy Jazz, Rock und Hip Hop zu einem schlüssigen Ganzen, das sich entgegen allen Gesetzmäßigkeiten, nicht statisch verhält, sondern in einem ständigen Prozess der Veränderung neue Ausformungen entwickelt.
Ähnlich offen, jedoch musikalisch doch ganz anders zeigen sich David Helbock und Simon Frick. Was das Duo, wie man auch auf dem Ende 2011 erschienenen Album „Diagonal“ hören kann, unternimmt, ist der Versuch, die traditionelle Besetzung von Geige und Klavier in einem musikalisch komplett neuen Gewand zum Ausdruck zu bringen. Einen zentralen Ansatzpunkt für die beiden Vorarlberger stellt in ihrem Werken das Experiment dar. Vielmehr als konkrete Vorstellungen von einem ganz bestimmten Sound sind es vor allem Gefühle und Emotionen, von denen sich das Zweiergespann in seinem Tun leiten lässt. Immer auch den Raum für Improvisationen frei haltend, geht es dem Zweiergespann vor allem darum, mit ihrer Musik Stimmungen und Atmosphären weit fernab jeglicher Kopflastigkeit zu erschaffen. Der/die ZuhörerIn ist eingeladen, sich mit ihnen auf eine farbenfrohe Klangreise zu begeben, die auch immer wieder mit spontanen Richtungswechseln aufwartet. In stilistischen Fragen setzen sich David Helbock und Simon Frick erwartungsgemäß über vermeintliche Grenzziehungen und Einschränkungen hinweg, mit dem Effekt, dass ihre Klangsprache nur schwer einer einzelnen Kategorie zuzuordnen ist. Das von den beiden Dargebotene erklingt mal jazzverwandt, mal geht es in Richtung afrikanische oder brasilianische Musik, dann wieder wird ein Schwenk hin zur modernen Klassik vollzogen. (mt)
Foto Namby Pamby-Boy: coxi
Foto Frick/Helbock: Marco Prenninger
Namby Pamby-Boy