Testa – „prod. by (Vol. 1)“

Der aus diversen Rap-Formationen bekannte Tiroler Musiker, DJ und Duzz Down San-Records Head TESTA hat nun sein erstes Soloalbum veröffentlicht: am 1. August erschien die EP „prod. by (Vol.1)“ (Duzz Down San), wobei jeder einzelne Track mindestens ein Tiroler Feature enthält.

EP Cover prod by (Vol. 1)
EP Cover prod. by (Vol. 1) (c) Lazy Eyes

Dass Testa, aka Lukas Ljubanovic, Mundart-Rap macht, kann, und in der dazugehörigen Tiroler Szene tief verankert ist, weiß man bereits aus vergangenen Releases: vor allem das Projekt Von Seiten der Gemeinde wurde immer bejubelt, der Mix aus Hip Hop und Tiroler Dialekt wurde quasi zur Marke Testa & Kolleg*innen. Aber nicht nur Hip-Hop hat Testa drauf, sein Talent im Produzieren reicht von instrumentalen Projekten, hin zu langsameren Beats wie Trip-Hop. Was sich durch die Karriere von Testa bisher zieht, ist das ständige Einbeziehen von Features – Kollaborationen ohne Ende, am liebsten Tiroler*innen, aber prinzipiell alles, was harmoniert. Das macht den Musiker so sympathisch, denn es zeigt, dass er im künstlerischen Austausch produziert, und seinen Kolleg*innen gerne eine Plattform bietet. Dieses Engagement für eine Szene zeigt sich auch bei seinem Label Duzz Down San, das es seit 2008 gibt.

In 5 Schritten zur Tiroler Coolness

Man mag Tirolerisch sprachlich verstehen oder nicht, aber eine schöne Sprachmelodie hat es allemal – und wer hätte gedacht, dass es sich auf Tirolerisch so hervorragend rappen lässt? Mit insgesamt 8 Features in 5 Tracks zeigt das Album, dass deutschsprachiger Rap nicht unbedingt das sein muss, was derzeit in diversen Radios gespielt wird, weil genau der Aspekt des Dialekts noch eine Ebene zum Rhythmus hinzufügt, und die Melodie beeinflusst. Für nicht-Österreicher*innen, oder jene, die österreichischen Dialekt nicht gewohnt sind, mag Mundart-Rap etwas fremd klingen, aber auch unglaublich cool. Man nehme die zweite Nummer „Kurzfilm“, die Mo Cess featured: die Verse werden teilweise mit fast unmerkbarem Bass unterlegt, weil der Sprachrhythmus schon so viel Power in sich hat, und der Refrain gibt dann plus Bass noch einmal richtig Gas. Spannend ist, dass der Dialekt bei manchen Tracks besser, bei manchen schwieriger zu verstehen ist: etwa „Habanero“ (feat. Mosch&Fray) ist tatsächlich ganz gut zu verstehen, außer vielleicht beim Double-Time, da wird’s aber glaub ich sogar für Tiroler Muttersprachler tricky.

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Genug über Tirolerisch sinniert, reden wir über die Features und die Songs an sich. Vom Vibe her sind die Tracks sicher keine fröhlichen Summer-Hip-Hop-Lieder, sondern mehr geballte Coolness, mit schweren Hip-Hop-Beats, schwelendem Bass und minimalistischen Synths. Klaus Run, Feature der Nummer 4 „Garnele“, hebt diese wummernde Schwere mit Rap im reduzierten Tempo sogar noch hervor, was ein fast verzögertes Moment kreiert. Auf dem Track lassen sich auch die vielen Eigenarten des Dialekts schön anhören, wobei man an diesem Zeitpunkt des Albums an den klanglichen Fluss des Mundart-Raps sehr angenehm gewöhnt ist. Etwas loungiger und melodischer wird es dann schließlich am letzten Track „In Echt“ (feat. SanTra&Jesse), der Bass wird reduziert, der instrumentale Part erhöht, und es wird sogar etwas gesungen: ein schöner, sanfter Ausklang zum Album. Ist ein Album mit ausschließlich Tiroler Mundart-Rap etwas das man unbedingt hören muss? – „So isches“, wie Der-Con, Yo!Zepp und Mo Cess ganz am Anfang des Albums sagen.

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Ob Tiroler Muttersprachler, oder Dialekt-Neulinge: egal ob man den Text versteht oder nicht, das Album ist musikalisch großartig, und der Dialekt ist hier auch ein Instrument. Wenn man zuvor Mundart-Musik eher mit traditioneller Volksmusik, oder sogar Schlager assoziiert hat, hat man nun endlich genau die neue Tiroler Coolness die man haben wollte.

Antonia Seierl

Links:
Testa (Facebook)
Duzz Down San Records (Facebook)
Duzz Down San Records (bandcamp)