TENTS – “Stars On The GPS Sky”

Sie bringen ein bisschen Post-Punk ins Jahr 2018, ohne dabei zu altmodisch zu klingen: TENTS präsentieren ihr Debütalbum „Stars On The GPS Sky“ (Numavi Records) das mit moderner Sprache und Retromusik ausgestattet ist.

Post-Punk ist nicht tot und er ist vor allem noch immer nicht langweilig. Dieses Genre, das seine Ursprünge in den düsteren Stunden der frühen 1980er hat, ist erstaunlich änderungsresistent. Will heißen: Wer weiß, wie Post-Punk einmal geklungen hat, wird ihn immer und immer wieder erkennen. Der schleppende Bass, die melancholische Vocal-Melodie und die Melodie in Dur: Dies alles klingt düster, ist aber nicht todtraurig. Man darf nämlich nicht vergessen, dass auch das Wort „Punk“ im Mix drinsteckt, und diesen Einfluss hört man vor allem beim Gesang selbst heraus.

So haben die melancholischen Vocal-Melodien immer auch eine Art Trotz in sich. So als würde der Sänger oder die Sängerin sagen: „Ich bin traurig, aber das geht dich gar nichts an!” Deshalb übt Post-Punk wahrscheinlich immer noch eine so große Faszination aus, denn er strahlt diese nachdenkliche Kümmernis aus, in die man sich einfühlen kann, ohne gleich in Tränen auszubrechen, weil die Musik so dramatisch und tieftraurig ist. Und diese Beschreibung des Oldschool-Genres trifft auch auf die brandaktuelle Platte von Tents zu.

Millennial-Men, die Musik aus den 1980er aufleben lassen.

Albumcover “Stars On The GPS Sky”

„Stars On The GPS Sky“ ist ein Post-Punk-Album, aber auch so viel mehr als das. Die Band bedient sich der alten Melancholie, der typischen Instrumente, gibt dem Mix aber auch seinen ganz eigenen Twist. Deshalb klingt das Album so frisch und modern, wie die drei Bandmitglieder auch aussehen. Auf ihrem Promo-Foto sitzen sie in knalligen Pullis und mit Allerweltsfrisuren vor einer beachtlichen Sammlung von surrealen Saiteninstrumenten und sehen ein bisschen aus, wie man sich die heutigen Millennial-Musiker vorstellt: Bei der Ästhetik haben sie sich bei den 1980ern und 1990ern bedient, trotzdem musizieren sie im neuen Jahrhundert.

Jedoch sind die Anleihen an die früheren Zeiten ganz klar spürbar. Man nehme nur den Song „Secret Patio“, der an Adam and the Ants erinnert, nur dass die Tents ruhig Blut bewahren und nicht wie Adam Ant im Laufe des Songs die Kontrolle verlieren. Die Synthesizer-Töne bei „Cop Gloves“ gehen wiederum in Richtung Gary Numan, aber aus den späten 1970ern. Dafür sprechen auch die flotte Gitarre, der verzerrte Gesang und die leichte Lo-Fi-Produktion, die das Schlagzeug zwar im Vordergrund platziert, es aber leicht dumpf klingen lässt.

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Von der leicht „dreckigen“ Produktion profitiert das ganze Album, und nicht zuletzt die Single „Sabbatical“. Hier bewegen wir uns eher in den Anfangszeiten des Post-Punk, als der Punk-Aspekt noch ein bisschen stärker und das Düstere noch nicht ganz so stark war. Bester Vergleich: The Cure in ihrer frühen Boys-Don’t-Cry-Phase. Ganz plakativ gesprochen ist das die Pop-Version der Post-Punk-Welt. Es ist Musik, die im Hintergrund laufen kann, die aber auch ein großes Publikum mitreißen kann. Das Beste dran: Man versinkt weder in einer überschwänglichen Happiness noch im Eismeer der Trauer. Es ist ein nettes Dazwischen.

Und genau das macht „Stars On The GPS Sky“ zu einer Art Sommeralbum. Es lädt ein, nachts durch die Straßen einer fremden Stadt zu tanzen („Elevator“), es motiviert einen, seinen emotionalen Ballast aus dem Fenster zu brüllen („Dusk“), und es bietet sogar Momente zum Slow-Dance mit dem oder der Liebsten („Actress“). Tents haben ein extrem kohärentes Album kreiert, dessen einzelne Titel sich trotzdem stark voneinander unterscheiden. Und das macht „Stars On The GPS Sky“ zu einem absoluten Keeper.

Anne-Marie Darok

Tents live:
19.05. Fluc, Wien

Links:
Tents
Numavi Records